"Birnenkuchen mit Lavendel": Rain Man aus der Provence
Eigentlich haben wir es mit einer Art „Rain Man“ aus der Provence zu tun: eines Tages läuft ein Unbekannter der gestressten Obstbäuerin Louise auf einem Feldweg vor den Wagen und aus diesem kleinen Unfall ergibt sich eine überraschende Beziehung. Man muss diesen stets überaus korrekt gekleideten bärtigen Typ mit seinem Ordnungszwang, seine Reinlichkeitsliebe und seinen staunenswerten Gedächtnisleistungen einfach liebgewinnen - auch wenn er manchmal extrem anstrengend sein kann, weil er nie zu lügen gelernt hat und stets sagt, was er denkt. Aus der Begegnung zwischen der Landbewohnerin und dem ungewöhnlichen Zeitgenossen ergibt sich nach einigen Komplikationen eine klassische Winwin-Situation: das Leben an ihrer Seite tut ihm gut und bringt seine Ängste zum Schweigen, während sie durch seine Zahlen- und Computerkünste profitiert (wobei das Ende dann etwas unglaubwürdig wirkt) - und die beiden Kinder haben sowieso einen Narren an dem eigenwilligen Kerl gefressen. „ Birnenkuchen mit Lavendel“ ist eine intelligente und höchst unterhaltsame romantische Komödie, sehr appetitlich angerichtet durch Regisseur Éric Besnard. Dem Titel zum Trotz darf man aber keine kulinarischen Höchstleistungen erwarten; eigentlich wird gar nicht so oft gekocht oder gebacken – und die süßen Kuchenkreationen kommen niemals wirklich deutlich ins Bild. Stattdessen kann man sich aber an der soliden Charakterstudie erfreuen, die der Comédie Française-Schauspieler Benjamin Lavernhe in der Rolle des Asperger-Manns bietet.
8 von 10 aufgeklebten bunten Beruhigungspunkten.
franco schedl