Between the Lines Indiens drittes Geschlecht beschreibt das Leben der «Hijras», der Eunuchen, die seit Jahrhunderten am Rand der indischen Gesellschaft leben. Thomas Wartmann besucht unter der Führung der Fotografin Anita Khemka drei unterschiedliche «Hijras», die auf Spenden und Einnahmen aus Prostitution angewiesen sind und doch die einzige Freiheit verteidigen, die sie haben: nämlich jene, weder Mann noch Frau zu sein. Um in ein verstecktes Universum vorzudringen, braucht es in der Regel Führer, die das Terrain kennen. Speziell dann, wenn man als Regisseur ein komplexes und mehrdeutiges Gebiet ohne Vorurteile erkunden möchte, ist man auf zuverlässige, diskrete Hilfe angewiesen. Thomas Wartmann hat zwar die halbe Welt bereist doch in Indien ist er ein Fremder, und, in diesem Zusammenhang nicht unwichtig, ein Mann. Um zur Welt der «Hijras» Zugang zu erhalten, vertraute er sich einer Frau an, die jenes «dritte Geschlecht» bereits kannte. Die junge Fotografin Anita Khemka ist mehr Komplizin als Führerin, aufmerksam und selbst manchmal erstaunt, wenn es darum geht, die drei Protagonistinnen jenseits der dick aufgetragenen Schminke, der auffallenden Kleider und des aufdringlichen Händeklatschens näher kennen zu lernen. Dank ihr und der intensiven Bilder Thomas Riedelsheimers verwandelt sich der Film in eine Chronik unvermuteter Begegnungen: jener zwischen einer indischen Frau, die in einer modernen Welt lebt, welche sich stetig verändert, und drei «Hijras», die einer vergangenen Zeit anzugehören scheinen und im Halbschatten der Gesellschaft leben. Asha, Rambha und Laxmi sind außergewöhnliche Menschen: In modellierten Körpern («Ich möchte Kleopatra sein») verstecken sich reine Seelen, die trotz aller Demütigungen und allen Leidens stolz sind auf ihre Freiheit des «Nicht-Seins». (Antonio Mariotti)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Schauspieler
- Asha, Rhamba, Laxmi
- Regie
- Thomas Wartmann
- Kamera
- Thomas Riedelsheimer
- Author
- Thomas Wartmann
- Musik
- Nils Kacirek