B (Short)

B (Short)

B (corta) Argentinien , 2004

B (Short)
Min. 75
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In einer wunderbaren Mischung aus Garagen-Rock und Metropolis, Zombiefilm und Jean Cocteau erzählt der junge argentinische Filmemacher Bisbano die Geschichte einer verlorenen Jugend in den Straßenschluchten von Buenos Aires, die Apotheose einer großen Freundschaft und den schmerzlichen Moment jenes plötzlichen Sprungs ins Erwachsenwerden. Gefilmt in Schwarzweiß mit einer alten Bolex in den verfallenden Ruinen der argentinischen Hauptstadt. Zu Beginn treffen sich die beiden Jungen irgendwo auf einer der raren Grünflächen außerhalb der Stadt, die es vermutlich heute, Jahre später, gar nicht mehr gibt, weil der Moloch Buenos Aires längst über sie hinweggewachsen ist. Ein Drache steigt in die Luft, der Blick der beiden Jungen ist nach oben gerichtet. Eine Schnur. Eine Hand. Eine Schere. Der Drache steigt in die Höhe, immerfort, bis er nicht mehr zu sehen ist. Knapp zehn Jahre später haben auch wir die Kinder aus den Augen verloren: Teenager mitten in der Großstadt, die sich die Zeit damit vertreiben, auf öffentlichen Plätzen herumzuhängen, durchs Parks zu streunen und vor allem ihrer Skatebord-Leidenschaft nachzugehen. Die Jungen von damals, Matias und Facundo, sind sich seither nicht mehr begegnet, doch die Vetrautheit stellt sich buchstäblich auf den ersten Blick wieder ein, denn dieser ist wie in der Urszene zu Beginn des Films nach wie vor nach oben gerichtet, hinauf zum schwarzen Himmel, auf dem die weißen Wolken sich abwechselnd türmen oder schnell dahin hinziehen. David Bisbanos Porträt zweier Jugendlicher ist mehr als eine Bestandsaufnahme einer zu früh verlorenen Jugend in einem krisengebeutelten Land. Die kraftvollsten Elemente des neuen argentinischen Kinos seine Unmittelbarheit, seine Rauheit und seine Roheit, seine Körperlichkeit, aber auch seine versteckte Poesie werden hier zur Ausdrucksform der jungen Protagonisten selbst, durch die das Leben wie durch einen Verstärker hindurchzugehen scheint. Das Ende dieses Films kann sich nur hoch oben über der Stadt vollziehen, auch wenn es vom höchsten Punkt nur hinuntergehen kann. Und aus den weißen Wolken schüttet es in Strömen. (Michael Pekler)

(Text: Viennale 2004)

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