"Avengers: Infinity War": Marvel liefert ab!

Avengers: Infinity War - Filmkritik
Das epische Action-Abenteuer ist genau der spektakuläre Superhelden-Showdown, dem Marvel-Fans seit zehn Jahren entgegenfiebern.

THANOS IS COMING! Jahrelanger Spannungsaufbau zahlt sich aus – im TV wie auch im Kino. Aber Marvel macht nun Schluss mit ewigen Ankündigungen: In "Avengers: Infinity War" steht Thanos vor der Tür. Und der Mann hält nichts von höflichem Klopfen. Er lässt die Tür lieber ohne Vorwarnung eintreten. Genauso hält es auch das Regie-Duo Joe und Anthony Russo. Der 19. Superhelden-Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) steigt mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration ein: Thanos ist auf der Jagd nach den sechs Infinity Stones. Sobald er die sechs Steine auf seinem Kampfhandschuh vereint, besitzt der galaktische Schurke die Macht, die Hälfte allen Lebens im Universum mit einer Handbewegung auszulöschen. Im direkten Anschluss an die Post-Credit-Szene von "Thor – Tag der Entscheidung" hat Thanos das Schiff mit den letzten Überlebenden aus dem zerstörten Asgard gekapert. Er will den blauen Space Stone von Loki, besser bekannt als Tesseract. Diese erste Auseinandersetzung mit Thanos endet schon nach wenigen Minuten mit einem brutalen Schockeffekt. Soviel sei verraten: Selbst ein Schiff voller Götter und ein Hulk können Thanos nicht aufhalten.

 

Avengers: Infinity War - Filmkritik

Superhelden-Epos mit einigen Überraschungen

Die Warnung vor dem nahenden Unheil erreicht die Erde zu spät. Zwar schickt Thanos nur seine Lakaien, aber die sind auch nicht von schlechten Eltern: Ebony Maw und Cull Obsidian attackieren Dr. Strange. Corvus Glaive und Proxima Midnight greifen Vision und Scarlet Witch an. Währenddessen stößt der schwer geschlagene Thor im Weltraum auf die " Guardians of the Galaxy". Dann geht alles Schlag auf Schlag. Die Helden finden zu kleinen Teams zusammen. Was folgt ist eine spannende Schatzjagd im Stil eines "umgekehrten Heist Movies", bei dem die Helden verhindern, dass Thanos die restlichen Steine bekommt.

Doch mit einem spannenden Actionfilm haben sich die Russo-Brüder nicht zufriedengegeben. Sie liefern mit "Infinity War" ein Abenteuer-Epos ab, das im Superhelden-Genre mit "Der Herr der Ringe" vergleichbar ist. Genau wie Peter Jackson versteht es auch das Regie-Duo, die Herzen der Fans höher schlagen zu lassen – und zwar mit einfachen Rezepten aus den Comic-Heften: Erstens, legendäre Team-Ups von Superhelden, die vorher noch nicht aufeinandergetroffen sind. Zweitens, visuell spektakulär in Szene gesetzte Mann-gegen-Mann-Fights wie in der Flughafen-Szene von "Captain America: Civil War".

 

Avengers: Infinity War - Filmkritik

Echtes Comic-Feeling im Kino

Zwar gibt es auch wieder eine Massenschlacht wie im Showdown des ersten (2012) und des zweiten (2015) Avengers-Films. Doch diesmal ist dieses Schlachtgetümmel nur noch die Pflicht. Die Kür sind die cool inszenierten Fights im Stil eines Beat'em-up-Games. Wenn zig Superhelden gemeinsam versuchen Thanos zu bändigen, um dem Berserker seinen Kampfhandschuh von der Hand zu ziehen, hat man als Fan von Superhelden-Comics das Gefühl, direkt in einem Marvel-Comic gelandet zu sein. So nah am Comic-Erlebnis wurde die Welt der Superhelden zuvor nur von "The Dark Knight" und "Deadpool" für die Leinwand adaptiert. Nur beim gut platzierten Einsatz der Zeitlupe könnten sich die Russo-Brüder noch ein Scheibchen vom guten alten Actionfilm vor dem Superhelden-Zeitalter abschneiden.

 

Avengers: Infinity War - Filmkritik

Thanos ist ein guter Schurke

Mit Thanos (Josh Brolin) hat Marvel auch endlich wieder einen guten Schurken als Gegenspieler der Superhelden. Mit Ausnahme von Loki waren die Marvel-Schurken (zumindest im Kino) eher stereotype Charaktere ohne viel Persönlichkeit, die lediglich als Plot-Tool dienten. Doch "Avengers: Infinity War" erzählt auch die Geschichte von Thanos und gibt der Figur eine Tiefe, die Marvel bei seinen Schurken oft vermissen ließ. Die Tatsache, dass wir die Marvel-Helden aus insgesamt 18 Filmen bereits recht gut kennen, kommt diesem Ansatz natürlich sehr entgegen. Dadurch bleibt mehr Zeit, um die Motivation des Schurken näher zu beleuchten. Die teilweise bekannte Geschichte mit seinen Töchtern Gamora (Zoe Saldana) und Nebula (Karen Gillan) trägt ebenfalls zur guten Charakterisierung des Schurken bei. Außerdem hält "Avengers: Infinity War" einige unkonventionelle Überraschungen bereit.

 

Avengers: Infinity War - Filmkritik

Marvel liefert ab

"Avengers: Infinity War" ist der fulminante Höhepunkt einer beispiellosen erzählerischen Meisterleistung in Sachen World-Building im Kino. Gestartet wurde diese cineastische Erfolgsstory im Jahr 2008 mit dem damals relativ unbekannten Superhelden Iron Man. Doch von Anfang an hatten die Marvel Studios, seit 2007 unter der Führung von Mastermind Kevin Feige, einen langfristigen Plan. Mit Post-Credit-Szenen wurde der jeweils nächste Marvel-Film angeteasert und die einzelnen Filme miteinander verknüpft. So wurde eine größere Erzählung in einem einzigen Marvel Cinematic Universe (MCU) am Laufen gehalten. Das erste Etappenziel war, das Superhelden-Team "Avengers" auf die Kinoleinwand zu bringen. Der Erfolg von Iron Man und die Übernahme von Marvel durch den Disney-Konzern im Jahr 2009 haben dazu beigetragen, dass den Marvel-Helden nicht – wie ihren DC-Pendants – auf dem Weg die Luft ausgegangen ist. "Marvel's Avengers" war ein fulminanter Erfolg und der erste Kino-Blockbuster mit einem Einspielergebnis von über 200 Mio. $ am US-Startwochenende.

Thanos tauchte erstmals in der Post-Credit-Szene des ersten Avengers-Films auf. Von da an war jedem Marvel-Nerd klar, wohin die Reise geht: Nichts Geringeres als ein epischer Kampf aller Superhelden gegen den mächtigsten Bösewicht des Marvel-Universums war zu erwarten. Mit "Avengers: Infinity War" hat Marvel – nach zehn Jahren und 19 Filmen – eindrucksvoll abgeliefert.