AUSDRUCKSLOSER ÜBERLEBENSKAMPF

2011 sorgte J.C. Chandor mit seinem Spielfilmdebüt „Der große Crash - Margin Call“ für Aufsehen.

Nun versucht er mit einem Ein-Mann-Hochsee-Drama zu überzeugen, schafft dies aber leider durch große Schwächen und Logikfehler einfach nicht. Und nicht einmal Robert Redford kann den Untergang des Schiffes verhindern, weder handwerklich noch schauspielerisch.

„Oft hat ma a Pech“ würde man hier sagen, und genau das dachte sich der anonyme Mann wohl auch, als er mit seiner Yacht den Indischen Ozean durchsegeln wollte. Inmitten des unendlichen tiefblauen Meeres rammt ein Container sein Schiff und reißt ein großes Leck in die Seite. Das eindringende Wasser zerstört sein Funkgerät und seine Navigationsausrüstung. Mit notdürftiger Hilfe flickt er das Loch in letzter Sekunde, gerade rechtzeitig, bevor sich eine gewaltige Sturmfront vor seinem Segelschiff aufbaut. Die monströsen Wellen zwingen das Schiff zu mehreren Überschlägen und schlussendlich sieht sich der Mann im aufblasbaren Rettungsboot seinem sinkenden Segeltraum gegenüber – mit kaum Essen, wenig Wasser und völliger Orientierungslosigkeit…

Dieser Film erfordert einen starken Charakter, denn sonst fühlt man sich bei 105 Minuten Stillschweigen etwas verloren. Zwar hören wir in den verzweifelten Minuten des Mannes manchmal ein „Help“ oder „Fuck“, doch der Gesichtsausdruck von Robert Redford bleibt allzu oft ziemlich ausdruckslos. Dass ein gewisses Alter manche Abläufe erschwert, steht außer Frage, doch gerade dann sollten schauspielerische Fähigkeiten überzeugen.

Richtig ärgerlich hingegen und vor allem nicht nachvollziehbar sind jene Momente, in denen das Drehbuch versagt. Routiniert geht dieser Mann mit Flickzeug, Seilzügen und dem Segeln an sich um, aber wieso segelt er ohne Kenntnisse der Funktion eines Sextanten auf die hohe See hinaus? Warum sind die Navigations- und Funkgeräte nicht wasserdicht? Wieso trägt der Mann keine Rettungsweste während des Sturmes, obwohl er zuvor schon über Bord gespült wurde? Diese Versäumnisse scheinen für manche gerade den Höhepunkt des Filmes auszumachen, doch bei der Mehrheit wird das Werk nur verständnisloses Kopfschütteln hervorrufen.

Durch den namenlosen Mann wird die emotionale Zugänglichkeit nochmal erschwert. Minimalistische Freude und fast schon beängstigende Angstlosigkeit prägen den Charakter des Schiffbrüchigen. Ob dies bei einer echten Seenot auch so passiert, wage ich zu bezweifeln.

Erfreulich hingegen sind die ruhigen Unterwasseraufnahmen von Fischschwärmen und neugierigen Haien, die einem bewusst machen, wie hilflos der Mensch eigentlich ohne Technik geworden ist. Die Schönheit der Natur beinhaltet eben auch kraftvolle Zerstörung. Bei einem tiefroten Sonnenuntergang auf hoher See ist die Seele dafür wieder im Einklang mit der Welt.

J.C. Chandors Segler-Drama wird durch eine äußerst minimalistische Darstellung des Hauptprotagonisten zu einem unnahbaren Spiel zwischen Gleichgültigkeit und Überleben. Die gelungenen Settings und Effekte können dem Film noch 6 gutgemeinte Angelhaken einbringen.