Wie ein langsamer, tiefer Traum mutet Lauras Existenz an, ihre erotischen Beziehungen, das Verhältnis zu ihrer Familie, die Trennung von ihrem Freund. Antes que o tempo mude ist ein seltsam schwerer und zugleich schwebender Film von manchmal schmerzhafter Insistenz und dann wieder von der Friedlichkeit eines ewigen Nachmittags am Strand. Ein Film über Einsamkeit, Familie, a room of ones own, und manchmal ist er nichts anderes als die reine Präsenz der Körper, das sinnliche Vergehen der Zeit, die Geräusche von draußen und der Wechsel des Sonnenlichts am Fenster, während Laura auf den Anruf ihres Geliebten wartet. Der Film verrät nicht viel über Laura: Sie hat zwei kleine Kinder, von deren Vater sie getrennt lebt. Sie hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter und ein inniges (wenn auch nicht unkompliziertes) zu ihrer Schwester, die sich mit ihr gemeinsam um die Kinder kümmert. Ziellos driftet Laura durchs Nachtleben, wahllos nimmt sie Männermit zu sich nach Hause und hat Sex mit ihnen, um sich am nächsten Tag noch schlechter zu fühlen. Ihre Einsamkeit und Orientierungslosigkeit wird durch die Tatsache verstärkt, dass Antes que o tempo mude ihr Leben nirgends verortet: Ihre Stadt bleibt gesichtslos, sie ist weder in einem Milieu, einer Szene, einem Freundeskreis oder einem Arbeitsumfeld verankert. Sie spricht nicht viel, und für ihr Handeln liefert Luis Fonseca ebenso wenig psychologische Erklärungsversuche wie eine moralische Bewertung. Die Kamera bleibt ein neutraler Beobachter, der nie den subjektiven Blick eines der Protagonisten einnimmt. So bleiben Laura und ihre Schwester zwei Fremde, die bei dem Versuch scheitern, ihr Leben mit einer Intensität zu füllen, die irgendwann verloren gegangen ist. Was schließlich die von Laura so sehnlich erwünschte Veränderung herbeiführt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen: die Konfrontation mit der Mutter, die sie viel zu lange vor sich hergeschoben hat, oder die einfache Tatsache, dass inzwischen Zeit vergangen ist. Ob sich die Dinge tatsächlich zu ihrer Zufriedenheit verändert haben, bleibt offen: Das Bild des winterlichen Strands, an dem die Schwestern mit den Kindern spazieren gehen, trägt zumindest dieses Versprechen in sich. (Aki Beckmann)
(Text: Viennale 2004)
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Details
- Regie
- Luis Fonseca
- Kamera
- Leonardo Simões
- Author
- Luis Fonseca