Filmkritiken

„Zu ebener Erde“: Obdachlos in Wien

Obdachlosigkeit ist auch in der lebenswertesten Stadt der Welt ein Thema. Trotz großem Wohlstand leben auch hier zahlreiche Menschen ohne festen Wohnsitz. Wie hart das Leben auf der Straße sein kann, versuchen die Filmemacherinnen Steffi Franz, Oliver Werani und Birgit Bergman in ihrer neuen Doku zu verdeutlichen. Sie begleiten dabei unterschiedlichste Menschen in ihrem Alltag und zeigen verschiedenste Aspekte von Armut und Obdachlosigkeit in Wien.

 

Keine Privatsphäre

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Einige von ihnen übernachten in den Unterkünften der Caritas, andere unter einer Brücke und wieder andere machen es sich im Wald am Stadtrand heimelig. So unterschiedlich die Menschen sind, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, so unterschiedlich gehen sie auch mit ihrer Situation um. Die sozialen Kontakte in den Unterkünften sind nicht für alle ein Segen, viele wünschen sich Privatsphäre und bleiben deshalb den Einrichtungen fern. Auch wenn diese Entscheidung auf den ersten Blick befremdlich wirken mag, kann man sie spätestens nach dem Ende der Dokumentation verstehen. Keinen privaten Rückzugsraum zu haben, ist für die meisten Menschen kaum vorstellbar, aber harte Realität für hunderte Obdachlose auf Wiens Straßen. Für Frauen stellt diese Situation meist eine größere Hürde da als für Männer. Sie sind oft auf ihre Partner angewiesen und machtlos deren Gewaltausbrüchen ausgesetzt.

Eindimensional

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Zu ebener Erde“ geht nicht auf politische Verhältnisse oder Schwächen im Sozialsystem ein, sondern konzentriert sich auf die einzelnen Schicksale, die davon betroffen sind. Leider wirkt das Thema „Obdachlosigkeit“ oft zu lose, um das Interesse des Publikums länger als eine halbe Stunde zu halten. Auch wenn die einzelnen Schicksale der Protagonisten berührend sind, werden keine neuen Erkenntnisse über die Problematik geliefert. Es stellt sich die Frage, ob ein Kinodokumentarfilm die richtige Form für diese Geschichte ist. Vermutlich wäre „Zu ebener Erde“ besser im TV-Hauptabendprogramm aufgehoben und hätte so die Möglichkeit, sein wichtiges Anliegen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

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Özgür Anil