Filmkritiken

"Wonder Woman" auf Puls 4: Amazone beendet den Ersten Weltkrieg

In "Batman vs. Superman: Dawn of Justice" hat sie ihren Debütauftritt absolviert und bewiesen, dass sie im Vergleich zu den beiden männlichen Kollegen eindeutig die interessantere Figur ist. Daher bekommen wir nun in einem eigenen Film ihre Vorgeschichte erzählt – und zum Glück lassen sich Bruce Wayne oder Clark Kent hier überhaupt nicht blicken.

Der Dunkle Ritter schickt nur eine verblichene Fotografie zurück, deren Anblick Erinnerungen auslöst. Bevor sie ins Superheldenkostüm geschlüpft ist, war Wonder Woman nämlich eine Amazonen-Prinzessin namens Diana, deren Abstammung ein Geheimnis umgibt und hatte keine Ahnung, was in der Menschenwelt alles vor sich geht. Immerhin übte sie sich unablässig im Kampftraining, um für den Ernstfall gerüstet zu sein, falls der gefürchtete Kriegsgott Ares wiederkehren sollte.

 

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Erster Mann und Erster Weltkrieg

Als ein britischer Spion unabsichtlich die Barriere zum gutversteckten Amazonenreich durchbricht und vor der Insel notlandet, begegnet sie nicht nur ihrem ersten Mann, sondern erfährt zugleich von einem großen Krieg, der gerade die Welt erschüttert. Als geborene Amazone kann sie dabei natürlich nicht tatenlos zusehen und so trifft griechische Mythologie auf moderne Kriegsführung.

Bald steht die wehrhafte Frau auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges, wo sie mit Schwert, Schild und Leuchtseil bewaffnet gegen Granatfeuer und Maschinengewehrsalven antritt. In General Ludendorff glaubt sie den Urheber des ganzen Übels gefunden zu haben: sie hält ihn für Ares höchstpersönlich, weshalb sie ihn als ihren Hauptgegner auserkoren hat.

 

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Umgeschriebene Geschichte

Wirklich überraschend erscheint die Wahl des Kriegsschauplatzes, denn eigentlich hätten sich ja die Nazis als perfekte Gegner für Wonder Woman angeboten (immerhin hat die Figur in den 40er Jahren ihren Comic-Siegeszug angetreten). Vermutlich wollte man keine Neuauflage von Captain America bieten, und hat deshalb die Story in den 1910er Jahren angesiedelt.

Außerdem ergibt diese männerdominierte Gesellschaft, in der Frauen erst zaghaft um ihre Rechte zu kämpfen begannen, eine umso größere Kontrastwirkung zur Titelheldin. Geschichte wird hier großzügig umgeschrieben, und die historische Gestalt Ludendorff erscheint als diabolischer Bösewicht, der wie der Prototyp eines Nazis auftritt und durchaus der Geheimorganisation Hydra aus dem Paralleluniversum von Marvel angehören könnte

Frauenpower vor und hinter der Kamera

Passenderweise wurde die Regie eine Frau anvertraut: für Patty Jenkins ist das seit dem mit Preisen überhäuften "Monster" ihr erste Kinofilm seit 14 Jahren. In der Gestalt einer Chemikerin, die den Spitznamen "Doctor Poison" trägt und ihre deformierte Wange hinter einer Gesichtsprothese verbirgt, scheint eine Anspielung auf dieses frühere Werk enthalten zu sein.

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"Wonder Woman" bietet eine erfreuliche Abwechslung zu den düster-pathetischen DC-Filmen der letzten Zeit. Ein Weltkrieg verspricht zwar auch nicht gerade leichte Unterhaltung, doch die Verquickung eines realistischen historischen Settings mit dem Eingreifen göttlicher Mächte ergibt eine überzeugende Mischung (und nebenbei findet sich auch noch etwas Zeit für witziges Liebesgeplänkel mit Chris Pine oder Ausflüge in den Modesalon). Außerdem enthält das Werk eine sehr pazifistische Botschaft, wenn die große Kämpferin zuletzt die Kraft der Liebe als stärksten Beweggrund erkennt.

Obwohl sich die bezaubernde Gal Gadot also mächtig ins Zeug gelegt hat, um der Welt zu zeigen, was eine Frau alles zustande bringt, dominiert noch immer das Männlichkeitsdenken - sogar im Presseheft zum Film, denn dort heißt es in der Inhaltsangabe, Wonder Woman sei überzeugt, einer bedrohlichen Situation "Herr werden zu können". Mannomann!

4 von 5 Wunderpunkten aus Amazonien.

"Wonder Woman" ist auf Puls 4 am 25. März um 20:15 zu sehen.