Filmkritiken

"Winchester - Haus der Verdammten" auf Amazon Prime: Zimmerfrau für Geister

Normalerweise verbindet man mit dem Namen Winchester nicht gerade Spukerscheinungen, sondern handfeste Schießprügel. Andererseits haben die Erzeugnisse aus der namhaften Gewehrfabrik ja genügend Menschen in den Tod geschickt, die im Jenseits vielleicht nicht sehr gut auf diese Marke zu sprechen sind. Genau da setzt der Gruselfilm der Brüder Spierig an.

Wie sie zunächst versichern, beruht wieder einmal alles auf wahren Begebenheiten. Das ist zumindest teilweise richtig: es gibt in Kalifornien tatsächlich das angebliche Spukhaus und 1906 hat in San Francisco erwiesenermaßen ein katastrophales Erdbeben stattgefunden – dass hier jedoch als Urheber solcher Naturgewalten ein rachsüchtiger Geist herhalten muss, ist reichlich lächerlich.

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Eine Frau in Schwarz

Helen Mirren spielt Mrs. Winchester als weißhaarige Frau in Schwarz, die den Witwenschleier noch immer nicht abgelegt hat, obwohl ihr Mann (der Gewehrerfinder) bereits seit 25 Jahren tot ist. Sie lebt in dem erwähnten Spukhaus, hinter dem sich eigentlich eine permanente Baustelle verbirgt, denn das unübersichtliche Anwesen erhält ständig neue Stockwerke, die zum übrigen Baustil gar nicht passen – und manche der Räume sind mit Brettern verschlossen, in denen genau 13 Nägel stecken müssen.

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Ein verkrachter Mediziner

Auf Drängen der Firmenteilhaber wird ein Psychiater in das seltsame Anwesen geschickt, um ein Gutachten über den Geisteszustand der Witwe abzugeben. Die Geschäftsleute hoffen natürlich, dass Mrs. Winchester für völlig unzurechnungsfähig erklärt wird, damit sie in den alleinigen Besitz des Unternehmens kommen können. Doch die alte Dame ist nicht zu unterschätzen, was dem Arzt schnell klar wird. Zunächst erfährt er, dass ihn die Hausfrau für die Gutachter-Aufgabe selber ausgewählt hat. Der ziemlich verkrachte Mediziner, dessen Alkoholismus und Drogenabhängigkeit kaum zu übersehen sind, hat nämlich eine bewegte Vergangenheit aufzuweisen, die ihn befähigt, selber Geister zu sehen - und davon gibt es in dem Gebäude mehr als genug.

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Ein rachsüchtiger Geist

Das exzentrische Bauwerk hat zum Beispiel als Vorbild für das entsprechende Gebäude in „13 Geister“ gedient. Helen Mirren beherbergt nun weitaus mehr als 13 verlorene Seelen, die alle durch Kugeln aus Winchester-Gewehren ums Leben gekommen sind und in der Witwe ein williges Medium gefunden haben, das auf ihre speziellen Wünsche eingeht. Abgesehen von einen besonders bösartigen Geist, der lieber gleich vom kleinen Neffen der Frau Besitz ergreift, weil er das Blut der noch lebenden Familienmitglieder fließen sehen will. Warum sich die Wut all der Toten ausgerechnet gegen die Produktmarke 'Winchester' richtet, will mir aber nicht einleuchten: Wäre es nicht sinnvoller, wenn sie die entsprechenden Todesschützen mit ihrem Zorn verfolgen oder besser gleich die Politiker als Verursacher der jeweiligen Kriege heimsuchen? Und wieso ergeht es den Familienangehörigen der Marken Colt, Rifle, Mauser oder Remington dann nicht genauso?

Abgesehen von der berühmten Hauptdarstellerin hat die reichlich viktorianische Spukgeschichte viel vom althergebrachten Gruselinventar zu bieten und punktet in erster Linie von den architektonischen Gegebenheiten. Wirklich überraschen kann sie aber nicht und fügt dem Genre keine neuen Impulse hinzu.

5 von 10 geister-sicher vernagelten Türen

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