"Wilde Maus" auf ORF: Haders Regiedebüt mit Kultpotential
Von Oezguer Anil
Als Georg ( Josef Hader) seinen Job als Musikkritiker bei einer Wiener Tageszeitung verliert, gerät sein Leben aus den Fugen. Anstatt seiner jungen Frau Johanna (Pia Hierzegger), die sich schon seit Jahren ein gemeinsames Kind wünscht, von seiner Kündigung zu erzählen, beginnt er einen Rachefeldzug gegen seinen verhassten und auch noch deutschen Chef Waller (Jörg Hartmann). Getrieben von blinder Wut und dem Wunsch nach Vergeltung, verbündet sich Georg mit Kleinkriminellen im Wiener Prater.
Hader als Allrounder
Drehbuch, Regie und Hauptrolle hat alles bei „Wilde Maus“ Josef Hader zu verantworten. Durch zahlreiche Klassiker wie "Muttertag" oder den Brenner-Filmen avancierte er abseits der Kabarettbühnen zu einem der wenigen österreichischen Stars. Von seinem Schauspieltalent konnten wir uns schon vielfach ein Bild machen, aber wie viel von seinen Figuren auf der Leinwand Hader selbst und wie viel davon Drehbuch- und Regie-Vorgaben waren, blieb immer ein Rätsel. Es war vorhersehbar, dass er sich mit dem Schauspielen nicht zufrieden geben und hinter die Kamera treten würde, aber wie gut sein Regiedebüt tatsächlich wird, konnte man nicht erahnen.
„Wilde Maus“ besticht vor allem durch den schwarzen Humor, den man von Hader schon kennt und liebt. Ohne die Leistung von Hader schmälern zu wollen, kann man aber sagen, dass die Filme von Wolfgang Murnberger als Vorbilder für die Inszenierung herangenommen wurden. Die tollpatschigen Action Szenen und die passive Haltung der Hauptfigur erinnern stark an die Brenner Filme, auch wenn es in dieser Geschichte nicht um Mord und Totschlag geht, schwingt immer ein morbider Unterton mit.
Großartiger Cast
Neben Hader ist Pia Hierzegger großartig in ihrer Rolle als alleingelassene Ehefrau. Hierzegger spielt sonst meistens desinteressierte Figuren, die wenig Empathie für ihre Mitmenschen haben, doch in „Wilde Maus“ bietet sie einer ihrer besten Performances. Als nach Aufmerksam schreiende Psychaterin schafft sie es teilweise, Hader in den Schatten zu stellen. Georg Friedrich in seiner Paraderolle als Kleinkrimineller begeistert ebenso wie Murathan Muslu als zwielichtiger Kredithai, wobei man letzteren gerne öfters gesehen hätte.
Kultpotential
Die größten Stärken von „Wilde Maus“ sind ganz klar die kultigen Szenen, die teilweise so absurd sind, dass sie uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Hader weiß nicht nur, wie man Pointen schreibt, sondern kann sie auch in Bilder verpacken. Dabei nimmt er sich selber nie ganz so ernst und schafft es, uns noch lange nach dem Kinobesuch zum Lachen zu bringen. Die Berlinale war von dem Film begeistert und schickte ihn ins Rennen um den Goldenen Bären. Auch wenn es nicht für einen Preis ausreichte, war es ein beachtlicher Erfolg, mit einem Debutfilm auf einem A-Festival im Wettbewerb zu laufen.
Wir sind von „Wilde Maus“ begeistert und hoffen auf ein reges Publikumsinteresse sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Hader dürfte Blut geleckt haben und wird uns in den kommenden Jahren hoffentlich noch mehrere Filme als Regisseur liefern.
"Wilde Maus" ist am 12. Feber um 20:15 auf ORF 1 zu sehen