Filmkritiken

WENN DER BERG NICHT RUFT, SONDERN BLUTET

Nach seinem Zombie-in-Berlin-Thriller „Rammbock“ hat sich der österreichische Regisseur Marvin Kren in die Alpen zurückgezogen – und entfesselt dort ein veritables Gebirgsblutbad. Zwar sprudeln Klassiker wie John Carpenters „The Thing“ als gut erkennbare Einflussquelle in „Blutgletscher“; trotzdem gelingen Kren genügend unterhaltsame Variationen bewährter Kreischeffekte, und er konnte damit auch schon bei internationalen Festivals, wie in Toronto, reüssieren.

Trittsicher findet er die Balance zwischen kalt-düsterem Realismus und wohldosiertem Ekelfaktor. Einzig die Gruppendynamik der attackierten Wissenschaftler gleitet bei hohem Hysterie-Niveau manchmal fast in den Klamauk ab.

Auf einer einsamen Bergstation entdecken Forscher eine riesige Blutzunge im Gletscher. Janek – überzeugend grantig: Gerhard Liebmann – ist der versoffene Veteran der Truppe. Er entdeckt als erster beim Pinkeln im Hochgebirge ein beunruhigendes Insekten-Hybrid: Es sieht aus wie eine unschöne Mischung aus Riesenshrimp und Autoreifen – und kommt ganz ohne Computereffekte aus. Überhaupt beschränkt sich Kren gekonnt darauf, seine bizarren Gebirgsviecher immer nur kurz und schmerzhaft zu zeigen – und natürlich dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Das produziert wohlige Schockmomente – etwa, wenn sich urplötzlich eine Riesenassel im Gesicht einer Wissenschaftlerin verbeißt oder unvermutet ein drachenverwandter Geier ähnlich wie in Hitchcocks „Vögel“ vom Himmel stürzt. Für die Forscher eine erhebliche Herausforderung, zumal sich auch noch hoher Besuch in Form einer Ministerin angesagt hat. Janeks Ex-Freundin ist Teil der Delegation und sorgt für zarte Liebesspannung im Horror-Wahnsinn.

Dass am Ende alles weitergehen könnte, versteht sich von selbst. Aber eine Fortsetzung wäre bei Marvin Kren in guten Händen.

KURIER-Wertung: ****

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