Filmkritiken

WEDER MAMA, NOCH PAPA

Die Eltern trennen sich, der Kampf um die Kinder beginnt. Zu wem soll der Nachwuchs? Zu Mama oder zu Papa? Tränenreich streiten in Kinoklassikern wie "Kramer vs. Kramer" die Eltern ums Sorgerecht für den Sohn. Vater und Mutter umwerben das Kind, um die Wahl für sich entscheiden.

Nicht so in "Mama gegen Papa". In der französischen Brachialkomödie übertreffen sich die Eltern an Gemeinheiten – nur damit sie das Sorgerecht für ihre drei Kinder nicht bekommen. Denn sowohl Mama wie auch Papa haben ein lukratives Jobangebot im Ausland. Und da können sie keinen 9-jährigen Buben, seine pubertierende Schwester und einen verschlafenen Teenager gebrauchen. Zumal die Kinder nicht zu den pflegeleichten gehören, wie sich aus dem Satz einer Babysitterin erschließt, die mit den Worten kündigt: "Ich hasse Ihre Kinder."

Im Zeitalter des Helicopter-Parenting ist ziemlich klar, wie sich verantwortliche Eltern zu verhalten haben. Und genau jenen Konsens greift Regisseur Martin Bourboulon genussreich an. Sehr kalkuliert – und oft mit witzigem Effekt – bricht er in seiner politisch unkorrekten Anti-Kinder-Komödie jedes Eltern-Kind-Tabu. Die bis dahin netten, liberalen Eltern verwandeln sich plötzlich in bösartige Egomanen und tun alles, was "gute" Eltern niemals tun würden: Die minderjährige Tochter in einen Stripclub schleppen; den Hamster des kleinen Sohnes mit Füßen treten; mit dem Paintball aus nächster Nähe auf die Kinder ballern, um sie zu verletzen; sie zu einer Kaiserschnitt-Operation ins Krankenhaus mitnehmen und zusehen lassen (bis sie in Ohnmacht fallen).

Das soll lustig sein? Nicht immer, aber manchmal. Gleichzeitig spürt man das Konzept und ist verstimmt, zumindest ein bisschen. Denn so richtig an die Grenzen geht "Mama gegen Papa" letztlich doch nicht. Da hatte Danny DeVitos schwarze Trennungssatire "Der Rosenkrieg", deren tobender Ehekampf im gemeinsamen Haus wohl als Inspiration diente, ein radikaleres Ende.

"Mama gegen Papa" will zwar ziemlich arg, aber doch nicht ganz arg sein. Am Ende schwenkt alles in den sicheren Hafen des "Remarriage Plot" ein, bei dem sich das Paar wiederfindet – hier eine recht abrupte Kehrtwende. Bis es dazu kommt, gibt es jedoch einige deftige Späße. Wenn etwa die Mutter auf der Party der zwölfjährigen Tochter auftaucht, dort ihren Busen dezent dem 13-jährigen Begleiter zeigt und sich lasziv auf der Tanzfläche windet, liegen Pubertätsfantasie und Peinlichkeit herrlich eng beisammen. Und man weiß kaum noch, was schlimmer ist: Eltern sein oder Kind.

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