Filmkritiken

VON DER DORFGEMEINSCHAFT ZUM LYNCHMOB

Nicht immer tut Kindermund die Wahrheit kund. Im neuen Drama des dänischen Regie-Stars Thomas Vinterberg, der sich nach einigen Rückschlägen sichtlich um ein Comeback in die erste Liga bemüht, spricht der Kindermund eine dezidierte Lüge aus. Ein kleines Mädchen bezichtigt ihren Kindergärtner und besten Freund ihres Vaters des sexuellen Missbrauchs. Binnen Kurzem wird der softe, nette Mann – mit großer Integrität vom immer guten Mads Mikkelsen gespielt – zum geächteten Außenseiter. Denn die freundliche dänische Dorfgemeinschaft verwandelt sich schnell in einen Lynch-Mob.

Gefühlsintensiv und effekthascherisch inszeniert Vinterberg eine vordergründige Moralparabel über eine moderne Hexenjagd. Zwar setzt er auf dokumentarischen Realismus, will aber eigentlich einen Spannungsthriller erzählen. Dadurch wird das angeblich authentische Verhalten der Erwachsenen zunehmend unglaubwürdig. Und Vinterbergs Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch zweifelhaft.

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