Viennale

Viennale - Tag 1: Gegensätze ziehen sich an

Ein Vater-Sohn Drama, wütende amerikanische Jugendliche und idealistische Österreicher, all das hatte die Viennale bereits am ersten Tag zu bieten. Die drei Arbeiten unterscheiden sich nicht nur durch ihre unterschiedlichen Themen, sondern zeigen vor allem auch wie unterschiedlich Kino sein kann, egal ob nüchterne Distanz, schrille Farben oder poetische Kamerafahrten, auf dem größten Filmevent des Landes ist für jeden etwas dabei.

Evge

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Evge“ ist das Regiedebüt des erst 27 jährigen Nariman Aliev. Er erzählt darin die Geschichte von Mustafa und seinem Sohn Alim, die zusammen Ärzte bestechen, um ihren toten Sohn und Bruder Nazim zu beerdigen. Mit dem Leichnam des Kriegsopfers machen sie sich auf den Weg zur Halbinsel Krim, der Heimat von Mustafa. In der von politischen Spannungen geprägte Region soll er neben seinem Großvater und seiner Mutter beigesetzt werden. Der ukrainische Regisseur konstruiert ein intimes Roadmovie bei dem nicht nur die schöne Landschaft ins Auge sticht. Das Vater-Sohn-Drama überzeugt durch eine präzise Kameraarbeit und einer klaren Vision des jungen Filmemachers. Auch wenn die großen Handlungsstränge spannend erzählt sind, zeigt sich seine Unerfahrenheit vor allem in den Details. Aliev ist ein Cineast, aber leider ist seine Bewunderung  für Andrey Zvyagintsev (Leviathan) allzu offensichtlich und im Gegensatz zum russischen Meisterregisseur schafft er es nicht, in den leiseren Zwischentönen seine handwerkliche Eleganz beizubehalten. Nichtsdestotrotz ist „Evge“ ein packendes Melodrama und auf jeden Fall einen Besucht wert.  Nächste Vorführung: 2.11 um 15:30 im Stadtkino

Knives and Skin

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Jennifer Reeders "Knives and Skin" ist das komplette Gegenteil von Alievs Debütfilm. Anstatt Söhne mit ihren Vätern, stehen hier junge Frauen mit der Gesellschaft im Clinch. Nach dem Verschwinden der 14jährigen Carolyn wissen die Bewohner einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Wir bekommen einen Einblick in die Welt von Carolyns Schulfreundinnen, die sich gegen die männliche Dominanz in ihrem Umfeld behaupten müssen. Reeder setzt stark auf grelle Farben und schummriges Neonlicht. Ihr Stil erinnert dabei sehr an David Lynch und Nicols Winding Refn. Sie mischt Thriller-Elemente mit schwarzem Humor und kreiert damit einzigartige Stimmungen im Kino, die vor allem ein junges Publikum ansprechen dürften. Leider bleibt ihre Gesellschaftskritik nur an der Oberfläche und ihr aktionistischer Ansatz geht über Schenkelklopfer nicht hinaus. Die Handlung ist stellenweise unübersichtlich und wirkt redundant, weshalb „Knives and Skin“ vor allem als visuelles Spektakel funktioniert.

Nächste Vorführung: 27.10 um 20:30 im Gartenbaukino

A Hidden Life

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In "A hidden Life" widmet sich Terrence Mallick der Lebensgeschichte von Franz Jägerstätter, einem oberösterreichischen Kriegsdienstverweigerer, der bis zu seinem Tod für seine Ideale einstand. Der amerikanische Starregisseur bleibt seinem poetischen Stil treu und inszeniert das Historiendrama mit viel Pathos, Musik und dynamischen Bildern. In den Hauptrollen glänzen August Diehl und Valerie Pachner, doch auch die Nebenrollen bringen einem zum Staunen, denn das Who-is-Who der deutschsprachigen Filmwelt stand Mallick hier zu Diensten. Hinter der Kamera wirkten durch den Einsatz ihres Tonprofessors William Edouard Franck, auch Studierende der Filmakademie Wien an der Tongestaltung des Filmes mit. Die einzigen Wermutstropfen sind die knapp dreistündige Laufzeit und die Mischung zwischen englischen und deutschen Dialogen, weshalb man sich vor allem als österreichischer Zuseher nie wirklich in das Drama hineinfallen lassen kann.

Nächste Vorführung:  27.10 um 14:30 im Gartenbaukino