Filmkritiken

"Teheran Tabu": Ethikunterricht im Kino

In seinem Debutfilm „Teheran Tabu“ porträtiert Ali Soozandeh eine iranische Gesellschaft voller Widersprüche und Gegensätze. Statt in der iranischen Hauptstadt, wurde in einem Wiener Filmstudio gedreht. Einerseits weil es unmöglich gewesen wäre, einen derart expliziten Film über Doppelmoral und Religion im Iran zu drehen, andererseits, weil das Drama größtenteils im Computer entstanden ist. Durch das Rotoskopieverfahren, eine Animationstechnik, bei der reale Schauspieler animiert, aber ihre Mimik und Gestik übernommen werden, war es möglich, Schauspieler, die noch nie im Iran waren, mitten in Teheran zu platzieren.

Doppelmoral

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Wir begleiten Pari (Elmira Rafizadeh), eine Prostituierte, die wegen ihrem stummen Sohn von ihren Freieren schikaniert wird, bei ihrem Kampf um Selbstbestimmung. In einem Nachtclub verliert eine junge Frau ihre Jungfräulichkeit, und setzt alles daran, damit ihr Verlobter nichts davon erfährt. Was uns Soozandeh jedoch wirklich erzählen will, ist, dass Arbeiter, Bankangestellte und sogar Richter mehr Dreck am Stecken haben als sie die Öffentlichkeit glauben lassen wollen. Ein politisch brisantes und auch wichtiges Thema. In einem religiös so konservativen Land wie dem Iran scheint es unausweichlich, die Themen Religion, Doppelmoral und Frauenrechte zu thematisieren. Leider macht es sich „Teheran Tabu“ jedoch oft zu einfach. Das Drama ist von großer politischer Bedeutung, aber erzählerisch zu einfach gestrickt, um in einen ernsthaften Dialog mit dem Publikum zu treten.

Redundant

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Teheran Tabu“ bündelt seinen gesamten Inhalt bereits in der ersten Szene und wiederholt diesen dann in den restlichen neunzig Minuten. Während ein Taxifahrer von einer Prostituierten einen Blowjob bekommt, erkennt er seine Tochter auf der Straße mit einem jungen Mann wieder und beschimpft sie als Schlampe. Jedem im Kinosaal sollte zu diesem Zeitpunkt bereits klar sein, worauf Soozandeh mit seinem Film aufmerksam machen will, und wenn nicht, dann hätte man noch den restlichen Film Zeit, um es herauszufinden, wäre da nicht das überdeutliche Drehbuch. Sofort hebt Pari ihren Kopf vom Schoß des wütenden Taxilenkers und sagt: „Aber du bist es doch der gerade Ehebruch begeht“, solche mahnenden Sätze, die es leider nahezu in jeder Szene gibt, lassen „Teheran Tabu“ mehr wie einen Ethikunterricht als wie einen Spielfilm wirken.

Das Drama ist sexuell expliziter als das zeitgenössische iranische Kino, das sich im Grunde mit den selben Themen beschäftigt, aber kommt erzählerisch nicht an Filme von Jafar Panahi oder Asghar Farhadi ran.

4 von 10 korrupten Richtern

Özgür Anil