Vienna Shorts: Geballte Ladung Kurzfilme
Von Oezguer Anil
Gleich zu Beginn des Festivals stand eine spannende Diskussion am Programm. Bei „Fair Festival work now" sprach Daniel Ebner mit Barbara Fränzen (Bundeskanzleramt Österreich, AT), Grit Lemke (Filmfestivalarbeit gerecht gestalten, DE), Katja Wiederspahn (Programmkoordination & -beratung, Viennale, AT), Kurt Brazda (Regisseur, Mitglied des IMAGO Working Conditions Committee, AT) und Markus Zöchling (Festivalarbeiter, u.a. Viennale, Diagonale, Crossing Europe, AT) über die prekären Arbeitsbedingungen bei Filmfestivals. Nur 8% der Mitarbeiter von 17 österreichischen Filmfestivals sind Vollzeit angestellt und können von ihrer Arbeit auch tatsächlich leben. Für die meisten Festivals steht nicht genug Geld zur Verfügung, um die MitarbeiterInnen entsprechend zu bezahlen. Grit Lemkes Versuch, das Gütesiegel „Fair Festival“ in Deutschland zu etablieren, ist in dieser Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung. Festivals, die ihre Mitarbeiter fair bezahlen und sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen stellen, könnten mit diesem Gütesiegel zusätzlich auf sich Aufmerksam machen und andere Festivals dazu motivieren, es ihnen gleich zu tun.
600 Minuten Programm
Das erste Filmprogramm waren „ Golden Nights“, das in Zusammenarbeit mit der Akademie des österreichischen Films und der französischen Académie de Cesar entstand. Gezeigt wurden die weltweiten Gewinner der größten nationalen Filmpreise, dementsprechend lang war das Programm. In fast 600 Minuten konnte man sich ein breites Bild vom internationalen Kurzfilmschaffen machen. Auch der Oscar-Gewinner „The Silent Child“ aus Großbritannien war vertreten, aber blieb weit unter unseren Erwartungen.
Sprechende Hühner
Im Internationalen Wettbewerb „Strange days have found us“ konnte man vor allem einige semi-dokumentarische Arbeiten sehen. Die Kurzfilme waren teilweise sehr avantgardistisch, weshalb eine hohe Aufmerksamkeit bei diesem Programm ratsam ist. Unser Highlight war das Trash-Mafiadrama "Babylon". Am 31.5 um 17:30 gibt es ein letztes Mal die Gelegenheit, den Kurzfilmblock im Metrokino zu sehen.
Nationaler Wettbewerb
Im Österreich Wettbewerb „Entfernung“ trafen unterschiedlichste filmische Zugänge aufeinander. Annja Krautgassers „Dachszenen“ erzählt essayistisch über mehrere Frauen und deren Blicke auf die Welt. Sie beobachtet mit der Kamera über ein Jahr hinweg ihre Nachbarn und fängt dabei so manch poetisches Bild ein. Bernhard Wengers „Entschuldigung ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ ist einer von zwei Beiträgen aus der Filmakademie Wien und sorgt mit seinem skurrilen Humor für viele Lacher. Kurdwin Ayubs "Boomerang" kann trotz Laiendarsteller leider nicht an die Lebendigkeit ihrer dokumentarischen Arbeiten anschließen. Das Programm „Entfernung“ ist am 31.5 um 15:30 im Metro Kino zu sehen.
Das VIS geht noch bis 4. Juni. Das gesamte Programm findet Ihr hier: https://www.viennashorts.com/programm/timetable/