Filmkritiken

"Victoria - Männer und andere Missgeschicke": Der Belastungszeuge ist ein Dalmatiner

Spätestens seit „Birnenkuchen mit Lavendel“ sollte sich im deutschsprachigen Raum verbreitet haben, dass Virginie Efira nicht nur umwerfend aussieht, sondern auch eine großartige Schauspielerin ist. Das kann sie nun erneut in einem tragikomischen Film unter Beweis stellen, der in Frankreich besonders gut angekommen ist und für fünf Césars nominiert wurde.

Ein chaotisches Frauenleben

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Die alleinerziehende Anwältin Victoria lebt mit zwei kleinen Töchtern in einer unaufgeräumten Wohnung und kriegt so gut wie nichts auf die Reihe: sie wirft Tabletten ein, zündet sich eine Zigarette an der nächsten an, labert ihrem Psychiater (und allen anderen Mitmenschen) die Ohren voll, konsultiert nebenbei noch eine Hellseherin, empfängt Onlinebekanntschaften für schnellen Sex, während die Kinder im Nebenzimmer schlafen - und außerdem hat sie einen jungen Ex-Deale als Praktikant und Kindersitter bei sich einquartiert. Kurz gesagt, die Frau vermittelt den Eindruck, dass ihr Leben total aus dem Ruder läuft und steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

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Vielleicht gibt ihr ja der skurrile Prozess, in dem sie gerade steckt, den Rest: sie verteidigt einen guten Bekannten wegen Mordversuchs an seiner Freundin und muss es hinkriegen, den einzigen Belastungszeugen zu entkräften – bloß handelt es sich bei dem um gar keinen Menschen, sondern um einen Hund. Zugleich tritt sie bei einem anderen Prozess selber als Klägerin auf, weil ihr bohèmehafter Ex-Mann einen autobiografischen Blog veröffentlicht, der intimste Details auf Victorias (Berufs)Leben ausplaudert. Man sieht also: unter all diesen Problemen würde sogar ein Mensch mit weniger robustem Nervenkostüm zu leiden haben. Aber immerhin befindet sich die Frau in bester Gesellschaft, denn auch die anderen Protagonisten sind fast ausschließlich durchgeknallte Egomanen.

Auf-der-Stelle-Treten

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Regisseurin Justine Triet sieht ihren Film selbst als „verzweifelte Komödie über das chaotische Leben einer modernen Frau“ und hat mit Virginie Efira eine Darstellerin gefunden, deren komisches Talent so aufgeprägt ist, dass sie oft wie ein weiblicher Woody Allen wirkt. Selbst unter diesen idealen Voraussetzungen fällt es dem Zuschauer auf die Dauer jedoch schwer, am chaotischen Leben der Hauptfigur wirklich Anteil zu nehmen. Das mag allerdings auch daran liegen, dass hier – nach den Worten der schwarzen Wahrsagerin, bei der sich Victoria regelmäßig die Karten lege lässt – nichts von der Stelle kommt oder sich höchstens im Kreis dreht. Und das wirkt bei aller genialen Verkorkstheit dann doch etwas monoton.

7 von 10 chaotischen Drehmomenten

franco schedl

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