Venom: Der neue Trailer und was uns dazu einfällt
Von Erwin Schotzger
Die Welt hat genug Superhelden. Dieser Meinung ist zumindest Sony Pictures und bringt im Herbst "Venom" ins Kino. Der Alien-Symbiont hat 1984 in den Marvel-Comics als neues Kostüm von Spider-Man das Licht der Welt erblickt. Leider hat sich bald herausgestellt, dass es sich dabei um einen außerirdischen Parasiten handelt, der seinem menschlichen Wirt nicht nur Superkräfte verleiht, sondern auch dazu neigt, die Kontrolle zu übernehmen. Venom ist heute einer der legendärsten Gegner von Spider-Man. Doch im neuen Film ist alles ganz anders. Hier ist der neue Trailer zum Film von "Zombieland"-Regisseur Ruben Fleischer:
Offizieller Trailer #2 (D): VENOM
Tom Hardy spielt den Aufdeckungsjournalisten Eddie Brock. Im Film (anders als im Comic) deckt er offenbar geheime Experimente von Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed) auf. Der verrückte Wissenschaftler will einen Alien-Mensch-Hybriden schaffen. In den Marvel-Comics hat Drake fünf verschiedene Symbionten von Venom abgespalten. Einer davon – Riot – kommt auch im Trailer vor. Brock wird bei seiner Aufdeckungsarbeit von Venom als Wirt ausgewählt und gerät (zumindest im Comic) immer mehr unter den aggressiven Einfluss des Aliens. Ob das im Film auch so ist, bleibt abzuwarten. Da die Spider-Man-Filme jetzt von den Marvel Studios umgesetzt werden, könnte Sony darauf abzielen, Venom als Anti-Helden zu etablieren. Brock könnte also im Film die Kontrolle über Venom behalten.
Damit scheint im Film die Herkunft von Venom ganz anders und völlig unabhängig von Spider-Man zu sein. Im Trailer scheint Venom vor allem als Alien-Monster zu dienen. Das nimmt dem Marvel-Charakter ganz wesentliche Eigenschaften. Doch das heißt ja noch lange nicht, dass "Venom" deshalb als Actionfilm nicht funktioniert. Im Gegenteil: Bei Action und Humor kann der Trailer auf jeden Fall punkten. Und auch die Besetzung glänzt mit Hardy als Eddie Brock und Michelle Williams als Brocks Ex-Frau Anne Weying.
Angeblich spielt sogar Woody Harrelson eine Rolle. Allerdings wird aus seiner Teilnahme am Film ein großes Geheimnis gemacht. Das befeuert Gerüchte, dass Harrelson die Rolle von Cletus Kasady spielt. Kasady ist ein psychopathischer Killer, der zu Carnage wird. Carnage ist ein Spross von Venom, der zum großen Gegenspieler von Venom wurde (gleichzeitig avancierte Venom vom Bösen immer mehr zum Anti-Helden). Doch davon ist im Trailer nichts zu sehen. Es könnte sein, das Harrelson als Carnage lediglich für einen möglichen zweiten Teil als Gegenspieler aufgebaut wird.
Beim Schurken Dr. Carlton Drake ist hingegen Skepsis angebracht. Das liegt nicht an der Besetzung mit Riz Ahmed, sondern eher daran wie der Bösewicht im Film angelegt ist. Zumindest im Trailer scheint der Marvel-Film von Sony Pictures einmal mehr auf einen Showdown zwischen Eddie Brock/ Venom und einem mit ähnlichen Kräften (und einem zweiten Symbionten) ausgestatteten Drake/ Riot hinauszulaufen. Nicht gerade eine originelle Idee. Tendenziell sind Schurken, die einfach nur die Kräfte des Helden spiegeln, eher langweilig. Wirklich großartige Bösewichter im Superhelden-Film spiegeln nicht die Superkräfte des Helden, sondern unterscheiden sich durch markante eigene Fähigkeiten. Das hat Christopher Nolan bei "The Dark Knight" eindrucksvoll gezeigt. Der Joker ist zwar eine Reaktion auf Batman, ein Spiegelbild der Schattenseiten des Helden, aber äußerlich und bei der Wahl der Methoden oder Superkräfte unterscheiden sich die Kontrahenten wesentlich. Das gilt auch für Superman und Lex Luthor, Daredevil und Kingpin, Jessica Jones und Kilgrave und so weiter. Und auch Venom ist (im Comic) nicht nur ein böses Spiegelbild von Spider-Man.
Doch der Trailer ist ja noch nicht der ganze Film: "Venom" kommt am 3. Oktober in die heimischen Kinos.
Erwin Schotzger