TRAGIKOMISCHE ERFAHRUNGEN MIT DER LIBIDO
Von Franco Schedl
Ein Film ohne Höhepunkte? Bitte nicht - das wäre viel zu langweilig. Noch langweiliger ist es freilich, bloß auf herkömmliche Art den Höhepunkt zu erreichen, und deshalb lassen sich fünf Paare in dieser australischen Erotikkomödie mitunter ganz schön schräge Dinge einfallen, um zum "kleinen Tod" (oder weniger poetisch gesprochen: Orgasmus) zu gelangen. Das kann manchmal zum (Lust)schreien komisch oder ganz schön fies bzw. ziemlich schmerzhaft sein (denn sobald es um den kleinen Tod geht, ist dessen großer Bruder oft auch schon in der Nähe). Alle Paare wohnen übrigens in derselben Gegend und einige kennen einander sogar persönlich. Die Geschichten sind kunstvoll ineinander verzahnt und werden nicht unbedingt chronologisch erzählt, was zu überraschenden Zeitsprüngen führt, wie man sie seit "Pulp Fiction" schöner nicht gesehen hat.
Als running - oder eher walking - Gag tritt ein freundlicher älterer Herr in Erscheinung, der neu zugezogen ist und nun mit selbstgebackenen Keksen von Tür zu Tür geht, um zugleich eine etwas unangenehme Mitteilung los zu werden, zu der ihn ein Gerichtsbeschluss zwingt.
Zwischendurch erhalten wir immer wieder eingeblendete Definitionen von sogenannten Perversionen - und das ist auch gut so, denn wer von uns wüsste schon auf Anhieb, wie man die sexuelle Erregung durch den Anblick von Schlafenden nennt? Die meisten hätten ja vermutlich nicht einmal geahnt, dass es so etwas überhaupt gibt.
Welcher Lustgewinn steckt wohl dahinter, wenn es eine Frau ständig darauf abgesehen hat, ihren Mann zum Weinen zu bringen? Und wird es einem anderen Mann gelingen, der Vergewaltigungs-Phantasie seiner Frau glaubwürdig nachzukommen? Ein Büroangestellter hingegen, dessen keifende Frau ihn zur Verzweiflung treibt, findet einen ganz speziellen Dreh, um an der Seite dieser Furie dennoch glücklich zu werden - doch auf sein Berufsleben wirken sich die nächtlichen Aktivitäten fatal aus.
Mit viel Witz, großer Leichtigkeit und schwarzem Humor werden hier Wege und Irrwege der Libido aufgezeigt. Die Erotik spielt sich dabei in erster Linie in den Köpfen der Zuschauer ab: der Film hat es aufgrund seiner anderen Qualitäten nicht nötig, auf nackte Tatsachen zu setzen und die Sexszenen sind sehr zurückhaltend inszeniert. Das größte Problem ist freilich nicht so sehr ein ausgefallener sexueller Geschmack, als vielmehr die Unaufrichtigkeit mancher Partner, die dazu führt, dass garantiert nicht jede Episode zu einem versöhnlichen Ende kommt.Zum Abschluss noch ein weiteres Rätsel aus dem Reich der Sinne gefällig? Bitte sehr: Wie kann wohl ein Gehörloser Telefonsex praktizieren? Auch darauf hat der Film eine überraschende Antwort - und höchst romantisch ist sie obendrein!
8 von 10 orgiastischen Höhepunkten.