Filmkritiken

"47 Ronin" auf Netflix: Keanu Reeves schwingt das Schwert

Die Geschichte der 47 Ronin ist in Japan ein faszinierender Nationalmythos. Noch heute pilgern Einheimische täglich zu den Gräbern, der wohl treuesten herrenlosen Samurai, die es je gab. Im 18. Jahrhundert stellten sich eben diese 47 mutigen Männer gegen eine feindliche Übermacht und rächten erfolgreich ihren Herren. Carl Erik Rinsch ist dafür verantwortlich, dass aus diesem Ereignis ein Hollywood-tauglicher Film entstand, welcher, abgesehen von den starken Fantasy-Elementen, der Vorlage ziemlich treu bleibt und zu den teuersten Non-Happy-End Filmen (200 Millionen Dollar Budget) aller Zeiten gehört.

Herrenlose Samurai

Unter den Augen des Shoguns Tsunayoshi erhebt Lord Asano im Schlafwandeln sein Schwert gegen Widersacher Lord Kira und wird in letzter Sekunde davon abgehalten, ihn zu töten. Die Strafe für diese unrühmliche Geste ist der Tod, doch mit einiger Überzeugungskraft gelingt es, einen ehrenvollen Ausweg zu finden: Seppuku, den rituellen Selbstmord! Die nun 47 herrenlosen Samurai beschließen unter der Führung von Oishi blutige Rache an Lord Kira und seinen Verbündeten zu üben. Machtvolle Unterstützung erhalten sie von dem Halbblut Kai, der nie als Gleichrangiger von den Samurai akzeptiert worden ist, obwohl er oftmals beweisen konnte, dass mehr als nur ein Handlanger in ihm steckt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg der Rache, der nicht nur von Lord Kiras Männern erschwert wird, sondern auch von einer gestaltwandelnden Hexe namens Mizuki….

Liebe zum Detail

Die Filmemacher haben einen konsequenten Mut bewiesen. Sie werden wahrscheinlich einen der größten finanziellen Flops einspielen, denn in den USA hat der Film nur rund 22,3 Millionen Dollar am ersten Wochenende erzielt. Das liegt größtenteils an der traditionellen Machart und der Treue zu den Charakteren und der Kulisse. Bis auf Keanu Reeves ist die restliche Besetzung durch und durch japanisch. Großartig wie immer: Hiroyuki Sanada.

Die unnahbaren Samurai tragen leider zu keiner emotionalen Tiefe bei und doch beeindruckt das Werk mit seiner Liebe zur Originalität. Satte Kirschbäume, die ihre Blätter im Wind verteilen und das tiefe Grün der Gräser erzeugen ein Gefühl der inneren Ruhe, während sich farbenprächtige Gewänder an authentische Träger schmiegen. Großartige japanische Bauten und ein Fingerspitzengefühl für traditionsreiche Details machen den Film für Japan-Fans einzigartig. Dass ein 08/15 Hollywood-Action-Fan damit nicht viel anfangen kann, liegt auf der Hand.

Ein kleiner Nachteil ist, dass nur mittelmäßige CGI-Effekte unsere Augen erreichen. Wer darüber aber hinweg sehen kann, der wird mit einem düsteren, sehr authentischen, aber manchmal auch etwas unterkühlten japanischem Film einen schon fast Arthouse-mäßigen Kinospaß erleben.

7 von 10 Kirschblüten.

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