Filmkritiken

Thor – Tag der Entscheidung: Action & Fun nach bewährten Marvel-Erfolgsrezepten

Marvel hat im Gegensatz zu den düsteren Kino-Abenteuern der Superhelden-Konkurrenz von DC schon immer auf bunte Action und lässige Sprüche gesetzt. Nach diesem Erfolgsrezept wird auch im dritten Teil von "Thor" gekocht. Schon im zweiten Teil, "Thor – The Dark Kingdom", war nicht ganz klar, ob der Film eher "Herr der Ringe" oder doch lieber "Star Wars" sein will. Diesmal fällt die Entscheidung schon eindeutiger aus – in Richtung Weltraum-Abenteuer. Zu Beginn hat zwar Dr. Strange ( Benedict Cumberbatch), der oberste Magier des Marvel-Universums, einen Cameo-Auftritt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Götter wie Thor und Loki doch eigentlich mythologische, also magische Wesen sind? Aber dann stranden die beiden göttlichen Brüder doch in den unendlichen Weiten des Weltalls und "Thor" kann ganz nach dem Muster von "Guardians of the Galaxy" abgewickelt werden.

Göttlicher Spaß und viel Selbstironie

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Dieser Genre-Mix schadet dem Film nicht, denn "Thor" will diesmal vor allem eines sein: Action-Komödie! Diese Fun-Mission erfüllt der neuseeländische Regisseur Taika Waititi ("5 Zimmer Küche Sarg") von der ersten bis zur letzten Minute des Films. "Thor: Ragnarok", so der viel bessere Originaltitel, startet mit gelungenen Lachern der Marke " Guardians". Der Donnergott hat nicht nur einen lässigen Spruch nach dem anderen auf Lager, sondern auch die menschliche Selbstironie entdeckt. Sogarder mythologische Endzeit-Feuerriese Surtur, der laut Sage die Götterstadt Asgard zerstören wird, und die Todesgöttin Hela, die zuerst Asgard und dann das ganze Universum erobern will, sind nicht völlig spaßbefreit. Ein selbstironischer Witz oder sarkastischer Nachsatz geht immer.

In einer mythologischen Welt des Fatalismus à la " Herr der Ringe" würde dieser kompromisslos durchgezogene Humor wohl auf Dauer die Bedrohlichkeit der Schurken untergraben. Deshalb ist die Entscheidung, die Handlung in den Weltraum zu verlagern, richtig – denn dort, wo Thor eindeutig ein Space-Adventure à la "Star Wars" oder "Guardians of the Galaxy" ist, funktioniert der Komödien-Ansatz reibungslos.

Kurzweiliges Weltraum-Abenteuer

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Nach der unerwarteten Attacke von Hela stranden Thor ( Chris Hemsworth) und Loki (Tom Hiddleston) auf dem Planeten Sakaar. Thor muss so schnell wie möglich zurück nach Asgard, um die Stadt vor Hela zu retten. Doch vorher wird er als Gladiator zwangsverpflichtet – von der letzten Walküre Asgards, die es als Sklavenhändlerin ins All verschlagen hat. Dem "Guardian"-Erfolgsrezept kommt zugute, dass neben Valkyrie (Tessa Thompson) und Loki auch der Hulk (Mark Ruffalo) auf Sakaar gestrandet ist. Das bietet zunächst die Gelegenheit für einen bombastischen Kampf zwischen Thor und dem Hulk in der Gladiatorenarena, der das Herz jedes Marvel-Fans höher schlagen lässt. Schließlich schafft es Thor, sein Rettungsteam für Asgard zusammenzustellen und schon geht's ab in den Showdown. Dieser ist dann wieder typischer Marvel-Einheitsbrei Marke "Avengers". Keine Frage: Hela (Cate Blanchett) ist eine Visual-Effects-Augenweide. Aber letztendlich haben wir diesen Showdown in den vergangenen Jahren schon zig Mal gesehen: Auf einen Kampf der Marvel-Helden gegen Massen von anstürmenden Aliens, Robotern oder diesmal magisch wiedererweckten Zombie-Wikingern folgt der Endkampf gegen die Oberschurkin. 2012 im Showdown von"Avengers"war das noch ein überwältigend und detailreich inszeniertes Finale, 2015 in"Age of Ultron"schon ein wenig langweilig und 2017 in "Thor - Tag der Entscheidung" endgültig abgelutscht. Und auch die "Guardians"-Schablone wurde zu offensichtlich über den Film gelegt.

Superhelden-Action von der Stange

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Für sich stehend ist "Thor – Tag der Entscheidung" dennoch eine gelungene, kurzweilige Action-Komödie, die Fans des Superhelden-Genres ebenso gefallen wird wie Freunden des Action-Kinos. Doch von einem "recht ungewöhnlichen und einzigartigen Film", von dem Hauptdarsteller Chris Hemsworth spricht, ist das dritte Thor-Abenteuer weit entfernt. Im Kontext der repetetiven Übersättigung des Superhelden-Genres bietet Marvel hier professionell produzierte Stangenware, die Erfolgsrezepte immer und immer wieder abspielt, statt Neues zu probieren.

Erwin Schotzger