Filmkritiken

„Die Kommune“: Vinterberg schwingt die Drama-Keule

Brigitte Bardot-Look-A-Like“ forciert den Beziehungskonflikt

Der Architekt Erik erbt eine großräumige Villa, die in der Erhaltung sehr teuer ist und deswegen verkauft werden soll. Jedoch lässt er sich auf die Überredungskünste seiner Frau Anna ein, die vorschlägt, das Haus mit mehreren Freunden zu teilen und somit eine Kommune zu bilden. Etwas widerwillig lenkt er ein und das Anwesen wird kollektiv bezogen. Zunächst beginnt eine interessante Zeit für die Kommunenanhänger, im Zentrum steht das Miteinander: gemeinsame Mahlzeiten, Ausflüge, etc. - doch nach einer Weile kann man bei Erik erste Anzeichen von Sehnsucht erkennen. Sehnsucht nach seiner Partnerin Anna, die sich, so scheint es, besser ins Gefüge zu integrieren weiß, als ihr Mann. Mehr oder weniger überwiegt ein harmonisches Zusammenleben, bis sich Erik in eine seiner Studentinnen – ein Brigitte Bardot-Verschnitt und gleichsam die jüngere Ausgabe seiner Noch-Ehefrau Anna – verliebt und eine Beziehung mit ihr eingeht. Der dadurch entstandene Konflikt zwischen den Eheleuten weitet sich auf das gesamte Gefüge aus, und der Kommune droht das Aus.

Aus alt mach neu

Dogma 95 gehört endgültig der Vergangenheit an. Wie auch schon in Vinterbergs letzten Filmen ist von den früheren Werken à la "Das Fest" nichts mehr zu spüren. „Die Kommune“ handelt davon, wie eine Gemeinschaft mit den Konflikten der einzelnen Menschen umgeht und über die Brutalität des Verlusts. Unweigerlich muss man Querverbindungen zu den persönlichen Erfahrungen des Regisseurs ziehen, der selbst nach 20 Jahren Ehe seine Frau verlassen hat - und zwar für eben jene Frau, die im Film die neue Freundin Eriks verkörpert. Außerdem lebte Vinterberg eigenen Aussagen zufolge als Kind mit seinen Eltern selbst in einer Kommune und bringt Verständnis und Erfahrung für die von ihm gebastelten Charaktere ein. Die Situation der Kommunen-Mitglieder, sich zwischen einer der Gründerinnen und Eriks neuer Freundin zu entscheiden, ist verzwickt; dass die offene und sich stets mit den Problematiken auseinandersetzende Gruppe allerdings keine Anläufe unternimmt, den Dialog mit Anna zu suchen, die gerade den Verstand verliert, ist unlogisch. Vinterberg arbeitet mit diesem Werk sein eigenes schlechtes Gewissen auf, wie er behauptet, verliert allerdings völlig den Fokus im letzten Viertel des Films.

Kein Must-See

Das Fazit bleibt enttäuschend, weil einem das Zusehen nichts mehr gibt. Schlag auf Schlag erfolgen merkwürdige inszenatorische Entscheidungen, die man nicht mehr versteht und die Drama-Keule kommt zum übertriebenen Einsatz. Ein Film den man nicht gesehen haben muss!

katrin p. fröstl

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