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The Walking Dead: Zombie-Serie ohne Ablaufdatum?

Mit "The Walking Dead" geht es seit der achten Staffel abwärts. Das im Vergleich zu anderen TV-Sendungen im Kabel- und Satellitenfernsehen immer noch große TV-Publikum löst sich zurzeit schneller auf als die Zombies in der Erfolgsserie verwesen. Das mag für viele Kenner der Serie keine große Überraschung sein. Schon seit der ersten Staffel behaupten Kritiker der Zombie-Serie, dass "The Walking Dead" außer guten Cliffhangern nicht viel zu bieten hat. Tatsache ist jedoch, dass die Zombie-Serie, bei der die Zombies nur Statisten sind, ein ähnliches TV-Phänomen wie "Game of Thrones" ist. Auch außerhalb der USA ist das Endzeitdrama ein Serienhit. Es ist daher kein Wunder, dass der "The Walking Dead"-Sender AMC die Serie so lange wie möglich am Leben erhalten will. Die seit Jahren praktizierte Strategie des langsamen Dehnens der Handlung scheint inzwischen ausgereizt, doch AMC will aus "The Walking Dead" einen TV-Dauerbrenner wie "Doctor Who" und "Star Trek" machen.

"The Walking Dead" als dauerhaftes TV-Franchise?

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Die Zahl der Zuseher von "The Walking Dead" ist seit 2010 stetig gestiegen und liegt seit der dritten Staffel beständig über zehn Mio. pro Episode. Den Rekord hält die erste Folge der fünften Staffel mit 17,3 Mio. Zuschauern. Der superbrutale Auftakt der siebenten Staffel im Vorjahr hat ebenfalls noch einmal über 17 Mio. Zuschauer vor den US-Bildschirmen versammelt. Seither scheint es als ob Bösewicht Negan mit seinem Stacheldraht-umspannten Baseball-Schläger nicht nur Köpfe zertrümmert hat, sondern auch Porzellan hinsichtlich der Erwartungen des TV-Publikums zerschlagen wurde. An sich sind sinkende Quoten im Laufe der Staffel normal. Aber seit letztem Jahr geht es rapide abwärts. Diesmal kamen die Zuseher auch am Beginn der neuen Staffel nicht mehr zurück. Nur 11,4 Mio. Zusehern waren es zu Beginn der achten Staffel, Tendenz sinkend. Die fünfte Folge schauten weniger als 8 Mio. Zuseher – so wenige wie seit der zweiten Staffel (2011) nicht mehr.

Dennoch setzt AMC weiter auf "The Walking Dead". Und zwar langfristig. "Wir haben die Besten studiert und einige gibt es schon außerordentlich lang – 30, 40, 50 Jahre", sagte AMC-Chef Josh Sapan kürzlich. Mit Spin-Off-Serien wie "Fear the Walking Dead" soll ein dauerhaftes TV-Franchise aufgebaut werden. Diese Strategie ist nachvollziehbar. Aber ob sie angesichts der inzwischen sehr dünnen Handlung von "The Walking Dead" aufgeht, bleibt abzuwarten.

Dünne Handlung

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"The Walking Dead" wurde von Produzent, Regisseur und Autor Frank Darabont auf Basis der gleichnamigen Comic-Serie von Robert Kirkman entwickelt. Die sechs Episoden der ersten Staffel haben das Endzeitszenario der Serie und die Charaktere rund um den ehemaligen Sheriff Rick Grimes und seinen Sohn Carl eindrucksvoll entwickelt. Doch Darabont hat sich nach der ersten Staffel im Streit von AMC getrennt. Seither folgt die TV-Serie im Wesentlichen der Comic-Handlung – auch wenn AMC und Fans der TV-Serie immer wieder das Gegenteil behaupten. Das wäre ja an sich nicht schlecht. Immerhin läuft auch die Comic-Serie nach mehr als zehn Jahren immer noch sehr erfolgreich. Doch während Darabont in der ersten Staffel noch sinnvolle Abweichungen von der Comic-Vorlage eingebaut hat, zielen die TV-Adaptionen spätestens seit der dritten Staffel vor allem darauf, den Plot der Comic-Serie in die Länge zu ziehen: Umwege, Nebenhandlungen, Rückblicke und isolierte Episoden, die einzelne Charaktere in den Mittelpunkt stellen, unterbrechen die Haupthandlung, führen aber letztendlich immer wieder auf die aus dem Comic bekannten Pfade zurück. Das Ergebnis sind ein sehr reduziertes erzählerisches Tempo (Pacing) und Filler-Episoden, in denen oft nicht viel mehr passiert außer Wanderung durch den Wald im visuellen Stil eines Musikvideos von Marilyn Manson – mit relativ harmlosen Zombie-Auftritten und dafür umso brutaleren Action-Einlagen der nicht verwesenden Charaktere.

Bandenkriege im Wald mit Zombies als Statisten

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Der "All-Out War" der achten Staffel, was so viel wie "kompromissloser Krieg" bedeutet, ist im Wesentlichen ein solcher Ausflug in den Wald. Im Comic handelt es sich um eine Entscheidungsschlacht. Auf der einen Seite: Rick Grimes als Anführer derer, die auch nach der Zombie-Apokalypse an Humanität und den Wiederaufbau der menschlichen Zivilisation auf Basis der Kooperation glauben. Auf der anderen Seite: Negan als Alphatier jener, die jede Hoffnung auf eine humane Zivilisation aufgegeben und das Recht des Stärkeren als einziges Ordnungsprinzip akzeptiert haben. In der TV-Serie wirkt dieser epische Konflikt eher wie eine Kriegsspielerei von Landbuben: Rick, King Ezekiel und Negan schwingen pathetische Reden und ziehen dann mit ihren Banden durch die Pampa oder verschanzen sich in selbstgebauten Festungen. Ein paar Mädchen dürfen auch mitspielen.

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Die Zombies sind je nach Bedarf harmlose Statisten, die selbst in großer Anzahl ganz einfach zu besiegen sind, oder eine plötzlich auftauchende Bedrohung, wenn die dünne Handlung sonst nichts an Spannung zu bieten hat. Zombies wären ja als Requisiten durchaus akzeptabel. Verwesende Körperteile und zombiefizierte Menschenmassen in allen Varianten gehören zum Endzeitszenario von "The Walking Dead" wie Drachen, Magier und Ritter in die mittelalterliche Fantasiewelt von "Game of Thrones". Nur hat "Game of Thrones" abseits dieser Stilelemente auch eine Handlung zu bieten, die von den Charakteren getragen wird. Dabei sind die Charaktere von "The Walking Dead" gut besetzt und sie werden auch ganz gut entwickelt. Aber sie müssen sich den in die Länge gezogenen Plots unterordnen. So wird die TV-Serie letztendlich zum inhaltsleeren Selbstweck reduziert. Es muss nur irgendwie weiter gehen. Diese Strategie des jahrelangen Melkens der Cash-Cow "The Walking Dead" könnte sich für AMC als kontraproduktiv erweisen.

Erwin Schotzger