Filmkritiken

"The Party": Hat noch jemand was zu sagen?!

Um ihre Kandidatur als Gesundheitsministerin bekannt zu geben, schmeißt Janet (kristin Scott Thomas) mit ihrem Ehemann Bill in ihrer Londoner Wohnung eine Party. Sie ist jedoch nicht die einzige, die etwas zu verkünden hat. Das lesbische Paar Martha (Cherry Jones) und Jinny (Emily Mortimer) verkünden, dass sie Drillinge erwarten und Bill ( Timothy Spall) erzählt von seiner tödlichen Krebserkrankung. Die Stimmung kippt und Janet entdeckt die verloren geglaubte Liebe zu ihrem Ehemann wieder, doch da gibt es noch ein Geheimnis. Bill gesteht Janet, sie mit ihrer Sekretärin zu betrügen, was ihn gleich wieder zum Verstoßenen macht. Ein Setting, das für viel Spannung sorgt.

Kammerspiel

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The Party“ ist ein kluges Kammerspiel aus der Feder von Regisseurin und Drehbuchautorin Sally Potter. Die Handlung spielt sich in Echtzeit ab und beschränkt sich auf eine Londoner Wohnung. Nach wenigen Minuten sind die Konflikte etabliert und man kann den unterschiedlichen Figuren beim Kleinkrieg zusehen. In Hitchcock-Manier wird das Publikum mit immer wiederkehrenden Spannungsbögen durch die absurde Komödie geführt. Unterhaltung auf hohem Niveau!

Politische Figurenkonstellation

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Potters politische Haltung wird auch in der Figurenkonstellation widergespiegelt. Schwangere lesbische Paare, koksende Banker und verlogene Ehepaare bilden den Kern der Komödie. Rollenbilder werden umgeworfen und Liebesbeziehungen neu definiert. Die daraus entstehende Gruppendynamik sorgt für viel Spannung und schwarzen Humor. „The Party“ spiegelt eine britische Gesellschaft im Umbruch wider. Potter schrieb das Drehbuch kurz vor den letzten Wahlen in Großbritannien und ärgerte sich über den Rechtsruck der linken Partein. Mit ihrem neuen Film setzt sie ein klares Statement gegen Brexit und zeichnet das Portrait einer verlogenen Gesellschaft.

Bruno Ganz

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Der Ensemblefilm ist top besetzt. Bruno Ganz als esoterischer Lebensberater zeigt sich von einer Seite, die man vom deutschen Schauspielurgestein selten zu Gesicht bekommt. In einer Mischung aus Wahnsinn und rationaler Abgeklärtheit versucht er das Chaos in der Londoner Wohnung in den Griff zu bekommen. Kirstin Scott Thomas und Timothy Spall harmonieren wunderbar in einer unharmonischen Ehe. Spall zeigt sein Desinteresse der gesamten Party gegenüber mit einer Natürlichkeit, die nur wenige Schauspieler besitzen.

Die Tragik-Komödie wurde in nur zwei Wochen in einem Studio in West London gedreht. Der gesamte Film ist in Schwarz-Weiß, was der Handlung eine gewisse Abstraktion verleiht. Durch die Einheit von Ort und Zeit wirkt „The Party“ teilweise wie ein Theaterstück und erinnert an die Stücke von Yasmina Reza (Der Gott des Gemetzels). Das einzige Manko ist die abgerundete Handlung. Nach Ende des Films sind alle Konflikte abgehandelt und alle Fragen beantwortet, was nach 70 Minuten toller Unterhaltung eine gewisse Leere hinterlässt.

Özgür Anil