Filmkritiken

"The Nun": Dämonisches Kuttengeraschel

Zunächst war es eine Puppe namens Annabelle, von der das Böse Besitz ergriffen hat. Jetzt ist es eine Nonne. Beide Figuren wurden bereits in der „Conjuring“-Reihe eingeführt und haben sich als so vielversprechend erwiesen, dass man ihnen eigene Filme zugestanden hat.

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Rumänien, 1952

Zeitlich ist die Handlung von „The Nun“ zwanzig Jahre vor „Conjuring“ angesiedelt: Nach dem Selbstmord einer Nonne schickt der Vatikan 1952 zwei seiner Vertreter als religiöse Ermittler in das abgelegene rumänische Kloster, wo die Tragödie vorgefallen ist.  Father Burke hat in der Vergangenheit zwar Schlimmes erlebt, doch auch er kann nicht ahnen, welches Grauen ihn in Osteuropa erwartet. Seine Begleiterin, die Novizin Irene (Taissa Farmiga aus „American Horror Story“), wurde zumindest schon öfter durch Visionen auf den künftigen Schrecken vorbereitet.

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Vielversprechender Beginn

Zunächst wirkt ja noch alles sehr grusel-stimmig und atmosphärisch dicht, als wären wir in einem Hammer-Film oder überhaupt gleich einem der Horror-Klassiker aus dem Hause Universal gelandet. Ein düsteres Gebäude mitten im Wald, ab einem gewissen Punkt weigern sich die Pferde weiterzugehen, Nebel wabert über einem alten Friedhof, eine schattenhafte Gestalten huscht herum, in der Kühlkammer wurde eine Leiche auf Eis gelegt - der Schauplatz könnte genauso gut Draculas Schloss in Transsilvanien sein.

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Die Geisternonne in Angriffsstimmung

Doch kaum haben die beiden Gäste das Kloster betreten, zerfasert die Handlung nur noch in eine üble Effekthascherei, mit Jump-Scares als bevorzugtem Stilprinzip, wodurch ja schon der Trailer auf punkten wollte. Wenn bloß eine dünne Story vorhanden ist und auch die Darsteller darüber nicht hinwegtäuschen können, muss man eben zu solchen rein mechanisch erzeugten Schreckmomenten Zuflucht nehmen. Ständig wandern die Figuren mit Kerzen oder Petroleumlampen und Kruzifixen in Händen durch Kreuzgänge und Kellergewölbe, und immer schafft es die herumschweifende Kamera, ganz plötzlich die Geisternonne hinter ihnen auftauchen zu lassen. Aber da wir sowieso damit rechnen, dass der nächste Angriff des Kuttenwesens gleich bevorsteht, ist es dann keine Überraschung mehr.

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Schock-Momente

Immerhin wurden bei dieser endlosen Abfolge von beabsichtigten Schock-Momenten auch ein paar gute Einfälle umgesetzt: wenn etliche Nonnen mit blutigen Tüchern über den Köpfen unbeweglich in der Kirche stehen, ergibt das den Anblick eines Magritte-Gemäldes; und sobald die böse Nonne auf Riesengröße anwächst, fühlen wir uns in einen Alptraum der schwarzen Romantik versetzt. Auch das klassische Horror-Motiv des lebendig Begrabenen hat Verwendung gefunden; in seinem Sarg hängt zum Glück ein Klingelzug, damit sich Scheintote noch unter der Erde bemerkbar machen können.

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Father oder Godfather?

Für den Priester wurde ein ganz spezieller Zusatz-Dämon ausgesucht, denn überall lauert ihm der Geist eines besessenen Jungen auf, aus dessen Mund sich gerne Schlangen schlängeln. Lustigerweise sieht Father Burke (Demián ) aber gar nicht wie ein Mann der Kirche, sondern eher nach einem Gangster aus und könnte sich an einem Horror-Remake von "The Godfather" beteiligen.  Durch seine trotzig hochgezogene Unterlippe wirkt er noch dazu oft wie eine unfreiwillige Parodie auf De Niro.

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"Holy Shit"

Damit wir die Nähe zu "Conjuring" ja nicht vergessen, schaut das parapsychologische Paar Lorraine und Ed Warren am Anfang und Ende kurz vorbei – was tatsächlich nur reine Alibi-Funktion hat, denn die Szenen sind absolut verzichtbar. Und dann gibt es da noch die Figur eines Franco-Kanadiers, der sich in Rumänien angesiedelt hat. Drehbuchautor Gary Dauberman („Annabelle“ und „It“) macht aus ihm im letzten Drittel unverhofft einen jener komischen Typen, die in Filmen dieser Art mit flotten Sprüchen und launigen Aktionen zur Auflockerung der Spannung beitragen sollen. Wenn die Schatzkammer des Klosters eine unerhört wertvolle Reliquie freigibt, lautet sein kurzer Kommentar zum Beispiel: "Holy Shit". Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

2 von 5 Blut-Christi-Tropfen auf der Zunge

franco schedl