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The Marvelous Mrs. Maisel: Wunderbare Screwball-Komödie im modernen TV-Format

Kennen Sie Mrs. Maisel? Die wunderbare Hausfrau Miriam "Midge" Maisel (Rachel Brosnahan) ist der Star der neuen TV-Serie "The Marvelous Mrs. Maisel", deren erste Staffel seit kurzem auf Amazon Prime zu sehen ist. Aber keine Sorge: Es ist nicht noch eine Hausfrauen-Serie im Stil von "Desperate Housewives" oder "Vorstadtweiber". Die Schöpferin Amy Sherman-Palladino ist für Serien-Liebhaber eine alte Bekannte: Aus ihrer Feder stammt der Serienhit "Gilmore Girls". Doch auch das ist keine Erfolgsgarantie wie die eher gemäßigten Reaktionen auf "Gilmore Girls: Ein neues Jahr" auf Netlix gezeigt haben. Nach dem Ausflug in die Vergangenheit hat die Produzentin, Regisseurin und Autorin gemeinsam mit ihrem Mann Daniel Palladino Anfang des Jahres beim Konkurrenten Amazon Prime Video ihr Glück mit einer neuen Serie versucht – und voll ins Schwarze getroffen. Die Pilotfolge von "The Marvelous Mrs. Maisel" hat Amazon so beeindruckt, dass der Streaming-Anbieter erstmals direkt nach der Pilotfolge zwei Staffeln der TV-Komödie in Auftrag gegeben hat. Nun ist die erste Staffel also da – und eines lässt sich jetzt schon sagen: Gute Entscheidung!

Screwball-Komödie mit Witz und Gefühl

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Screwball-Komödien, in denen meist der Geschlechterkampf mit Ironie, Sarkasmus und dreckigen Witzen im Mittelpunkt stand, haben in Hollywood lange Zeit den Ton angegeben. Unzählige Klassiker wie"Leoparden küsst man nicht"oder"Manche mögen's heiß"wurden bis weit in die 80er-Jahre regelmäßig im Fernsehen gespielt. Heute wirken die Witze und das Setting der Filme oft nicht mehr zeitgemäß. Mit "The Marvelous Mrs. Maisel" hat Sherman-Palladino das Beste aus diesem Genre auf eindrucksvolle Weise ins 21. Jahrhundert gerettet.

Starke Frauenfigur

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Die weibliche Hauptrolle von Rachel Brosnahan ("House of Cards", "The Blacklist") wird von Kritikern vor allem als eine starke Frauenrolle gepriesen und ganz ohne Zweifel ist Mrs. Maisel auch hier ein Lichtblick. Aber diese TV-Perle auf die starke Frauenrolle zu reduzieren würde zu kurz greifen. Auch Lorelai Gilmore war eine selbstbestimmte, starke Frauenfigur, wenn auch deutlich infantiler als die bei ähnlich ausgeprägtem Rededrang viel erwachsener wirkende Miriam Maisel. Wie bei "Gilmore Girls" geht es auch hier um den (weiblichen) Widerstand gegen vorgegebene Pfade bei der persönlichen Lebensgestaltung. Aber hier werden auch chauvinistische Elemente (des Genres und der Epoche) kritisch beleuchtet und unterhaltsam genutzt.

Wunderbare TV-Reminiszenz an klassische Filmkomödien

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Gerade im Vergleich mit "Gilmore Girls" drängt sich die Sichtweise auf, "The Marvelous Mrs. Maisel" weniger als eine Reminiszenz an eine historische Epoche zu sehen (oder gar als ein "Stück Zeitgeschichte"), sondern viel mehr als Huldigung der klassischen Hollywood-Komödien, die schon Lorelai gerne in Endlosschleife angeschaut hat. Und diese Huldigung ist gelungen: "The Marvelous Mrs. Maisel" ist ein komödiantisches Feuerwerk an witzigen Dialogen, ein modernes TV-Äquivalent der Screwball-Komödie mit passendem Soundtrack und in visuell beeindruckendem Look & Feel. Sherman-Palladino schlägt dabei hinsichtlich der prägenden epochalen Stilelemente ähnliche Wege ein wie die Regie-Brüder Matt und Ross Duffer bei " Stranger Things".

Worum geht's bei "The Marvelous Mrs. Maisel"

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New York, Ende der 50er-Jahre. Das Tandem aus Patriarchat und Fordismus funktioniert weitgehdend reibungslos. Die Wirtschaft schnurrt. Hollywood, Jazz und die Beat Generation blühen. Auch für die glücklich verheiratete Quasselstrippe "Midge" läuft alles wunderbar. Seit vier Jahren ist sie mit Joel Maisel (Michael Zegen) verheiratet. Das Paar hat zwei kleine Kinder. Beider Leben ist genau auf jenen Schienen ins ungetrübte Glück, die von ihren jüdischen Familien vorgegeben wurden. Selbstverständlich sind da noch die Tücken des Alltages. Aber die hält Midge von ihrem Ehemann weitgehend fern. Klippen meistert sie mit ironischer Eloquenz und dem typischen Sarkasmus ihres jüdischen Elternhauses.

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Materielle Sorgen gibt es sowieso keine. Das schicke Appartement der jungen Familie Maisel liegt in der noblen Upper West Side von Manhattan. Joel hat einen einträglichen Job und ein Hobby, bei dem ihn seine Frau tatkräftig unterstützt: Im Gaslight Café von Susie Meyerson (Alex Borstein) im nicht ganz so noblen Greenwich Village übt sich Joel als Stand-Up-Comedian. Midge notiert im Publikum die Lacher und arbeitet an den Witzen. Es ist alles wunderbar im Leben der Maisels.

Bis Herr Maisel alles hinschmeißt. Einer seiner Auftritte im Gaslight Café geht voll in die Hose. Noch dazu vor Freunden. In einem maßlos übertriebenen Hysterieanfall packt Joel zuhause die Koffer (seiner Frau) und zieht aus. Bei der Gelegenheit gesteht er auch gleich die Affäre mit seiner Sekretärin. Als Verwirrung in der Midlife-Crisis geht das nur durch, wenn man die geringere Lebenserwartung Ende der 50er-Jahre bedenkt. Krise ist aber als Beschreibung der Situation wohl zu kurz gegriffen: Die verlassene Ehefrau fällt zwar auch aus allen Wolken, aber Weltuntergang scheint für die Eltern des Ehepaares der geeignetere Begriff.

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Noch am selben Abend landet die betrunkene Mrs. Maisel im Nachthemd wieder auf der Bühne des Gaslight Café und redet sich dort ihren Kummer mit viel Ironie, Sarkasmus und dreckigen Witzen über ihren untreuen Ehemann von der Seele. Dafür wandert sie auch prompt eine Nacht ins Gefängnis: Erregung öffentlichen Ärgernisses und Sarkasmus ohne Comedian-Lizenz. Doch die Büchse der Pandora ist geöffnet. Die Gaslight-Chefin Susie glaubt fest daran, auf ihrer Bühne einen zukünftigen Star der Stand-Up-Komödie gesehen zu haben. Und mit der Zeit sieht auch Midge immer mehr positive Aspekte in den unerwarteten Wendungen ihres Lebens. Die Show kann beginnen!

"The Marvelous Mrs. Maisel" ist auf Amazon Prime zu sehen - bisher nur in englischer Sprache (mit deutschen Untertiteln).

Erwin Schotzger