Filmkritiken

"The Founder": Michael Keaton als Burger-Mogul

Jeder kennt das Logo, doch nur wenige kennen die Geschichte hinter den goldenen Bögen von McDonald's. Die beiden Brüder Richard und Maurice McDonald haben als erste Restaurantbesitzer das "Quick"-System in ihrer Küche eingeführt, die präzise angeordneten Küchengeräte ermöglichen es den Mitarbeitern in kürzester Zeit eine Vielzahl an Burgern für ihre Kunden fertigzustellen. Als der erfolglose Milkshake-Maschinen-Verkäufer Ray Croc ( Michael Keaton) vom Geschäftsmodell der beiden Brüder erfährt, steigt er in ihr Unternehmen ein und sichert sich die Franchiserechte.

Fast-Food statt Haubenküche

Loading ...
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

The Founder“ versucht einen kritischen Blick auf seine Hauptfigur Ray Croc zu werfen, ist dabei jedoch nicht konsequent genug und tappt immer wieder in die selbstgelegte Falle: die unsympathische Hauptfigur. Der Film ist klassisch dramatisch aufgebaut und zeigt die Geschehnisse aus Crocs Perspektive, aber schafft es nicht, den nötigen Abstand zu halten, um ernsthafte Kritik an seinen Handlungen zu äußern. Die Weinstein Company setzte alles daran, den Film ins Oscar-Rennen zu schicken und verglich ihn im Vorfeld schon mit Meisterwerken wie „There will be Blood“ und „The Social Network“. Eine unsympathische Hauptfigur mit Erfolgsgeschichte allein reicht jedoch nicht aus, um einen provokativen Film zu machen. Die vermeintliche Kritik an den bedenklichen Nahrungsmittelherstellungsprozessen von McDonald's werden nicht bloß nur am Rande thematisiert, sondern auch noch kurz vor dem Abspann relativiert, damit der Kinobesucher nach Verlassen des Saals ohne Bedenken zum nächsten McDonald's gehen kann, um dort den schlechten Film bei Burgern und Milchshakes zu vergessen.

Ungenießbar trotz guten Zutaten

Alle Inhalte anzeigen

Das Drehbuch zu „The Founder“ dürfte sehr gut gewesen sein, da sogar die Cohen Brüder als Regisseure im Gespräch waren, doch wegen „Hail Ceasar“ absagen mussten. Der Film bettelt geradezu nach einer Oscar-Nominierung und wirkt so, als wäre er nur für die Award-Season gemacht worden. Auf dem Papier sieht der Film auch sehr vielversprechend aus: Regisseur Oscar-nominiert, Hauptdarsteller Oscar-Gewinner, Drehbuchautor Gewinner des Goldenen Löwen für „The Wrestler“, doch trotzdem kann die Geschichte vom Fast-Food Mogul nicht überzeugen. Anstatt ernsthaft hinter den Tresen zu blicken und die Machtkämpfe bei der Entstehung eines der Leitfiguren des Kapitalismus zu thematisieren, bestellt sich „The Founder“ ein Menü zum Mitnehmen und lässt sich mit einem lauwarmen Burger und dem freundlichen Lächeln des Verkäufers abspeisen.

Özgür Anil

HIER GEHT ES ZUM KINOPROGRAMM>>