"The Dinner": Familiengeheimnisse als Hauptgang
In „The Dinner“ treffen sich die Brüder Paul und Stan Lohman in Begleitung ihrer Ehefrauen zum Abendessen. Der Grund für das Treffen ist eine abscheuliche Tat der beiden Söhne der Familien. Mitten im Wahlkampf bemüht sich Stan als Kongressabgeordneter um Diskretion, damit die Fassade des schillernden Politikers aufrecht erhalten bleibt, währenddessen führt Pauls labiler psychischer Zustand immer wieder zu Konflikten am Tisch und offenbart das dunkle Familiengeheimnis.
Fünf Gänge-Menü
In „The Dinner“ filetiert Regisseur Oren Moverman an einem Abend die Familie Lohman. Alle dunklen Familiengeheimnisse werden aufgetischt und kein Konflikt bleibt unausgesprochen. Die Erzählung ist wie ein mehrgängiges Menü angeordnet, aber findet erst nach dem Dessert ihren Höhepunkt.
Spannung pur
In den drei parallelgeschnittenen Handlungssträngen werden die Vorgeschichte der Brüder, die Tat ihrer Kinder und das Abendessen in Beziehung gesetzt. Jede Handlung in der Vergangenheit beeinflusst die Stimmung des Dinners und macht eine Entscheidung über die Zukunft der Kinder immer unmöglicher. Spannung pur.
Enttäuschendes Ende
Trotz 120 Minuten Lauflänge ist man durch das abrupte Ende enttäuscht. Zu viele offene Fragen und die zu erzwungen emotionalen Höhepunkte in den letzten fünf Minuten lassen das Publikum während des Abspanns ratlos zurück.
Bestseller
Das Familiendrama basiert auf der Romanvorlage „Angerichtet“ vom niederländischen Autor Herman Koch. Moverman hat die Struktur des Romans perfekt für die Leinwand umgesetzt und die 300seitige Vorlage auf ihren Kern heruntergebrochen.
Ensemble-Film
In den Hauptrollen sind Richard Gere, Rebecca Hall, Laura Linney und Steve Coogan zu sehen. Vor allem Coogan sticht mit seiner Performance heraus. Er meistert den Balanceakt zwischen wahnsinnigem Bruder und fürsorglichem Familienvater mit Bravour. Eine schauspielerische Leistung, die erst aufgrund des Drehbuchs erbracht werden konnte, da Moverman sehr gekonnt die Figur von Coogan in die Geschichte einführt und sie durch die Vorgeschichte Schritt für Schritt verständlicher macht.
„The Dinner“ ist ein Thriller auf hohem Niveau mit einem großartigen Cast. Die Schuldfrage wird die Zuseher noch lange nach dem Kinobesuch beschäftigen und bietet fürs nächste Abendessen den nötigen Diskussionsstoff.
Özgür Anil