TERRORPAPST + FEUERMENSCHEN
Von Franco Schedl
Dieser Mann ist noch lange nicht reif fürs Altmetall: obwohl er bereits zwei große Soloauftritte und eine Zusammenarbeit mit seinen Kollegen in The Avengers absolviert hat, lässt sich die Geschichte um den exaltierten und erfindungsreichen Milliardär Tony Stark alias Iron Man weitererzählen, ohne dabei auf altbewährte Muster zurückzugreifen.
Der dritte Teil legt ein gewaltiges Tempo vor, fast alle paar Minuten ist eine wichtige Entscheidung fällig, die Lage scheint immer aussichtsloser zu werden und einige zentrale Figuren müssen sich tiefgreifenden Veränderungen unterziehen. Zugleich nabelt sich Stark von seiner Hi-Tech-Rüstung ab, weil er sich auf das Prinzip der Fernsteuerung verlässt. Da sich die bombastischen Kämpfe (immerhin wurde in 3D gedreht) gleich an mehreren Fronten zugleich abspielen, kommt ihm eine solche technische Weiterentwicklung natürlich sehr zu Gute.
Sein voriges Abenteuer in New York, wo das Team der Superhelden mit einer außerirdischen Bedrohung fertig werden musste, hat Stark nur psychisch angeknackst überstanden: er leidet seither unter Schlaflosigkeit und wird von Angstattacken heimgesucht. Es bleibt ihm aber wenig Zeit, sich solchen Schwächen hinzugeben, da er ins Visier eines mächtigen Gegners gerät, der ihm alles nehmen kann, was ihm wirklich etwas bedeuten; obendrein bekommt er es noch mit Menschen zu tun, die durch einen gezielt eingesetzten Virus in den Besitz unglaublicher Kräfte gelangt sind und ihren Opfern ziemlich einheizen können. Iron Man muss somit einiges einstecken und landet vorübergehend wirklich am Boden: ganz auf sich allein gestellt und ohne technische Hilfsmittel beginnt er praktisch noch einmal ganz von vorne. Dennoch behält er noch im größten Kampfgetümmel (womit wir hier überreichlich bedient werden) seine typisch humorvolle Note.
Sir Ben Kigsley, in dieser Action-Welt ein relativer Neuling, war sich seinen 70 Lebensjahren zum Trotz nicht zu gut dafür, in einer Comic-Verfilmung als Superschurke mitzuwirken. Die Figur des Terroristen Mandarin existiert in der gezeichneten Welt des Mannes in der eisernen Ganzkörpermaske schon seit ein paar Jahrzehnten, doch für den aktuellen Anlass wurde sie etwas zeitgemäßer angelegt. Die Drohvideos, in denen der Fanatiker seine Ziele verkündet, sprechen eine eindeutige Bildsprache und das wild wuchernde Bartgestrüpp tut ein übriges, um die Person von Amerikas einst meistgesuchten und bestgehassten Top-Terroristen heraufzubeschwören. Damit nicht genug, versteht es Kingsley im weiteren Verlauf, seiner Rolle eine zutiefst komische Seite abzugewinnen, was man wohl kaum für möglich halten würde.
Das Ergebnis ist eine Marvel-Verfilmung, wie sie besser nicht sein könnte: rasant, überraschungsreich, witzig und dramatisch zugleich, macht sie Lust auf weitere Fortsetzungen und lässt mich 9 von 10 magnetisch aufgeladenen Pluspunkten auf meiner Hi-Tech-Filmskala anbringen.