Filmkritiken

"Tanz ins Leben": Vorhersehbare Schrittfolgen

Seit 35 Jahren sind die Abbotts miteinander verheiratet und haben offenbar eine echte Vorzeigeehe geführt. Nun wurde der ehrgeizige Mann von der Queen sogar geadelt und auch seine Frau (Imelda Staunton) darf ihre Nase ab sofort besonders hoch tragen. Die frischgebackene Lady kann sich über diese Standeserhöhung jedoch nicht lange freuen, weil sie den Ehemann in der Speisekammer mit ihrer besten Freundin überrascht und obendrein erfährt, dass zwischen den beiden schon seit Jahren etwas läuft. Daraufhin verlässt sie die vornehme Bleibe und übersiedelt unangemeldet zu ihrer Schwester Bif (Celia Imrie) nach London.

Loading ...
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Zwei unterschiedliche Schwestern

Die Gegensätze zwischen den beiden Frauen könnten größer nicht sein und deshalb haben sie einander auch schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen: während Sandra versnobt bis in die Knochen wirkt und ihre Mitmenschen von oben herab behandelt, ist Bif noch vom 68er-Geist erfüllt, lebt in einer grandios unaufgeräumten Wohnung, raucht gerne Joints und liebt das Unkonventionelle. Zu ihren vielfältigen Aktivitäten zählt auch ein Tanzkurs und um die Schwester auf andere Gedanken zu bringen, nimmt sie die Widerstrebende kurzentschlossen mit.

Alle Inhalte anzeigen

Lockerungsübungen

Zunächst steht Lady Abbott bloß stocksteif auf dem Parkett, weil sie viel zu gehemmt ist, um sich wie die andern im Rhythmus der Musik zu bewegen. Doch als sie dann aufzutauen beginnt und endlich ihre Füße wiedergefunden hat (siehe den Originaltitel „Finding Your Feet“), ist sie bald kaum noch zu bremsen und entdeckt eine Lebensfreude wieder, die ihr vor etlichen Jahren abhandengekommen ist. Noch dazu erhält sie in Gestalt eines älteren Restaurators ( Timothy Spall) einen Tanzpartner, der ihr von Mal zu Mal besser gefällt.

Alle Inhalte anzeigen
Loading ...

Eingefahrene Gleise

Das Ärgerliche an solchen Feel-Good-Komödien ist ihre absolute Vorhersehbarkeit und auch dieser Film verläuft so, wie wir uns das längst gedacht haben. Er erinnert an einen Tanz: sobald man die Schrittfolgen eingelernt hat, ist von Anfang bis Ende alles klar. Während die Hauptfigur über ihren Schatten springen muss, geht das Drehbuch lieber auf Nummer sicher und scheut vor jedem Risiko zurück: nur nicht von den eingefahrenen Gleisen abweichen und das Publikum womöglich durch unvorhersehbare Wendungen verunsichern. Stattdessen bleibt hier alles an der Oberfläche und ist für ein möglichst breitenwirksames Unterhaltungsbedürfnis zurechtgetrimmt, woran auch die beiden namhaften Hauptdarsteller nichts ändern können.

Alle Inhalte anzeigen

Überflüssige Komplikationen

Die Geschichte bietet eine altbewährte Mischung aus Liebe, Krankheit, Tod und Neubeginn, die zum Lachen und Weinen anregen soll (aber nicht zu sehr – es muss ja alles leicht konsumierbar sein!). Manche Probleme lösen sich hier – wie man das im richtigen Leben halt so gewohnt ist – netterweise ganz von alleine, doch wenn sich Regisseur Richard Loncraine krampfhaft bemüht, in den klar vorherbestimmten Ablauf noch ein paar hemmende Komplikationen einzubauen, führt das bloß zu überflüssigen zusätzlichen Filmminuten. Wir wissen ja eh alle wie’s ausgeht – also warum stellen sich die Figuren dann so, als wüssten sie’s nicht?

6 von 10 zerschredderten Tennispokalen

franco schedl