Filmkritiken

TÄGLICH GRÜSST TOM CRUISE

Jeden Morgen heißt es: Zurück an den Start. Den selben Tag noch einmal durchleben. Noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal.

Man kennt diese Marotte aus dem Kino. In der romantischen Komödie "Und täglich grüßt das Murmeltier", zum Beispiel, befindet sich Bill Murray in der Endlosschleife. Wie bei einer hängen gebliebenen Platte, beginnt alles immer von vorne.

In "Edge of Tomorrow" ergeht es Tom Cruise ähnlich. Nur, dass er dabei regelmäßig stirbt. In knapp zwei Kinostunden gefühlte 500 Mal.

Doch egal, welches Ende er nimmt: Ob von metallischen Turbo-Quallen gehäckselt, die unvermutet aus Sanddünen auftauchen und ihre Umgebung rasieren, oder doch nur von einer Kugel getroffen – immer wieder wacht er in Soldatenuniform auf. Wiedergeboren, kann er von Neuem loslegen.

Doug Limans schnörkellos gebauter Blockbuster tut Tom Cruise und seinem Image gut. Vergleichsweise uneitel, mit einem Hauch von Selbstironie, kann Cruise hier den slicken Offizier William Cage spielen, der unvermutet an die Front geschickt wird. Denn es herrscht Weltkrieg. Die ekelhaften Quallen-Aliens heißen Mimic, halten Europa besetzt und bald wohl auch den ganzen Erdball. Der fesche Cage hatte sich bislang nur werbestrategisch in den Krieg gemischt, doch nun wird er unvermutet degradiert und an die Front geschickt. Dort bekommt er eine Art Sci-Fi-Ritterrüstung umgehängt, mit der er Aliens erschießen soll. Wenig heldenhaft taumelt Cage an einem französischen Strand durch ein Schlachtengetümmel, das auch Private Ryan überfordert hätte – und ist binnen weniger Minuten tot.

Quallenkampf

Doch nachdem er denselben Tag immer wieder durchleben darf, lernt er eine Menge dazu. Außerdem trifft er auf die Soldatin Rita – eisenhart gespielt von Emily Blunt – und lässt sich von ihr zum Quallenbekämpfer ausbilden. Wenn etwas schiefgeht (was oft passiert), schießt sie ihm kurz entschlossen eine Kugel in den Kopf, damit er wieder aufwachen und weitertrainieren kann.

Man kann sagen, dass Cruise sich seine Heldenrolle, die er im Verlauf der Handlung zugesprochen bekommt, hart erarbeitet – ja geradezu verdient. Für einen Strahlemann wie Cruise, der gerne als Superheld vom Himmel fällt, eine erquicklich demütigende Aufgabe.

Auch im Oeuvre des Doug Liman, der sich einst mit "Die Bourne Identität" einen Namen verschaffte, bildet "Edge of Tomorrow" mit seinem düster-erdigen Look einen respektablen, unterhaltsamen Höhepunkt. Basierend auf der viel gelobten japanischen Light Novel (Kurzroman für Jugendliche) von Hiroshi Sakurazaka aus dem Jahr 2004, variiert Liman die Wiederkehr des Immergleichen mit bemühter Leichtigkeit.

Trotzdem leidet der Film am Wiederholungszwang: Zwar werden die Kampfhandlungen in forciertem Tempo erzählt, strengen aber zunehmend an. Hals über Kopf stürzt sich die Kamera ins Kampfgetümmel, was in der 3-D-Version für schwächere Magennerven zur Herausforderung wird.

Dafür wird man mit schönen Zeit-Sätzen belohnt: "Wann ist er gestorben?"

"Morgen, am Strand."

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