Es lebe der Untote: Die 9 besten Zombie-Filme auf Netflix
Von Manuel Simbürger
Mit dem Zombie-Action-Kracher "Army of the Dead" hat Netflix einen weiteren Streaming-Hit gelandet. Die ganze Welt redet über das von Zombies besetzte Las Vegas, den untoten weißen Tiger von Siegfried und Roy sowie von Matthias Schweighöfer als dümmlichem, aber dann doch genialem Söldner.
Regisseur Zack Snyder, zuletzt wegen seiner von Fans geforderten (und schließlich sehr umstrittenen) Version des Superheld*innen-Epos "Justice League" in aller Munde, ist wieder oben auf – und wir seit längerer Zeit endlich wieder im Zombie-Fieber (vernachlässigt man "The Walking Dead", das zudem eh schon seine besten Zeiten hinter sich hat ...).
Grund genug, uns auf Netflix auf Zombie-Jagd zu machen und nach den besten Filmen mit untoten Kreaturen Ausschau zu halten. Die gehören neben Vampiren und Werwölfen nämlich seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Tropen des Horror-Genres, stehen sie doch bis heute für Tod, Verfall, ur-menschliche Instinkte und den letzten Funken Mensch-Sein, der in uns steckt.
Aber auch für Themen wie angepasstes Dahinvegetieren, unterwürfiger und kritikloser Gehorsam sowie für den Wegfall jeglicher sozialer Normen müssen Zombies oftmals herhalten. Geht's um eine weltweite Seuche im Film, greift Hollywood ebenso gerne auf die Untoten zurück.
Die 9 besten Zombie-Filme auf Netflix:
Army of the Dead (2021)
Zombie-Action meets "Ocean's 11": Nach dem Ausbruch einer Zombie-Epidemie in Las Vegas macht sich eine Gruppe von Söldner*innen (unter anderem Dave Bautista, Matthias Schweighöfer) in die Quarantäne-Zone auf, um den größten Raubzug aller Zeiten durchzuziehen.
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um den berüchtigten, einbruchsicheren Tresorraum, in dem 200 Millionen US-Dollar warten, zu knacken und einer vollkommen neuen Ära von Zombies (die ihren Ursprung in der Area 51 haben!) zu entkommen. Alle Beteiligten spielen mit hohen Einsätzen und eines ist sicher: Nur der Gewinner überlebt …
Zack Snyder hat sich seiner Wurzeln besonnen und tobt sich im Zombie-Genre aus wie nie zuvor! Das Blut spritzt in Tarantino-Manier, zwischen all den Explosionen und Leichen lässt sich zarte Konsum- und Trump-Politik-Kritik erkennen. Vor allem aber geht es Snyder um lauten und krachenden Eskapismus und um eine Weiterentwicklung des bereits etwas ausgelutschten Zombie-Genres.
Denn anstatt der üblichen hirnlosen und vor sich hin sabbernden Untoten bekommen wir es in "Army of the Dead" mit Roboter-Zombies, Tiger-Zombies und sogenannten Alpha-Zombies, die intelligent, organisiert und auch noch Meister in Martial Arts sind, zu tun. Sogar ein tragischer Charakter-Hintergrund ist ihnen vergönnt.
Ansonsten liefert er freilich das, was wir uns vom "Justice League"-Regisseur erwarten: Große Schauwerte, lässig-hingerotzte Dialoge, spielfreudige Darsteller*innen und ganz viel Kawumm!
28 Days Later (2002)
Lange waren sie weg vom Fenster – bis sich Danny Boyle der Zombies erbarmte und sie schlagkräftig, aber so ganz anders als bis dato gewohnt, zurück in die Popkultur katapultierte:
Endlich dürfen Zombies – obwohl immer noch nicht die hellsten Kerzen auf der Horror-Torte – bei Boyle mehr als bloß lahm herumirren, röcheln und tierähnliche Laute von sich geben. Sie sind schnell, agil und wissen (halbwegs), was sie tun – und vor allem wurden sie von einem Virus oder einer Seuche zu Monstern gemacht, sind also eher "Infizierte" anstatt bloß "Untote". Infizierte, die auch andere Menschen anstecken können. Mit "28 Days later" führte Boyle die bis heute gültigen "modernen" Zombies ein und veränderte das Genre damit für immer.
In "28 Days Later" verwandelt ein tollwutähnliches Virus Menschen in zombiegleiche reißende Bestien. Noch nie zuvor wurde in einem Zombie-Film derart stark auf Naturalismus und psychologischen Horror gesetzt. Die körnigen und tristen Bilder sowie ein menschenleeres London erschaffen eine Aura der Beklemmung und des Misstrauens, der auch der Protagonist Jim (Cillian Murphy) ausgesetzt ist, der aus dem Koma aufwacht und sich plötzlich in einer völlig fremden Welt wiederfindet. Die Zombies als Metapher für tödliche Krankheiten spielen mit einer der größten menschlichen Urängste, zudem sind die schlimmsten Monster hier jene im menschlichen Gewand.
Unbehaglichkeit als Stilmittel: "28 days later" zeigt, wie's geht.
28 Weeks Later (2007)
Die Fortsetzung von "28 Days Later" steht dem ersten Teil um nichts nach: Sechs Monate sind vergangen, seit das Zombie-Virus London leergefegt hat. Von offizieller Seite heißt das, die Seuche ist besiegt und die Gefahr gebannt. Langsam füllt sich die britische Hauptstadt wieder mit Leben. Natürlich kommt es, wie es kommen muss, wir befinden uns schließlich immer noch in einem Zombie-Film: Der Virus ist doch nicht ausgerottet und wütet gefährlicher denn je ...
Hypnotisch, fesselnd, stilistisch grandios – und noch schneller, fetziger und vor allem blutiger als sein Vorgänger: "28 Weeks Later" gehört zu den wenigen Horror-Film-Fortsetzungen, die tatsächlich funktionieren und zwar den Geist des Originals atmen, aber dem Storygerüst etwas Neues hinzufügen. Eine schmerzhafte Dystopie, eindringlich, verstörend, intensiv.
War "28 Days Later" beklemmend, ist "28 Weeks Later" das pure Grauen.
Dawn of the Dead (2004)
Über Nacht bricht eine rätselhafte Seuche in den USA aus. Kurz darauf beginnen Millionen blutrünstiger Zombies, über die Menschen herfallen. Während die Regierung den nationalen Notstand ausruft, herrscht überall auf den Straßen das Darwinsche Prinzip sowie ein erschreckendes Chaos, dem kaum jemand entkommt. Eine Gruppe Überlebender wagt trotzdem den Fluchtversuch ...
Es war dieser Film, mit dem sich Zack Snyder einen Platz in der Filmgeschichte gesichert hat – und zugleich war er, gemeinsam mit Danny Boyle, jener Regisseur, der das Zombie-Genre mit den "modernen" Zombies nachhaltig prägte.
Eigentlich ein Remake des Klassikers von George A. Romero aus dem Jahr 1978, setzt "Dawn of the Dead" auf knallharte Action, unter die Haut gehende Schock- und Grusel-Momente und pechschwarzen Humor. Ein lebendig gewordener Adrenalin-Alptraum mit einer unbarmherzigen Eröffnungsszene, die sich im Gedächtnis einbrennt.
World War Z (2013)
Obwohl auf dem Kult-Roman "Operation Zombie: Wer länger lebt, ist später tot" von Max Brooks basierend, erzählt dieser Zombie-Blockbuster mit Brad Pitt in der Hauptrolle eine beinahe eigenständige Geschichte: Der frühere UN-Mitarbeiter Gerry (Pitt) kämpft verzweifelt, aber mutig gegen den Ausbruch einer globalen Zombie-Seuche an, die sich immer schneller ausbreitet.
Normale Menschen verwandeln sich in blutdürstige Monster ohne Gewissen. Die Welt bricht in Chaos aus, die Regierung ist ratlos. Die Zivilisation scheint dem Untergang geweiht zu sein – und wie es nun mal so ist, entsteht aus Angst und Panik vor allem eines: Krieg.
"World war Z" ist ein Konglomerat aus Zombie-Endzeit-Horror und Katastrophenspektakel, das statt auf Gore- und Blut-Gemetzel lieber auf Subtilität und Weltenretter-Helden-Stimmung setzt. Die Spezialeffekte sind trotzdem grandios, wenn auch nie protzig. Trotz drohendem Weltuntergang setzt der Film auf Hoffnung: So schlimm die Situation auch aussehen mag, so verheerend sich die Pandemie gebärdet, es gibt immer einen Menschen, der für das Gute kämpft und uns retten wird. Vielleicht hätten wir "World War Z" öfter während der Coronakrise schauen sollen.
Hungrig (2017)
Eine gemeine Zombie-Plage hält ein ländliches Städtchen im franzöischen Québec in Atem und versetzt die Bewohner*innen in Angst und Schrecken. Eine wild zusammengewürfelte Bande Überlebender versucht, der infizierten Horde zu entkommen.
Bemerkenswert ist das ruhige Tempo, mit dem Regisseur Robin Aubert seine Zombie-Apokalypse erzählt. Hier ist nichts hektisch oder sprunghaft, der Grusel entsteht in "Hungrig" aus der Zurückgenommenheit und dem Hang zur Wiederholung. Die Kamera blickt den Held*innen immer direkt über die Schulter, ist ganz nah dran an den Held*innen, wodurch beinahe eine Point-Of-View-Ästhetik entsteht, die uns Zuseher*innen natürlich noch mehr in den Bann zieht. Manche Kameraeinstellungen sind derart schön, dass sie an Gemälde erinnern – und geschickt Sicherheit vortäuschen.
Splatter-Szenen und Grausigkeiten gibt es aber trotzdem genug, die eine oder andere Szene lässt einen erschrocken von der Couch hüpfen. "Hungrig" erfindet zwar das Genre-Rad nicht neu, lässt uns aber trotzdem wohlig erschaudern.
Cargo (2017)
Andy (Morgan Freeman) steckt nach einer grausamen Pandemie im ländlichen Australien fest und sucht verzweifelt nach einem neuen Zuhause für sein kleines Kind, das er außerdem vor seinem neuen Ich beschützen muss. Seine Frau wurde von den Zombies getötet. Mit seiner Tochter Rosie macht er sich auf eine gefährliche Reise durch die australische Wildnis ...
Der australische Horror-Thriller in Netflix-Eigenproduktion erinnert in seiner Tonalität und mit seiner Story an "The Walking Dead": Hier und dort sind es die Figuren, die im Mittelpunkt stehen und sich in einer neuen Welt zurecht finden müssen, der sie nicht entkommen können. Freeman liefert eine intensive und beeindruckende Performance ab und lässt uns am tiefsitzenden Schrecken, aber auch an der Entschlossenheit von Andy teilhaben. Zudem tut der australische Tapetenwechsel dem Zombie-Genre gut.
Resident Evil (2002)
Anfang der Nuller-Jahre war wohl wirklich jeder Mensch auf dieser Erde in Milla Jovovich verliebt. Das Ex-Model zeigt in der Realverfilmung des populären Videospiels allen Männern – den lebenden als auch den untoten –, wo der Hammer hängt und dass schon damals die Zeiten lange vorbei waren, in denen Frauen nichts mehr als der hübsche Aufputz des männlichen Action-Helden sein durften.
In "Resident Evil" schießt, boxt und kämpft sich Jovovich (selbst Fan der Video-Games!) durch eine Welt, in der sich Menschen durch gezielt synthetisierte Viren in kannibalische Zombies verwandeln. Das Action-Trash-Spektakel hebt sich durch einen deutlich feministischen Unterton vom Rest ähnlicher Filme ab und liefert Spannung auf höchstem Niveau – bis zum krachenden Finale! Jovovichs Alice verwebt Unsicherheit und Angst mit Aggression und Zerstörungswut, was sie zu einem faszinierend-komplexen Charakter macht.
"Resident Evil" gilt dank großer Schauwerte und der Nähe zum Original als eine der besten Videospiel-Verfilmungen aller Zeiten.
Zombieland (2009)
Der schüchterne und feige Columbus (Jesse Eisenberg) ist alles andere als ein Held, ist aber trotzdem der (scheinbar) einzig Überlebende der Zombie-Pandemie, die die USA heimgesucht hat. Also irrt er durch menschenleere Städte und Straßen – so weit, so "28 Days Later"-bekannt. Wo der Danny Boyle-Horror-Thriller aber auf blanken Horror und perfiden Psychotrip macht, regiert bei "Zombieland" der schräge Spaß, der ungefilterte Witz und der Mut zum Skurrilen.
Unerwartet trifft Columbus auf den machohaften und mutigen Tallahassee (Woody Harrelson), also das komplette Gegenstück von ihm. Gemeinsam setzen sie die Reise fort und rennen den Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) über den Weg, die es beide ganz schön dick hinter den Ohren haben.
Auch sie schließen sich den beiden Männern an – und schon bald müssen sich die Vier jedoch überlegen, was schlimmer ist: Es miteinander auszuhalten oder sich den Zombies zum Fraß vorwerfen? Die Antwort ist nicht eindeutig ...
Irrwitz at its best und irgendwo angesiedelt zwischen Zombie-Horror-Satire, Road-Movie und Teen-Comedy: In "Zombieland" darf man über die Untoten-Thematik endlich mal so richtig lauthals lachen, so durchgeknallt und überdreht ist das Geschehen, das uns hier geboten wird. Die Schauspieler*innen sind mit ganzem Herzen dabei und scheinen den Spaß ihres Lebens zu haben. Das Gagfeuerwerk zündet, das Tempo ist konstant hoch. Passt und hat Kult-Potenzial!