Die 12 besten Serien zum Rewatchen
Von Manuel Simbürger
Veränderung macht Angst. Neues verunsichert. Das gilt auch für TV-Serien: Was, wenn ich mich für die falsche neue Serie entscheide und erst nach einigen Folgen draufkomme, dass die Story rund um Männer im Weltall, die süchtig nach Käse sind und die Erde trotzdem vor dem Käse-Monster retten müssen, nichts für mich ist?
(Bevor ihr nun zu googeln beginnt: Diese Story hab ich gerade erfunden, aber gib's zu: Du würdest die Serie suchten!) Dann hast du wertvolle Lebenszeit verschwendet, die du nicht wieder zurückbekommst.
Dann lieber doch, wie im Leben auch, auf Altes und Vertrautes zurückgreifen. Das bringt einem vielleicht in Sachen Horizonterweiterung nicht weiter, aber dafür werden wir mit dem beruhigenden Gefühl beschenkt, dass wir mit keinen Herzinfarkt-riskierenden Überraschungen konfrontiert werden. Und wenn wir Serien noch mal anschauen (also rewatchen), die wir bereits kennen, werden wir in die Zeit zurückversetzt, als wir sie kennenlernten. Alles noch voller rosaroter Wolken war. Und diese Zeiten sind bekanntlich unvergleichlich.
Manche Serien aber sind es auch deshalb wert, ge-rewatched zu werden, weil sie auf faszinierende Art und Weise dem Test der Zeit standgehalten haben.
Die 12 besten Serien zum immer wieder Anschauen:
Charmed – Zauberhafte Hexen (1998-2006)
Das Reboot mag vielleicht noch feministischer und moderner daherkommen, aber an den magischen Charme des Originals kommt es nicht heran. Die Abenteuer der drei Hexenschwestern Prue, Phoebe und Piper (und später Paige) machen auch heute noch Spaß, ziehen sofort in ihren Bann und lassen uns eine Folge nach der anderen suchten. Selten war das Gleichgewicht zwischen Übernatürlichem und Alltagsproblemen so ausbalanciert wie hier, selten die Chemie zwischen den Darstellerinnen so perfekt – und auch der Mix aus Drama, Humor und Fantasy erweist sich rückblickend als zeitlos.
Trotz Kontinuitätsfehler, schwacher letzter Staffel und dem einen oder anderen Outfit-Griff ins Klo: die Hexen wachsen einem sofort ans Herz, Gefühle werden hier ganz groß geschrieben. Und der Tod von Prue (in der Rolle ihres Lebens: Shannen Doherty) gehört zu den tragischsten TV-Highlights der Serien-Geschichte.
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Die Simpsons (seit 1989)
"Die Simpsons", immerhin langlebigste Cartoon- und Prime-Time-Serie, gehen immer: Nirgendwo anders wird derart schonungslos, frech, witzig, mutig und pointiert Kritik an der US-amerikanischen, aber gleichzeitig auch an der internationalen Gesellschaft geübt wie im gelben Springfield. Der beißende Witz, der waffenscheinpflichtige subversive Humor und die hohe Gag-Dichte (oftmals unter der Gürtellinie) machen "Die Simpsons" zum zeitlosen Entertainment, das mit voller Ehrfurcht und einem Heiligtum ähnelnd an die jeweils nächste Generation weitergegeben wird.
Beim Rewatchen besonders viel Spaß machen die beängstigend treffsicheren Vorhersagen, die uns daran glauben lassen, dass Serien-Erfinder Matt Groening und sein Team hellseherische Fähigkeiten besitzen: Beispielsweise prophezeite die Serie bereits vor vielen Jahren Donald Trump als US-Präsident, Kamala Harris’ Outfit bei ihrer Amtseinführung sowie gar das Coronavirus.
Die Nanny (1993-1999)
Es gibt Sitcoms, bei denen mal einmal lacht und gut ist's. Vergessen sind die Gags. Und dann gibt es Serien wie "Die Nanny", die auch nach x-mal bingen noch die Lachmuskeln anregen und so erfrischend, originell und neu anmuten wie beim ersten Mal – was vor allem Hauptdarstellerin Fran Drescher und ihrem grenzenlos enthusiastischen und selbstironischen Spiel zu verdanken ist.
Auch wenn man bei den Dialogen (dank jahrelanger TV-Wiederholungen) bereits mitsprechen kann, zerkugelt man sich immer noch bei Frans pointierten One-Linern, dem ewigen Kampf zwischen Butler Niles und Businesswoman C.C. und der immer hungrigen Sylvia, die es nicht erwarten kann, ihre Tochter Fran unter die Haube zu bringen.
Seit geraumer Zeit ist ein Wiederaufflammen der Leidenschaft zur kultigen Nineties-Sitcom zu beobachten. Der Table Read der Pilotfolge war ein Klick-Hit auf YouTube, Instagram-Profile huldigen dem exzentrischen Modegeschmack von Fran Fine und Drescher selbst arbeitet an einem "The Nanny"-Musical. Auch Gerüchte über ein Serien-Revival wollen nicht verstummen.
Buffy – Im Bann der Dämonen (1997-2003)
Die Story rund um eine jugendliche Vampir-Jägerin und ihre FreundInnen ist nicht mehr als eine weitere, oberflächliche Teenie-Serie? Mitnichten: Der Mix aus Horror, Drama, Soap und Humor erweist sich bei jedem neuen Bingen als überraschend und zum Niederknien vielschichtiges TV-Meisterwerk, das nicht nur genreübergreifend funktioniert, sondern auch Jung und Alt sowie alle Geschlechter anspricht.
Du wirst erkennen, dass jede einzelne Staffel als Metapher funktioniert, aber auch jede einzelne Figur, jede einzelne Folge und sogar die Sprache an sich. Trotz etlicher Nineties-Referenzen sind die Probleme von Buffy und der Scooby Gang dank genialer Drehbücher zeitlos und regen mit ihrer permanent steigenden Spannungskurve zum Mitfiebern an. Und der Cast? Perfektion auf höchster Ebene.
Breaking Bad (2008-2013)
Dieses Husarenstück serieller Erzählkunst ist eine Ode an die dramaturgische und gesellschaftskritische Strahlkraft, die einer Serie innewohnen kann, egal, wie alt sie bereits ist. Und Bei "Breaking Bad" stimmt einfach alles: der Score, die Kamerafahrten, die Dialoge, die Cliffhanger, die Charakterentwicklungen, der Cast.
Noch einmal zu erleben, wie der Chemielehrer Walter White zum gefährlichen Drogenboss Heisenberg wird, ist ein Privileg, das du dir nicht entgehen lassen solltest – schon allein wegen der nihilistischen und auf sämtliche Sicherheitsnetze verzichtenden Performance von Bryan Cranston, der seine wölfische Aura bis zum Finale immer mehr wachsen lässt. "Breaking Bad" beweist: Besetzung ist Trumpf.
Kurz: Ein Panorama des Bösen, das beim Rewatchen noch genauso sehr schockiert wie beim ersten Mal.
Lost (2004-2010)
Die Mystery-Serie lebt zwar von ihren überraschenden Wendungen, den zahlreichen Cliffhangern und der nervenaufreibenden Frage, was denn nun tatsächlich hinter den unerklärlichen Erlebnissen von Jack, Kate, Sawyer und all den anderen PassagierInnen des Fluges Oceanic Airlines Flight 815 liegt.
Ein nochmalige Reise auf die geheimnisvolle Insel lohnt sich trotzdem, denn im Finale wurden viele Fragen nicht beantwortet – und auch, wenn du zu jenen gehörst, die von sich behaupten, das Mysterium vollständig gelöst zu haben, wirst du beim Rewatchen detektivische Freude daran finden, all die Hinweise und einzelnen Szenen rückblickend miteinander zu verbinden und sie im neuen Licht zu betrachten. Auch beim erneuten Schauen wirst du viele neue Details entdecken, die dich überfordern werden – langweilig wird's also bestimmt nicht!
Friends (1994-2004)
Wenn Ross sich wieder mal scheiden lässt, Monica wie besessen ihr kultiges New Yorker Apartment putzt, Chandler mit Sarkasmus um sich schmeißt und Joey lässig fragt, wie es uns geht, dann ist was wie das Treffen mit alten Freunden, das auch nach vielen Jahren immer noch Spaß macht und an die eigene Jugend erinnert. Bei dem es sofort wieder so ist wie früher, so, als wäre gar keine Zeit vergangen.
Mehr noch: Es ist wie Nach-Hause-Kommen, wo das gemütliche Wohnzimmer immer gleich bleibt und der köstliche Kaffee im Stammlokal einfach nie ausgeht. Das Alltagsleben der sechs New Yorker FreundInnen streichelt unsere Seele und lässt in uns das wohltuende Gefühl aufkommen, das alles gut wird – und zwar immer. Davon kann man einfach nicht genug bekommen – auch wenn man jede Szene bereits im Schlaf mitsprechen kann.
How I Met Your Mother (2005-2014)
Ja, mittlerweile wissen wir bereits, wer Teds Ehefrau werden wird. Und ja, das Finale war durchaus problematisch. Und trotzdem sollte man "How I Met Your Mother", dem einzig legitimen "Friends"-Nachfolger, nochmals eine Chance geben – denn die romantische und zugleich aberwitzige Suche nach der großen Liebe macht auch Jahre später immer noch überraschend viel Spaß.
Zudem werden wir uns beim Rewatchen nochmals bewusst, dass die Sitcom so viel mehr war als Teds Frauengeschichten: Die zahlreichen Running Gags, die gesellschaftskritischen Kalauer und Barneys bissige One-Liner sind mittlerweile fixer Teil der Popkultur geworden, ihre Wurzeln zu würdigen ist da nur gut und recht. Und ähnlich wie bei "Lost" prophezeien wir dir zahlreiche "Aha!"-Momente, wenn du nun endlich all die versteckten Hinweise auf die Frage aller Fragen entdecken und verstehen wirst. Und dir wird bewusst werden, dass sich keine Sitcom leidenschaftlicher auf der Kreativ-Wiese austobt als "How I Met Your Mother".
Mad Men (2007-2015)
Eine Zeitreise macht immer Spaß – und wenn's in die stylishen und gesellschaftsverändernden 1960er geht, dann sowieso. Trotz Retro-Setting ist "Mad Men" ein zeitloses Serien-Meisterwerk für die Ewigkeit, das dank seiner Vielschichtigkeit und Detailverliebtheit auch beim wiederholten Mal Anschauen immer noch genauso fesselt wie beim ersten Mal. Lass dich erneut entführen in eine Zeit, als Sexismus, Rauchen und Fedoras en vogue waren und staune darüber, wie weit wir seitdem gekommen sind (oder auch nicht).
Der Werdegang des ambivalenten Werbe-Profis Don Draper (genial: John Hamm) und seiner feministischen Kollegin Peggy (eine Naturgewalt: Elisabeth Moss) hilft nicht nur, die damalige Zeit, sondern auch die menschliche Seele besser zu verstehen. Die langsame Erzählweise mutet beim wiederholten Bingen bereits etwas zügiger an – und der atemberaubende Style der Serie haut uns immer wieder aufs Neue aus unseren H&M-Socken.
Grey's Anatomy (seit 2005)
Die Hochglanz-ÄrztInnen-Soap "Grey's Anatomy" läuft zwar noch, im Herbst startet bereits die 18. Staffel. Wer erinnert sich aber noch im Detail an die Anfänge von Meredith, Christina, George, Izzy und Alex im damaligen Seattle Grace Hospital, lange vor schicksalshaften Todesfällen, Herzschmerz-Trennungen, Karriere-Achterbahnfahrten und einem Besetzungs-Karussell, das sich schneller dreht als ein Kind auf Koffein?
Erlebe nochmal mit, wie Meredith und Derek sich verlieben, Izzy ihr Herz an einen todkranken Patienten verliert, Bailey als "Der Nazi" bekannt war und Meredith unter ihrer an Demenz erkrankten Mutter litt. Du wirst glauben, es mit einer anderen (besseren) Serie zu tun zu haben, so viel ist seitdem passiert. Taschentücher bereithalten! Zudem gehört die Wandlung von "dark and twisty" Meredith mit Hang zum Tequila zur selbstbewussten, verantwortungsvollen Power-Frau zu den faszinierendsten Charakterentwicklungen der jüngeren TV-Historie.
Golden Girls (1985-1992)
Eine Zeitreise macht immer Spaß – und wenn's in die verträumt-bunten Achtziger geht, dann sowieso. Die Sitcom "Golden Girls" rund um vier reife Damen, die zusammen in einer WG in Florida wohnen, war bahnbrechend in vielerlei Hinsicht: Endlich durften Frauen "im besten Alter" mehr sein als das brave Hausmütterchen oder die spießige Oma – Dorothy, Blanche, Rose und Sophia genießen ihr Leben jenseits aller gesellschaftlicher Konstruktionen (und bleiben dabei trotzdem TV-brav) und beweisen endgültig, dass Alter nur eine Zahl ist.
Zudem wurden in der Sitcom damalige Tabus wie Homosexualität, künstliche Befruchtung oder Sex im Alter mit viel Herz, frechem Humor, skurrilen Lebensweiseheiten und ganz viel Cheesecake besprochen, gebrochen und als massentauglich empfunden. Die "goldigen Mädels" waren ihrer Zeit also weit voraus, weshalb dieses Feel-Good-Serienjuwel heute noch so glänzt wie damals – und die vier Darstellerinnen, von denen nur noch Betty "Rose" White am Leben ist, sind ohnehin längst Kult.
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Malcom mittendrin (2000-2006)
Bei Bryan Cranston denken wir mittlerweile als erstes an den Ober-Bösewicht-Drogenboss Walter White. Eigentlich aber hatte Cranston seinen internationalen Durchbruch mit einer Rolle, die unterschiedlicher nicht sein könnte: nämlich als tollpatschig-liebenswürdiger Familienvater Hal, der sich mit vier (später fünf) Söhnen, von denen einer hochbegabt ist, und seiner dominant-cholerischen Ehefrau herumschlagen muss.
Diese völlig andere Seite von Cranston zu sehen ist faszinierend – aber auch der anarschisch-freche Humor der Sitcom hat bis heute nichts von seinem Biss verloren.
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