Jahresrückblick: Wir haben die Serien-Flops 2023 gewählt
Von Manuel Simbürger
Auch 2023 war der Output an Serien enorm, gefühlt jeden Tag wurde eine neue TV- oder Streamingserie veröffentlicht. Viele davon waren Publikums- und Kritiker:innen-Lieblinge, wie beispielsweise "Succession", "Only Murders in the Building" oder "Daisy Jones and the Six". Aber unter all den funkelnden Diamanten fanden sich auch einige Kieselsteine, die den Binge-Genuss in eine Binge-Herausforderung verwandelten. Ist okay, denn nicht alles, was neu ist, ist eben auch gut.
Von Schwarzen Polizisten über Geheimagent:innen bis hin zu verliebten Teens und Hexern:
Das sind die Serien-Flops 2023, gewählt von der film.at-Redaktion:
XO, Kitty, Staffel 1
Die Grundprämisse von "XO, Kitty" setzt einiges an Gutgläubigkeit des Publikums voraus: Eine 16-Jährige besucht ganz allein einen fremden Kontinent für ein ganzes Jahr lang, obwohl sie dort niemanden kennt und auch die dortige Sprache nicht beherrscht. Das Thema Unglaubwürdigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Staffel: Die Story ist derart konstruiert, dass man nicht anders kann, als irgendwann genervt mit den Augen zu rollen.
Aber nicht nur das: "XO, Kitty" ist teils derart mit Storyplots überladen, dass die einzelnen (zahlreichen) Charaktere nicht die Chance bekommen, atmen zu können und das Erlebte zu verarbeiten. Die Charaktere sind ärgerlich dreidimensional und torkeln die nur von einem Gemütszustand zum nächsten. Dass die Dialoge oftmals an der Peinlichkeits-Grenze schrammen und an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten (unterbieten?) sind, hilft da freilich wenig. Das Schlimmste aber: Die Serie ist so picksüß, dass beim Bingen Sorge trägt, Karies zu bekommen. Weniger ist eben oftmals mehr.
Zu sehen (oder besser nicht) auf Netflix. Hier geht's zur Serie!
Sam – Ein Sachse, Miniserie
Die erste deutsche Eigenproduktion von Disney+ basiert auf der wahren und durchaus beeindruckenden Geschichte von Samuel "Sam" Njankouo Meffire, Ostdeutschlands erstem Schwarzen Polizisten. So sehr war der Mauskonzern bemüht, auf der Welle des True-Crime-Trends mitzuschwimmen und gleichzeitig auch Historienfans abzuholen. Doch wenn man allzu verbissen nach Perfektion strebt, wird man blind für die offensichtlichen Schwächen – und endet in langweiliger Mittelmäßigkeit.
Hauptdarsteller Malick Bauer schafft es nicht, der realen Person genug Dreidimensionalität und vor allem Charakterentwicklung zu verleihen, um mit ihm mitzufiebern, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Generell bleibt "Sam – Ein Sachse" merkwürdig oberflächlich, was wahrscheinlich daran liegt, dass alles versucht wird, auf Biegen und Brechen eine Heldenreise darzustellen, ohne aber auf die teils zwiespältige Message zu achten. Dialoge, Ästhetik und Schauspielerei erinnern hier eher an eine Telenovela als an eine ernstzunehmende Dramaserie. Disney+ aber scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben: Die WK-II-Serie "Deutsches Haus" ist "Sam – Ein Sachse" um Längen voraus.
Zu sehen (oder besser nicht) auf Disney+. Hier geht's zur Serie!
Manuels Flop-5-Serien des Jahres 2023:
1. "XO, Kitty" (Staffel 1)
2. "Sam – Ein Sachse" (Miniserie)
3. "Secret Invasion" (Miniserie)
4. "Alles Licht, das wir nicht sehen" (Miniserie)
5. "Der Untergang des Hauses Usher" (Miniserie)
Beschütze sie, Miniserie
Apple TV+ hat sich für mich zu dem Streaminganbieter entwickelt, der absolut höchste Qualität bietet. Hier wird "Qualität über Quantität" großgeschrieben. Als ich dann als großer "Alias"- und "Game of Thrones"-Fan gesehen habe, dass Jennifer Garner und Nikolaj Coster-Waldau in einer Romanverfilmung von Apple TV+ mitspielen, die dann auch noch aus einem meiner LIeblingsgenre Thriller stammt, dachte ich, ich hätte meinen nächsten persönlichen Serien-Hit gefunden, doch ich lag derart falsch!
Gegen Ende entpuppt sich die Miniserie viel mehr als eine Art Familiendrama als ein Thriller, was auch okay gewesen wäre, wenn "The Last Thing He Told Me" nicht als Thriller beworben worden wäre und falsche Erwartungen geweckt hätte. An manchen Stellen gelingt es der Serie zwar Spannung zu erzeugen, so richtig Angst um das Leben der drei Protagonist:innen hat man aber nie so wirklich. Da haben mich die Küchenszenen in "The Bear" wesentlich mehr ins Schwitzen gebracht als dieser vermeintliche Thriller. Einfach nur enttäuschend!
Zu sehen (oder besser auch nicht) auf Apple TV+. Hier geht's zur Serie!
Secret Invasion, Miniserie
Samuel L. Jackson in einer Serie? Geht es noch besser? Die Vorfreude war groß, als Marvel eine Serie anteaserte, in der Nick Fury im Fokus stehen soll. Der weitere Cast kann sich auch mehr als sehen lassen – Ben Mendelsohn, Olivia Colman, Sir Ben Kingsley, Emilia Clarke –, doch leider konnte selbst der die im Vorfeld gehypte Marvel-Serie nicht retten.
Der Ansatz, das Agent:innen-Genre im MCU zu wählen, fand ich erst mal gut und war gespannt auf die Miniserie, doch leider ließ mich jede Folge aufs Neue mit dem Gefühl zurück, dass etwas fehlt. "Secret Invasion" konnte nie so richtig sein Potenzial entwickeln und Zuschauer:innen voll und ganz mitreißen – und das trotz der Möglichkeit einer tödlichen Alien-Invasion! Es herrschte Langeweile statt packende Sogwirkung vor. Schade!
Zu sehen (oder besser nicht) auf Disney+. Hier geht's zur Serie!
Maikes Flop-5-Serien des Jahres 2023:
1. "Beschütze sie" (Miniserie)
2. "Secret Invasion" (Miniserie)
3. "A Murder at the End of the World" (Miniserie)
4. "The Crowded Room" (Miniserie)
5. "Der Morgen davor und das Leben danach" (Miniserie)
"The Continental", Miniserie
Funktioniert John Wick auch ohne John Wick? Leider nicht wirklich, denn ein bekannter Schauplatz allein reicht nicht aus, um diese zeitgenössische Actionlegende zu ersetzen. In dieser Prequel- Miniserie, die in den 1970-Jahren spielt, führen uns die drei Folgen jeweils in Spielfilmlänge von fast immer 90 Minuten in die New Yorker Filiale der Hotelkette für Auftragskiller:innen.
Dort entbrennt zwischen verschiedenen Partien ein Machtkampf bis auf Blut, doch all die Schusswechsel oder sonstigen Auseinandersetzungen hinterlassen höchstens den Eindruck von Second-Hand-Action, die man ohnehin schon anderswo gesehen hat. Sogar der Star Mel Gibson bleibt seltsam blass in seiner Rolle des Hotelmanagers und kann sich zwischen den Alternativen psychopathischer Bösewicht oder gottgläubiger Herbergsvater nicht entscheiden.
Zu sehen (oder besser nicht) auf Prime Video. Hier geht's zur Serie!
The Witcher, Staffel 3
Schon klar, Henry Cavill zieht sich von der Witcher-Rolle zurück, doch zumindest eine würdige Abschieds-Staffel hätte man ihm gegönnt. Stattdessen scheint er bereits während der Dreharbeiten die Lust am Hexen verloren zu haben, weshalb er kaum noch in Erscheinung tritt. Stattdessen dominieren Figuren wie Ciri, Francesca und Tissaia. Hinzu kommen bescheidene CGI-Effekte, schwache Dialoge, ein schleppendes Tempo, keine überzeugenden Gegenspieler und viel zu viele Handlungsstränge, die dann oft auch ins Leere laufen.
Bei solch geballten negativen Entwicklungen ist es eigentlich ein Wunder, dass überhaupt noch eine weitere Staffel ins Auge gefasst wurde. Liam Hemsworth ist jedenfalls nicht zu beneiden, wenn er sich dann in der Witcher-Welt behaupten muss.
Zu sehen (oder besser nicht) auf Netflix. Hier geht's zur Serie!
Francos Flop-5-Serien des Jahres 2023:
1. "The Conintental" (Miniserie)
2. "The Witcher" (Staffel 3)
3. "Fall of the House of Usher" (Miniserie)
4. "Ragnarök" (Staffel 3)
5. "The Mandalorian" (Staffel 3)
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