Die 5 besten Reality-Shows auf Amazon Prime
Von Manuel Simbürger
Wir müssen es an dieser Stelle zugeben: Auf Amazon Prime lassen sich nicht viele Reality Shows finden. Der Streaming-Anbieter mag eine tolle Spielwiese für preisgekrönte und kreative fiktionale Filme und Serien sein, aber an das Reality-Format scheint er sich – im Gegensatz zu Konkurrenz Netflix – noch nicht so ganz heranzutrauen (zumindest nicht, was das kostenlose Angebot betrifft). Lange Zeit konnte Amazon Prime mit den Kult-Shows "The Hills" und "Jersey Shore" punkten, jedoch sind diese Formate schon seit geraumer Zeit nicht mehr kostenlos im Prime-Angebot enthalten.
Aber kein Grund zu verzagen, liebe Anhänger*innen des so sehr verschmähten, aber doch umso beliebteren Reality-Genres! Wühlt man sich ein bisserl durch das Amazon-Prime-Angebot, stößt man durchaus auf einige Diamanten, die zwar zum Großteil bis dato noch recht unbekannt sind, aber trotzdem als kleine Entertainment-Höhepunkte bezeichnet werden dürfen.
Das sind die besten Reality-Shows auf Amazon Prime:
The Grand Tour (seit 2016)
Machos, schnelle Autos und dicke Hosen: "The Grand Tour" ist die inoffizielle Fortsetzung des BBC-Kult-Formats "Top Gear". Schon damals wurden coole Autos auf eindrucksvolle Weise vorgestellt, schon damals war die Atmosphäre genauso testosterongeschwängert wie sonst nur ein Michael Bay-Action-Spektakel.
Das ist durchaus okay, denn die drei Moderatoren Richard Hammond, Jeremy Clarkson und James May – die drei glänzten schon bei "Top Gear" als Scheiß-mir-nichts-Gastgeber mit Experten-Wissen – sind mit derart großer Leidenschaft bei der Sache, dass selbst jene Zuseher*innen, die so gar nichts mit Autos anfangen können, der Faszination auf vier Rädern etwas abgewinnen können. Die Bilder, die Teststrecke und die Auto-Stunts sind dank höherem Budget noch spektakulärer als zu "Top Gear"-Zeiten. Die Witze unter der Gürtellinie, die Kraftausdrücke und die Non-Political-Correctness auch. Genau das richtige Programm also für einen Buddy-Abend mit viel Bier und Nackte-Frauen-in-Auto-Werkstätten-Kalender an der Wand.
Storage Hunters (2011-2017)
In den USA ist es üblich, Inhalte von Lagerschuppen auf Auktionen zu versteigern, wenn die Miete nicht mehr bezahlt werden kann. Die Trödel-Spezialist*innen Brandon und Lori Bernie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die besten Schnäppchen bei solchen Auktionen herauszuholen. Jedoch wissen sie nicht, was sie hinter den Garagentoren tatsächlich erwartet: wertvolle Schätze oder wertloser Krimskrams?
In insgesamt drei Staffeln begibt sich das Publikum mit Brandon und Lori auf Trödel-Jagd und wird – und genau das ist das Spannende an "Storage Hunters" – bei jedem Lagerschuppen zum Mitraten eingeladen: Wie viel ist all das Zeug wirklich wert? Wer wird den besten Preis rausschlagen? So hat die Serie ein bisschen was von Game-Shows, aber auch von den seit geraumer Zeit beliebten TV-Flohmarkt-Formaten wie "Bares für Rares". Und wie es zu solchen Formaten gehört, finden sich auch immer wieder große Überraschungen in den Garagen. Zwischendurch tritt sogar ein echter Experte auf, der beim Schätzen hilft.
"Storage Wars" hat auch etwas von einem Sozialporno: Bei den Auktionen dürfen Konflikte und Zankereien natürlich nicht fehlen. Dass die meisten Teilnehmer*innen einer eher bildungsfernen Schicht angehören, verstärkt den Trash-Faktor der Serie natürlich noch zusätzlich, lässt einem aber auch dran bleiben. Irgendwie will man nicht hinsehen, man muss aber.
James May: Unser Mann in Japan (2020)
Dem "The Grand Tour"-Moderator James May wurde von Amazon Prime noch eine Reality-Show auf den talentierten Moderatoren-Leib geschneidert: In der sechsteiligen Serie reist May quer durch Japan, um die oft unzugänglich erscheinende Kultur und Mentalität seiner Einwohner*innen kennenzulernen und zu verstehen. Sehenswürdigkeiten stehen dabei genauso am Reiseplan wie das Ausprobieren möglichst verschiedener kulinarischer Spezialitäten. Vor allem aber geht es May um eines: Er möchte in das japanische Leben eintauchen, so gut es nur geht.
Kein ausgefallenes Konzept, aber dank dem offenen, humorvollen und zumindest hier überraschend sanften May macht diese lehrreiche Reisesendung Spaß und tröstet ein bisschen darüber hinweg, dass der eigene Urlaub ins weit entfernte Ausland dank Pandemie immer noch in weiter Ferne liegen dürfte.
Making the Cut (seit 2020)
Top-Model Heidi Klum und Mode-Experte Tim Gunn haben die Designer-Reality-Show "Project Runway" an den Nagel gehängt, um bei Amazon Prime mit einer Designer-Reality-Show durchzustarten. Klingt ein bisschen absurd, aber immerhin bleibt die Schusterin Klum bei ihren Leisten und tut weiterhin das, was sie am besten kann: Als personifizierter Mix aus taffer Business-Woman und nettem Mädel von nebenan hoffnungsvolle Jung-Talente zu fördern, aber auch zu kritisieren – und dabei stets bildhübsch auszusehen. Prominente Gast-Juror*innen dürfen natürlich auch nicht fehlen: hier sind es unter anderem Naomi Campbell und Nicole Richie.
In "Making the Cut" geht's im Gegensatz zu "Project Runway" um die Welt: Klum und Gunn nehmen zwölf internationale Mode-Designer*innen mit in die Fashion-Metropolen Paris, New York und Tokio. Dort müssen die Kandidat*innen beweisen, ob sie das Zeug dazu haben, eine internationale Modemarke aufzubauen. Praktisch und geschäftstüchtig von Amazon: Die wöchentlichen Gewinner-Outfits sind direkt im "Making the Cut"-Store auf Amazon erhältlich. So baut man eben auch eine Bindung zu den Zuseher*innen auf! Am Ende winkt dem Gewinner/der Gewinnerin der Show stolze eine Million US-Dollar!
Die Geisterakten – Auf Spurensuche im Jenseits (seit 2017)
Du bist großer Fan der "Ghostbusters"? Deine Vorbilder heißen Mulder und Scully? Und du hast alle 15 Staffeln von "Supernatural" gesehen? Dann solltest du unbedingt mal bei dieser deutschen Low-Budget-Reality-Serie reinschauen, die mit sympathischer Authentizität und steil nach oben ausgerichteten Spannungskurven besticht:
Ein sechsköpfiges Team (und Hund Libby) begeben sich mit Kamera, "Ghostbuster"-ähnlichen Geräten und ganz viel Mut sowie Neugierde auf die Suche nach paranormalen Aktivitäten. Dabei besuchen sie Orte, denen nachgesagt wird, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht.
Farbenvielfalt und Sonnenschein sucht man in "Die Geisterakten" vergebens, naturgemäß und im Sinn der Sache sind die düsteren Folgen in Schwarz-Weiß gehalten und mit Nachtsichtgerät gedreht. Auch wenn nicht immer alles ganz so gruselig, übernatürlich und sonderbar rüberkommt, wie es sich die "Geisterjäger" wünschen würden, regt die Serie trotzdem zum Nachdenken über Leben und Tod an. Und die eine oder andere leichte Gänsehaut gibt's beim Schauen dann doch.