Von Mist bis Meisterwerk: Alle MCU-Serien im knallharten Ranking
Von Manuel Simbürger
Seit 2013 (mit Beginn der TV-Serie "Agents of S.H.I.E.L.D.") werden die epischen Abenteuer der Marvel-Held:innen auch in serieller Form erzählt, was man seit dem Launch der Streaming-Plattform Disney+ noch weiter intensivierte. Insgesamt gibt es mittlerweile 21 Marvel-Serien, als MCU-Serien zählt man allerdings nur 8 Titel, auch wenn bei einzelnen Titeln wie "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." und auch "Daredevil: Born Again" die Grenzen verschwimmen.
Während anfangs Kritiker:innen und Publikum großteils begeistert auf die Serien des Marvel Cinematic Universe reagierten, geht's seit geraumer Zeit auch in diesem Bereich qualitätsmäßig bergab. Die inspirierenden Musen haben sich von Kevin Feige & seinen Autor:innen-Teams scheinbar verabschiedet und dem Monstrum Unkreativität Platz gemacht – und gegen diesen Feind können, wie wir wissen, nicht mal die stärksten Superheld:innen etwas ausrichten. Neuester Angriff auf die Geduld und die Solidarität der Fans: Das Finale von "Secret Invasion", das prompt alle Hoffnung auf eine qualitative Besserung der MCU-Zukunft zunichtemachte ...
Wir haben für euch ein Ranking aller MCU-Serien erstellt – von der schlechtesten bis zur besten:
8. Ms. Marvel
Es ist durchaus löblich von Marvel, die pakistanische Kultur in den Fokus einer Serie zu stellen und eine Teenagerin mit pakistanischen Wurzeln zur Superheldin zu machen. Das Ergebnis war aber leider mehr als unausgegoren: Zu kindisch kam "Ms. Marvel" daher, auch wenn das die junge Zielgruppe wahrscheinlich wenig gestört hat.
Hauptdarstellerin Iman Vellani ist sympathisch, aber eine Bindung zu ihr bzw. Kamala Khan stellt man trotzdem nicht her. Was zur Folge hat, dass es einem ziemlich egal ist, was mit der Heldin und ihren Freund:innen passiert. Auch, dass Ms. Marvels Superkräfte sich von jenen in der Comic-Vorlage unterscheiden – und weitaus generischer daherkommen –, hilft der Serie ganz und gar nicht.
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7. She-Hulk: Die Anwältin
Viele von euch würden "She-Hulk" wahrscheinlich auf den letzten Platz wählen, aber der Meta-Humor hat den Autor dieser Zeilen viele Male zum Lachen gebracht und ihn überzeugt, dass man sich bei Marvel Studios doch irgendwas bei diesem grünen Schlamassel gedacht hat.
Denn trotz kreativer Ansätze und großem Potenzial ist "She-Hulk" dann leider doch ein Schuss in den Superheld:innen-Ofen: Die Gags sind oftmals zu erzwungen, eine Fallhöhe für die Protagonistin so gut wie nicht vorhanden, die CGI-Effekte unfreiwillig komisch und die Logiklöcher sind mindestens so massiv wie She-Hulk selbst. Man hat oftmals das Gefühl, dass die Autor:innen nie so genau wussten, in welche Richtung die Serie gehen soll. Da kann leider nicht mal die eigentlich so brillante Tatiana Maslany noch etwas retten.
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6. Secret Invasion
Da war der Hype wieder mal größer als die Realität – und das Marketing viel zu großspurig: Die Erwartungen (und die Bewerbung) von "Secret Invasion", der ersten Agent:innen-Serie des MCU mit düsterer Verschwörungs-Narrative, versprach nach den beiden vorherigen Flops "She-Hulk" und "Ms. Marvel" wieder mal ein dramaturgischer Lichtblick im Marvel Cinematic Universe zu sein.
Die Enttäuschung bei den Fans (und Kritiker:innen) war dann umso größer – trotz starkem Beginn: Ideenlosigkeit, Langeweile, Logiklöcher (schon wieder!), schlechte Choreographie, viele Sackgassen und ein belangloses Finale. Noch ärgerlicher ist das, weil "Secret Invasion" durchaus Potenzial inne hatte. Kriegt es das MCU einfach nicht mehr hin?
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5. Moon Knight
Ähnlich wie mit "Secret Invasion" verhält es sich mit "Moon Knight": Großes wurde angekündigt, serviert wurde uns dann eher Lauwarmes. Die Prämisse aber ist interessant und mit "Moon Knight" wagte sich das MCU nach längerer Zeit endlich mal wieder auf innovativ-dramaturgischen Boden:
Steven Grant als schizophrener Anti-Superheld ist erfrischend anders, die Serie umgibt stets eine Aura des Unwissenden: Was ist real, was Einbildung? Oscar Isaac in der Titelrolle fungiert zwar immer wieder gefährlich an der Grenze zum Over-Acting, fehlenden Enthusiasmus kann man ihm dafür nicht vorwerfen. Auch visuell und in Sachen Cliffhanger lieferte "Moon Knight" (halbwegs) ab. Trotzdem hat man stets das Gefühl, die Serie würde auf der Bremse stehen und sein volles Potenzial nicht ausschöpfen.
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4. Hawkeye
Weil Jeremy Renner alias Hawkeye in den Avengers-Filmen stets bloß die zweite Geige spielen durfte, hüpfte das treue Fanherz umso mehr, als dem besten Bogenschützen der Welt endlich eine eigene Serie geschenkt wurde. "Hawkeye" erinnert an die ersten drei Phasen des MCU (sprich: die Hoch-Zeit des Franchise), auch wenn die Serie bei weitem nicht mit den damaligen Filmen mithalten kann, dafür fehlt dann doch der Biss und der Mut zum Unkonventionellen.
Trotzdem: "Hawkeye" überzeugt vor allem dank der Chemie der Hauptdarsteller:innen Renner und Kate Bishop aka Hailee Steinfeld, beide machen ihren Job durchaus überzeugend. Das familiäre Thema der Serie berührt und verwebt sich überraschend organisch mit der Detektiv-Drama-Thematik. Der Fokus auf Street-Fights weit weg von Aliens und Weltall-Abenteuern gibt "Hawkeye" einen altmodischen Anstrich – im besten Sinne!
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3. The Falcon and the Winter Soldier
Die zweite MCU-Serie bewegt sich selbstsicher im Genre der Buddy-Action-Comedy, weshalb sie sich problemlos in die Riege der Avengers- und so mancher Superhelden-Solofilme des MCU einreiht. Anthony Mackie und Sebastian Stan gehen gänzlich in ihren Paraderollen auf und es ist eine pure Freude, ihnen zuzusehen. Auch so mancher Twist in der Story sowie die feinfühligen Charaktermomente vermögen zu fesseln.
Der größte Pluspunkt der Serie ist aber der Fokus darauf, wie sich die Welt nach dem folgenreichen Thanos-Fingerschnippser verändert hat und Fragen beantwortet, von denen man bisher nicht mal wusste, dass man sie hatte. Auch die Sozialkritik (sowie die nachhallende Frage, was einen Helden/eine Heldin heutzutage eigentlich ausmacht) kommt nicht zu kurz, drängt sich aber auch nicht auf.
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2. Loki
"Loki" ist die beliebteste MCU-Serie unter Fans – und es ist nicht schwer nachzuvollziehen, wieso das so ist: Fantasy, Action, Mystery und Humor gehen hier eine nahezu perfekte Symbiose ein, der Genre-Mix ist erfrischend, fängt aber auch authentisch den Charakter der Hauptfigur ein.
Diese wird einmal mehr vom ohnehin zum Niederknien begabten Tom Hiddleston verkörpert, der in seiner Rolle ganz und gar aufgeht und sich in bester Spiellaune zeigt. "Loki" schafft es (auch dank viel Liebe zum Detail) zudem, eine eigenständige Story zu erzählen, zugleich aber auch viele wichtige Weichen für andere MCU-Filme zu stellen. Staffel 2 kann also kommen!
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1. WandaVision
"WandaVision" ist die erste Serie aus dem MCU und leitet Phase Vier ein. Die Serie ist eine liebevolle Hommage an Sitcoms wie "Bewitched" oder auch "Malcolm mittendrin" sowie Trauma-Studie zugleich. Das Publikum wird lange im Unklaren gelassen darüber, was tatsächlich vor sich geht. Das erzeugt ein derart hohes Spannungslevel, dass es an die Schmerzgrenze geht. Das Niveau ist zwar nicht konstant hoch, aber mutig ist die Serie allemal:
Denn "WandaVision" versucht gar nicht erst, einer breiten Masse zu gefallen, was für einen Mainstream-Giganten wie Marvel bemerkenswert ist. Auch die philosophischen Ansätze und der Mut zum Experimentellen überraschen. Die Serie ist derart gegen den Strich gebürstet, dass man sich fragt, ob man es hier überhaupt mit einem Marvel-Werk zu tun hat. Auch philosophische Ansätze und visuelle Experimente lassen "WandaVision" aus dem SuperheldInnen-Sumpf klar herausstechen.
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