Die 5 besten Mafia-Filme auf Netflix
Von Manuel Simbürger
Mafia-Filme nehmen uns – meist – mit in die Vergangenheit. In eine Zeit, als Gangster mit Stil und familiären Werten nicht nur die Unterwelt regierten, sondern ganze Metropolen in der Hand hatten. Gangster, die nicht selten das FBI vom Jäger zu den Gejagten machten, denn Pardon kannten die Mafia-Clans keine – sei es gegenüber Personen, die sich auf der anderen Seite des Gesetzes befanden, noch anderen verfeindeten (Mafia-)Familien gegenüber.
Bestechungen, Korruption, Verfolgungsjagden, Blut, Gewalt und detailgenau geplante Abhöraktionen sind genauso Teil der Mafia-Welt wie der familiäre Zusammenhalt, perfekt sitzende Anzüge und eine Atmosphäre, die permanente Gefahr genauso wie Schutz ausstrahlt. Vor allem New York und Boston sind beliebte Schauplätze in Mafia-Filmen, denn in diesen nebelverhangenen Städten sind die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht immer genau zu erkennen.
Genug Stoff also für Hollywood, das sich schon sehr früh dem Mafia-Thema angenommen hat: Als der erste Mafia-Film wird "The Black Hand" aus 1906 angesehen. Generell versteht sich der Mafia-Film als ein Sub-Genre des Kriminalfilms und wird sehr oft mit Gangsterfilmen in einen cineastischen Topf geworden – was durchaus verständlich ist, weil Mafiosi sind Gangster. Aber Gangster sind nicht automatisch Mafiosi.
Weshalb wir uns in unserer Liste der besten Mafia-Filme auf Netflix ganz streng auf jene – bekanntesten – Filme beschränkt haben, die sich wirklich ganz deutlich und zweifelsfrei als klassische Mafia-Streifen identifizieren lassen.
Das sind die besten 5 Mafia-Filme auf Netflix:
GoodFellas (1990)
In Martin Scorseses Antwort auf Francis Ford Coppolas "Der Pate"-Trilogie erzählt ein ehemaliger Gangster (Ray Liotta) über sein Leben und seine Karriere in der italo-amerikanischen Mafia. Der Film basiert auf dem Roman "Wise Guy" (der wiederum auf wahren Begebenheiten beruht!) von Nicholas Pileggi, der neben Scorsese auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. "GoodFellas" gilt aufgrund der eindrucksvollen Bilder, der realistischen Darstellung des Mafia-Milieus, der überragenden Darsteller sowie dem Mut, unsympathische Figuren in den Mittelpunkt zu stellen, als einer der absoluten besten Vertreter des Mafia-Film-Genres.
Nicht überraschend also, dass das Mafiosi-Epos mehrfach ausgezeichnet wurde. Unter anderem erhielt er beim Filmfestival für Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie, auch gelang es ihm, sechs Oscar-Nominierungen einzuheimsen. Gewinnen konnte er aber nur einen: nämlich den für den Besten Nebendarsteller (Joe Pesci).
"GoodFellas" ist auf diversen "Die besten Filme aller Zeiten"-Liste zu finden. Das American Film Institute wählt den Film auf Platz 2 der 10 besten Gangsterfilme aller Zeiten. Übrigens: "GoodFellas" wurde seit seinem Erscheinen nicht nur zahlreich parodiert, sondern diente auch als Inspiration für "Die Sopranos", die wiederum nicht nur als beste Mafia-Serie, sondern als eine der besten Serien aller Zeiten gilt.
The Irishman (2019)
Scorsese kann es einfach nicht lassen mit filmischen Mafiosi-Epen, die noch dazu das Potenzial zum cineastischen Meisterwerk für die Ewigkeit haben: Rund 30 Jahre nach "GoodFellas" nimmt sich der Regisseur erneut einer jahrzehntelangen Karriere in der Mafia an – und einmal mehr vereint er "seine" Top-Stars Robert De Niro und Joe Pesci, die diesmal von Schauspiel-Urgestein Al Pacino unterstützt werden, der mit "Scarface" selbst so seine Erfahrungen mit Gangster-Filmen hat.
Für Aufsehen sorgte das Netflix-Drama, das für zahlreiche Preise nominiert war (u.a. zehnmal für den Oscar!), jedoch nur sehr wenige davon gewinnen konnte, aber nicht nur aufgrund der wiedervereinten Top-Stars: Ganze dreieinhalb Stunden dauert das Epos, was selbst eingefleischte Film- und Binge-Fans an ihre Schmerzgrenzen brachte. Zudem wurden die drei Hauptdarsteller technisch in einzelnen Szenen täuschend echt verjüngt – zumindest, was die Optik betrifft, denn die Körperbewegungen der in die Jahre gekommenen Schauspieler mochten nicht so recht zum jungen Aussehen passen.
Ansonsten präsentiert uns Netflix hier einen typischen Scorcese – unverhohlene Brutalität, schmerzende Authentizität, zeitgenössische Musik und tiefe Gefühle inklusive.
Departed – Unter Feinden (2006)
Und einmal Scorsese geht noch: Sein Remake des Hong-Kong-Thrillers "Internal Affairs" brachte dem Regisseur endlich seinen ersten Regie-Oscar ein. Zu verdanken hat er das nicht nur bildgewaltigen Kameraeinstellungen, einem mit diversen FIlm-Zitaten gespicktem Drehbuch sowie einer Story, die sich viel Zeit für die Psyche der Figuren nimmt, ohne dabei jeweils langweilig zu werden, sondern auch einem erlesenen Star-Ensemble, das sich heute noch sehen lassen kann: Leonardo DiCaprio, Mark Wahlberg und Matt Damon geben genauso eine Glanzleistung ab wie Jack Nichsolson, Martin Sheen, Alec Baldwin und Vera Farmiga. Eine Gangster-Parabel über Moral, Intrigen, Vertrauen und Korruption.
Donnie Brasco (1997)
Zwar kein Scorese, aber einmal mehr Al Pacino: Joe Pistone (Johnny Depp) gehört trotz seines jungen Alters zu den absolut Besten im FBI. Unbedingt möchte er die Mafia, die seit Jahren New York in ihren Klauen festhält, dingfest machen. Also schleust er sich selbst unter dem Pseudonym Donnie Brasco in die Mafia ein. Sechs Jahre lang wird er dort als FBI-Undercover-Agent tätig sein, das eigene Leben ist jede einzelne Sekunde in Gefahr. Er schafft es, das Vertrauen des berühmt-berüchtigten Mafioso Benjamin "Lefty" Ruggiero zu gewinnen. Pistone wird immer mehr selbst Teil der Mafia – bis seine Tarnung auffliegt.
Auf kluge, spannende und vor allem stets nachvollziehbare Art und Weise betrachtet der Film die Mafia-Thematik aus dem Blickwinkel des FBI – zumindest zuerst, denn nach und nach verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Depp als moralisch zerrissener Pistone aka Donnie Brasco gibt eine der besten Darstellungen seiner Karriere: Der Schmerz, die Furcht, die Verwirrung, aber auch das nach Abenteuer lechzende Strahlen in seinen Augen ist ihm in jeder Szene anzusehen. Al Pacino steht seinem Co-Star als beinahe väterlicher, aber natürlich skrupelloser Freund und Berater um nichts nach.
Wirklich faszinierend macht "Donnie Brasco" aber der Umstand, dass er auf der Autobiographie "Donnie Brasco: My Undercover Life in the Mafia" aus dem Jahre 1990 beruht. Der "echte" Pistone schaffte es dank Furchtlosigkeit und jahrelanger Hartnäckigkeit, dass 120 Mitglieder der Mafia in den 1980er-Jahren verhaftet und verurteilt werden konnten.
Scarface (1983)
Vom Tellerwäscher zum Millionär – oder in diesem Fall zum Drogenboss: Brian De Palma (Regie) und Oliver Stone (Drehbuch) setzen die Geschichte des Kubaners Tony Montana (once again: Al Pacino), der unter Fidel Castros Politik in die USA einwandert, düster, brutal, stilsicher und in jeder Minute höchst eindringlich in Szene.
Die Geschichte Montanas ist lose an jene des legendären Verbrecher-Bosses Al Capone angelehnt, dem es in den 1920ern und 30ern ebenfalls gelang, nach und nach die Mafia-Karriereleiter zu erklimmen, bis er der damals gefürchtetste Mafioso der Welt war. Im Unterschied zu Capone geht Pacinos Montana aber weitaus weniger subtil vor: Rache und Brutalität sind seine Wahrzeichen. Legendär die Szene, in der er völlig high mit einem Maschinengewehr alles rund um sich herum niedermetzelt.
Als "Scarface" 1983 erschien, wurde er seitens Kritik und Publikum nur halbherzig aufgenommen, vor allem die Gewalt-Exzesse wurden scharf kritisiert. Heute gehört der Film nicht zuletzt gerade deswegen zu den legendärsten Filmen des 20. Jahrhunderts.