Eskapismus-Grusel: Die besten Filme von Guillermo del Toro

Wäre das Wort "Hollywood-Horror-Avantgarde" eine Person, es wäre mit Sicherheit Guillermo del Toro. Und würde man im Wörterbuch den Begriff "Universalgenie" nachschlagen, auch dann würde man auf das Bild del Toros stoßen.

Der 58-Jährige aus Guadalajara (Mexiko) ist nicht nur Filmregisseur, sondern auch Drehbuchautor, Produzent und Schriftsteller. Vor allem aber ist er ein Meister im Kreieren märchenhaft-schauriger Welten, in der Aufhebung der Grenzen zwischen Schein und Sein, Traum und Wirklich, Angst und Lust. Del Toro ist ein Visionär, der phantastischen Grusel zur Kunst erhebt und doch nicht den Anschluss an die große Masse verliert. 

Trotz all der Bildgewalt sind seine Geschichten zutiefst persönlich, bewegend und mit Liebe zur Andersartigkeit. Jeder seine Filme ist eine Verbeugung vor der menschlichen Fantasie. Trotzdem gelingt es del Toro ein ums andere Mal, geschickt äußerst reale sozialkritische Untertöne einzubauen. 

Del Toro hat es geschafft, seinen Werken einen unvergleichlichen Stempel aufzudrücken, der mit der Leidenschaft zum Morbid-Romantischen zwar jenem von Tim Burton ähneln mag, aber in seiner inszenatorischen Wucht nochmals in einer eigenen Liga spielt. Er ist Hollywoods Vertreter der AußenseiterInnen und jener, die bereit sind, Normen auf groteske Weise zu dekonstruieren und mit großer Leidenschaft neu zusammenzusetzen.

Die 5 besten Filme von (Regisseur) Guillermo del Toro:

Pans Labyrinth (2006)

In "Pans Labyrinth" geht es um eine verlorene Prinzessin und eine Welt voll von schaurigen, mythischen und wundersamen Fabelwesen. Es geht aber ebenso um den brutalen spanischen Bürgerkrieg. Die Gegenüberstellung von eingebildetem und "echtem" Horror fasziniert, del Toro macht daraus einen elegetischen Genre-Mix, der berührt und unmissverständlich als Parabel für Faschismus verstanden werden will. 

Obwohl ein Plädoyer für die Kraft der kindlichen Fantasie, ist "Pans Labyrinth" ein bildgewaltiges Schauer-Märchen für Erwachsene, das die Nerven strapaziert und den einen oder anderen Alptraum nach sich ziehen könnte. Denn so schnell lässt einen dieses Labyrinth nicht mehr los!

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Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (2017)

Wir befinden uns am Beginn der 1960er-Jahre, inmitten des Kalten Krieges. Einsam und isoliert arbeitet die gehörlose Reinigungskraft Elisa (Sally Hawkins) in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung. Durch Zufall deckt sie ein geheimes Experiment des Labors auf: In einem Tank wird ein mysteriöses Wesen (Doug Jones) gefangen gehalten, das zur Hälfte Fisch, zur Hälfte Mensch ist. Das ungleiche Paar verliebt sich ineinander. Doch die Kreatur soll getötet werden ...

Der Film ist eine wunderschön inszenierte Analogie für Toleranz, Anders-Sein und selbstbestimmte weibliche Sexualität, die Romantik mit einer Prise Grusel und gesellschaftskritischen Zwischentönen verbindet. Die Kameraarbeit ist über jede Kritik erhaben, das Farbenspiel sensationell, die Bildgewalt unvergleichbar. Selten lagen Wunsch- und Albtraum so nahe beieinander. Mit vier Oscars ausgezeichnete Schauer-Romantik!

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Hellboy 2 – Die goldene Armee (2008)

Ist "Hellboy 2" auf dem selben qualitativen Level wie "Shape of Water" oder "Pans Labyrinth"? Nein, zugegeben. Aber der Streifen beweist, dass del Toro es schafft, ein Sequel zu kreieren, das seinen Vorgänger in allen Aspekten übertrifft – und dass er sogar einem Comic-Blockbuster seine ganz eigene Note verleihen kann.

"Hellboy 2" begeistert dank schwarzem Humor, furioser Action, originellem Design und der Verweigerung von faden Genre-Konventionen. Da wundert man sich eigentlich, wieso Kevin Feige del Toro noch nicht ins MCU-Boot geholt hat. Oder irgendwie auch nicht.

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Nightmare Alley (2021)

Del Toros Ausflug in das Film-Noir-Genre ist eine Geschichte von tragischem Determinismus, höchst stylish und effektvoll in Szene gesetzt und getragen von herausragenden SchauspielerInnen (Bradley Cooper, Toni Collette, Rooney Mara und Cate Blanchett). Am wohlsten fühlt sich der Regisseur (der auch als Co-Drehbuchautor fungierte) in den Jahrmarktszenen, wo das Unheimliche und Bizarre dem Anmutig-Schönen nahekommt.

Wenn er dann den klassischen Krimi-Weg einschlägt, wandelt sich der Streifen zu einem tiefgründigen Psychogramm mit überraschenden Wendungen. Insgesamt ist "Nightmare Alley" ein wohldurchdachtes Verweissystem von Symbolen und Leitmotiven sowie ein Film Noir, der in kräftigen Farben erstrahlt, aber dennoch eine tiefdunkle Geschichte erzählt.

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The Devil’s Backbone (2001)

Spanien, 1939: Der zehnjährige Carlos, Sohn eines gefallenen Republikaners, wird der Obhut eines Kinderheimes für Bürgerkriegswaisen in der Provinz überstellt. Schnell lernt Carlos, dass seine neue Umgebung so manches Geheimnis birgt, doch muss er sich zunächst in der Hackordnung innerhalb der Knabengemeinschaft behaupten. Unterdessen plant der zornige Hausmeister des Heimes, persönliche Rache mit einem einträglichen Raubzug zu verquicken.

Einer der ersten Filme del Toros, bei dem sich die Spannung langsam, aber kontinuierlich aufbaut und dem Publikum somit das Gefühl gibt, ständig in Gefahr zu schweben. Visuell ist auch "The Devil's Backbone" bereits brillant, gemeinsam mit dem Schrecken des Spanischen Bürgerkrieges mitunter zu einem kafkaesken Alptraum verdichtet. Blutsuppe wird hier keine gelöffelt, der Horror findet vor allem im Kopf statt.

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