Die 10 legendärsten Film-Orgasmen aller Zeiten
Von Manuel Simbürger
Wenn man nicht gerade mit den Eltern oder den eigenen Kindern vorm Fernseher sitzt, erfreuen wir uns gerne an heißen Sex-Szenen in Filmen. Sie bringen nicht nur unser Blut in Wallung, sie lassen uns auch im besten Falle in die Psyche der Protagonisten eintauchen und heben die Beziehung zwischen den Figuren auf das nächste Level.
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen peinlich berührt die Filmkamera weg schwenkt, wenn es im Schlafzimmer (oder sonst wo) beginnt, heiß herzugehen.
Der – im wahrsten Sinne des Wortes – Höhepunkt einer jeden Sexszene ist der Orgasmus. Wir freuen uns, wenn unsere Helden ein Happy End bekommen, auch wenn der Film noch gar nicht zu Ende ist. Es ist dieser Moment, in dem alle Masken fallen gelassen und nicht nur der Körper, sondern vor allem die Seele nackt dem Gegenüber (und uns Zusehern) präsentiert wird.
In Ekstase beginnen wir zu erkennen, dass unser Bewusstsein uns zu mehr als nur einer kopulierenden Maschine macht. Und so peinlich es Schauspieler*innen sein mag, Orgasmen vor der Kamera vorzutäuschen: Vielen von ihnen gelingt es irritierend und überraschend echt, manche von ihnen scheinen sich in diesem Moment tatsächlich fallen zu lassen und haben, wenn es das Drehbuch erlaubt, Spaß daran, die Absurdität zwischenmenschlicher Sexualität ein Eigenleben zu verleihen.
Wir wünschen viel Spaß mit unserer Liste der 10 besten Film-Orgasmen aller Zeiten.
10. Ekstase (1933)
Die Szene wirkt aus heutiger Sicht altbacken, ist aber ein Meilenstein in der Filmgeschichte: Hedy Kiesler – die nicht zuletzt dank diesen Films später als Hedy Lamarr große Hollywood-Karriere machen sollte – war die erste Schauspielerin, die einen weiblichen Orgasmus in einem Film zeigte (oder besser: andeutete).
Aufgrund der Nacktszenen von Kiesler sowie der Liebesszene (in der man jedoch nicht viel mehr als ihr vor Erregung verzerrtes Gesicht zu sehen bekommt), galt "Ekstase" von Gustav Machatý als Skandalfilm und wurde aufgrund seiner (angeblich) fragwürdigen Moral scharf verurteilt. Hedy Kieslers späterer Mann Fritz Mandl kaufte gar alle Filmkopien, die es weltweit gab, um die erotischen Szenen seiner Frau in der Versenkung verschwinden zu lassen.
Übrigens: Der erste weibliche Film-Orgasmus hat sogar österreichische Wurzeln, ist "Ekstase" doch eine tschechisch-österreichische Produktion.
Den Film könnt ihr euch in seiner gesamten Länge auf YouTube ansehen.
9. Fear (1999)
Eine wahre Achterbahn der Gefühle erlebt Reese Witherspoon alias Nicole in diesem von der Kritik verrissenen Psycho-Thriller über einen jungen Stalker, der seiner Angebeteten das Leben zur Hölle macht.
Obwohl der Film zu großen Teilen eher als Genre-Parodie daherkommt, ist diese Szene überraschend berührend und auch sexy. Bad Boy David (Mark Wahlberg) beschert Nicole während einer romantischen Achterbahnfahrt ein Fest für alle Sinne, das nicht nur mit dem Auf und Ab der Vergnügungsattraktion zu tun hat. Schon hier ahnt der Zuseher, dass sich hinter dem Babyface Davids mehr versteckt, als man auf den ersten Blick ahnen möchte.
"Fear" gibt es zum Streamen auf Netflix.
8. Bad Teacher (2011)
Wie weit die Wahrnehmung vor allem in Sachen Sex zwischen den Geschlechtern auseinander driften kann, zeigt auf höchst amüsante Weise die mittlerweile als "Dry-Humping-Scene" bekannt gewordene Sexszene zwischen Justin Timberlake und Cameron Diaz. Weit entfernt von einer sowohl seelischen als auch körperlichen Vereinigung gipfelt der erste Sex zwischen Elizabeth und Scott in einem Orgasmus-Gesicht Timberlakes, das eher an ein GIF als an befriedigenden Matratzensport erinnert.
Dass trotz missglücktem Sex die Chemie zwischen Diaz und Timberlake mit den Händen greifbar ist, kommt nicht von ungefähr: Die beiden waren einige Jahre, bevor der Film gedreht wurde, ein Paar.
"Bad Teacher" findet ihr auf Netflix.
7. Boogie Nights (1997)
Auf faszinierende und auch höchst erotische Weise verschwimmen hier die Grenzen zwischen für die Kamera vorgetäuschter Hingabe und echter Leidenschaft. Julianne Moores und Mark Wahlbergs Darstellung einer rohen und alles überwindenden Sexualität ist die beste Sexszene des Kultfilms, dem es an eben solchen ohnehin nicht gerade mangelt.
Hier verschmelzen Intimität und Qualität zu einem alles um sich rum vergessenden Hedonismus – und obwohl es sich um eine Pornoszene (im Film) handelt, fragen sich nicht nur die ergriffene Crew, sondern auch wir Zuseher: Kann Begehren denn wirklich Sünde sein oder ist es nicht vielmehr bloß das Leben in seiner ungekünsteltsten Form?
"Boogie Nights" könnt Ihr auf Amazon Prime leihen oder kaufen.
6. Forgetting Sarah Marshall (2008)
Einen regelrechten Sex-Krieg liefern sich hier Sarah (Kristen Bell) und Peter (Jason Segel), der nicht nur unsere Lachmuskeln kitzelt, sondern uns vor allem wieder mal eines in Erinnerung ruft: Sex hat immer auch mit Macht zu tun.
So eine tiefgreifende Analyse ist bei dieser frechen Feel-Good-Komödie aber gar nicht angebracht und auch nicht notwendig. Einfach die tollen Performances (Wordspiel!) von Bell und Segel genießen und Sex mal nicht so ernst nehmen, wie wir es sonst immer tun!
"Forgetting Sarah Marshall" gibt's auf Netflix.
5. Bruce Almighty (2003)
An der Seite von Jim Carrey schaffte Jennifer Aniston in dieser Komödie aus 2003 endgültigen den Durchbruch auf der großen Leinwand – und vielleicht half dabei auch auch diese absurd-aberwitzige Szene ein bisschen mit.
Kaum ist Bruce (Carrey) zum Urlaubs-Stellvertreter von God Himself aufgestiegen, hat er nichts besseres zu tun, als seiner Freundin Grace (Aniston) gar göttliche Gefühle zu bescheren. Die hat natürlich keine Ahnung, was da vor sich geht, scheint aber Gefallen an dem zu finden, was sie während ihrer Abendroutine im Badezimmer plötzlich in sich drin aufsteigen spürt.
Zugegeben: Diese Szene ist ein klassisches Beispiel einer Darstellung des weiblichen Orgasmus aus der Sicht eines Mannes – und zwar gleich auf mehreren Ebenen. Verdammt lustig, weil derart unverhohlen übertrieben und von Aniston furchtlos over-geacted, ist sie aber zugegeben trotzdem, sodass sie in unserer Liste nicht fehlen darf.
Derzeit gibt es "Bruce Almighty" nur als DVD/Blu-ray.
4. Mädchen, Mädchen! (2001)
Endlich darf auch ein deutscher Film zeigen, dass er etwas von körperlicher Ekstase versteht: In der Hitkomödie "Mädchen, Mädchen!" aus 2001 leidet Inken (großartig: Diana Amft) darunter, noch nie einen Orgasmus gehabt zu haben. Doch als sie eines Tages mit ihrem Fahrrad durch die Stadt fährt, will sie plötzlich gar nicht mehr absteigen. Das Feuerwerk an Endorphinen ist scheinbar so überzeugend, dass ein altes Ehepaar im Auto sich dazu entschließt, sich das nächste Mal auch umweltschonend fortzubewegen – eine klare Hommage an unsere Nummer 1 übrigens.
Die Szene ist nicht nur deshalb so stark, weil sie von Amft sehr überzeugend gespielt wird, sondern auch, weil sie einen Wendepunkt in Inkens (sich erst entfaltender) Sexualität ist: Ab sofort muss sie sich von keinem Jungen mehr sagen lassen, dass sie gar nicht wisse, wie sich Ekstase anfühlt und das Problem sowieso bei ihr liege. Frauen brauchen keine Männer, um Lust zu erkennen und zu verspüren!
"Mädchen, Mädchen!" könnt ihr auf Netflix streamen.
3. American Pie (1999)
"American Pie" mag nicht toll gealtert sein, aber der Film ist zweifelsfrei die Mutter aller "versexten" Teen-Komödien und trat Anfang der Nullerjahre eine Lawine an cineastischen Pubertäts-Pickeln los, die irgendwie keiner recht braucht, die aber trotzdem jeder anschaut.
Immer noch tut uns Jim (Jason Biggs) leid, wenn er von einem Sex-Fettnäpfchen ins nächste tritt. Wie hier zum Beispiel, als sein so sehr ersehntes Zusammentreffen mit der russischen Austausch-Schülerin Nadia (Shannon Elizabeth) von ihm unbemerkt als Online-Cam-Sex-Show im Netz übertragen wird und die ganze Schule dabei zusieht. Das wäre ohnehin schon peinlich, die allzu verfrühte Freude von Jim macht's aber noch schlimmer. Die Jungs im damaligen Kinopublikum haben zwar gelacht, aber insgeheim auch mitgefühlt.
"American Pie" gibt es zum Leihen und Kaufen auf Amazon Prime.
2. Pleasantville (1998)
In den prüden 1950er-Jahren sprach man nicht über Sex und man hatte ihn auch nicht – zumindest offiziell und wenn doch, dann nur im Dunkeln und hinter verschlossenen Türen. Masturbation war ohnehin kein Thema, weibliche Sexualität und Lust auch nicht.
Das müssen auch Jennifer (Reese Witherspoon) und David (Tobey McGuire) erfahren, als sie sich plötzlich in ihrer Lieblings-TV-Serie wiederfinden, die in den 50er-Jahren spielt. Da wurde nicht nur in schwarz-weiß gedacht, sondern auch gelebt.
Als aber Betty (Joan Allen) – nicht zuletzt dank der beiden Teenager – nach und nach entdeckt, dass das eigene Lustempfinden nichts Verwerfliches ist und dass es mehr Wege als den ehelichen Geschlechtsverkehr gibt, um ekstatische Freude zu empfinden, da wird ihre triste Welt plötzlich von Regenbogen-Farben durchströmt. Selbstliebe als einzige Erhellung im alles umgebenden Dunkel: Selten wurde Sexualität derart ergreifend dargestellt wie in dieser Szene.
"Pleasantville" könnt ihr auf Amazon Prime leihen bzw. kaufen.
1. "Harry und Sally" (1989)
Der wohl berühmteste Orgasmus in der Filmgeschichte – und jene Szene, die weltweit Männer mit geknicktem Ego und Frauen mit Empowerment-Grinsen zurückließ. In aller Öffentlichkeit, mitten in einem Restaurant, beweist Sally (Meg Ryan, die dank dieser Szene zum Superstar wurde) Harry (Billy Crystal), wie leicht es Frauen fällt, irritierend echt einen Orgasmus vorzutäuschen – und wie naiv der Mann drauf reinfällt.
Und obwohl auch Ryan nicht mit übertriebener Gesichtsakrobatik spart, unterscheidet sich ihr Film-Orgasmus erfrischend vom Großteil der weiblichen Höhepunkte á la Hollywood – schon allein deshalb, weil hier Sally keinen Zweifel daran lässt, dass sie es ist, die die Lust-Zügel in der Hand hat, die über ihre Sexualität verfügt und die sich weigert, post coitum dümmlich aus der (Bett-)Wäsche zu schauen. 1989 war das keine Selbstverständlichkeit – und ist es manchmal auch heute nicht.
Apropos 1989: Angeblich verließen gar nicht wenige Zuseher damals den Kinosaal, weil sie von der Szene so derart peinlich berührt waren. Ryan selbst hingegen empfand beim Drehen keine Scham. Im Gegenteil: Sie selbst hatte die Idee zur Szene und...nun ja...stöhnte einfach drauflos. Der begeisterte Regisseur Rob Reiner ließ seinen Star machen und die Kamera laufen.
Bis heute legendär (und in den vergangenen Jahren mit zahlreichen popkulturellen Verweisen geadelt) ist natürlich auch die Reaktion der Dame am Nebentisch: "Ich will genau das, was sie hatte!"
"Harry und Sally" könnt ihr auf Amazon Prime leihen sowie kaufen.