Diese 5 Erotik-Filme auf Netflix heizen euch ein
Von Manuel Simbürger
Dem Motto "Sex sells" ist sich auch Netflix bewusst, weshalb der Streaming-Dienst quasi als erwachsenes Pendant zum Kids-Profil eine Rubrik eigens für erwachsene Zuschauer:innen anbietet. Zugegeben, "Erotik" oder "Sex" ist keine offizielle Rubrik auf Netflix. Trotzdem findet man eine überraschend große Menge an sehr, sehr erotischen Filmen, in denen Sex nicht nur die schönste Neben-, sondern viel eher die Hauptsache ist.
Hier dreht sich alles um aneinander reibende Körper, die psychischen Auswirkungen von körperlicher Intimität, um Sexualität in all seinen Formen und auffällig oft um die Symbiose von Macht und Sex. Sex ist hier weit mehr als Geilheit: Es ist das Ausdrücken von Gefühlen, für die es keine Worte gibt.
Diese Filme (gebt bei Netflix einfach mal "Sex" ein) wirken eindringlich auch aufgrund ihres Hangs zur oftmals rauen, subversiven Optik – oder gar das Gegenteil, nämlich dann, wenn Sex und Begierde derart überhöht stilisiert wird, dass die Grenzen zwischen Kunst und Realismus alles andere als subtil aufgebrochen werden. Diese Filme sind ein Mix aus Voyeurismus- und Sozialporno, mitunter eine mentale Masturbation, die Geist und Körper gleichermaßen erregt.
Hier wird sich bemüht, Konventionen aller Art zu brechen, sie wollen oftmals um jeden Preis schockieren und setzen natürlich bewusst auf die unweigerliche Anziehung gutaussehender nackter Körper, gekonnt im perfekten Spiel aus Licht und Schatten in Szene gesetzt. Der Terminus "bildgewaltig" wird in dieser inoffiziellen Netflix-Rubrik als Synonym für Freizügigkeit, Zügellosigkeit und auch seelische Nacktheit verstanden. Erotische Filme auf Netflix sind keine Pornos, no worries, aber mit den Eltern sollte man sie sich trotzdem nicht ansehen.
Erotik liegt bekannterweise im Auge des Betrachters. Das ist bei unserer Liste nicht anders. Vielleicht findet ihr aber doch den einen oder anderen Film, der euch abends wärmt, wenn es draußen kalt ist.
Hier sind die 5 besten Erotik-Filme auf Netflix:
365 Tage (2020)
Einige von euch werden an dieser Stelle genervt mit den Augen rollen – und ja, wir können es verstehen. Der polnische Erotik-Thriller "365 Tage" (OT: "356 dni") gehört zum Schlechtesten, was Netflix in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hat. Und trotzdem löste der Erotikstreifen – der unverhohlen auf den Spuren von "Fifty Shades of Grey" wandelt und gar als dessen ebenbürtiger Nachfolger gefeiert wird – bei seiner Veröffentlichung einen Hype aus, der wohl auch auf oberster Netflix-Etage für Verwundern gesorgt haben dürfte.
Dabei ist das Geheimnis im Grunde keines, spielt "356 Tage" doch wirklich alle Stückerl, die ein Erotikfilm seit geraumer Zeit scheinbar mitbringen und auch bedienen muss: Eine naive junge und wunderschöne Frau, die sich nach Abenteuer in ihrem Leben sehnt. Der ober-sexy Ober-Bad-Boy, unter dessen rauer Schale ein Herz aus Gold schlägt. Panorama-Bilder, wie von Urlaubskarten geklaut. Seichte Dialoge, mitunter so hölzern und dümmlich, dass sie unfreiwillig komisch wirken.
Eine plumpe und durch und durch unrealistische Story (Entführungsopfer hat 365 Tage lang Zeit, um sich in den brutalen Mafia-Boss zu verlieben), die sich von Porno-ähnlicher Sexszene zu Porno-ähnlicher Sexszene (ohne jemals "alles" zu zeigen!) hangelt. Genau diese Szenen sind aber so täuschend echt, so leidenschaftlich gefilmt und gespielt, dass man sich ihrem Bann nur schwer entziehen kann.
Problematisch ist aber, dass sexuelle Gewalt und Gewalt gegen Frauen im Allgemeinen in "365 Tage" stark romantisiert wird. Deshalb: Unbedingt mit dringend notwendiger Distanz ansehen – und immer dran denken: "356 Tage" wäre in den 1990ern Samstagnacht auf RTL 2 gelaufen.
Fucking Berlin (2016)
Der Film über eine 20-jährige Berliner Studentin, die sich eines Tages sowohl aus finanzieller Not, aber auch aus purer Neugier heraus beschließt, als Prostituierte ihr Geld zu verdienen, basiert auf dem gleichnamigen, autobiographischen Buch von Sonia Rossi.
Herausgekommen ist vor allem eine Berliner Milieu-Studie, die in dreckigen und schäbigen, zugleich aber pulsierenden und nach Freiheit lechzenden Bildern die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die vor allem aus ihrer Nacktheit Stärke und Selbstbewusstsein zieht – weshalb die zahlreichen Szenen, in denen Hauptdarstellerin Svenja Jung hüllenlos zu sehen ist, auch nie dem Voyeurismus, sondern dem Eintauchen in die Psyche der Protagonistin dienen.
"Fucking Berlin" pendelt zwar ständig zwischen Drama und leichtfüßiger Coming-of-Age-Komödie und bedient zahlreiche Klischees, ist aber trotzdem unterhaltsam, flott und bewusst abseits des Mainstreams inszeniert. Rau, ungefiltert, aber irgendwie auch verwirrend, spiegelt der Film das Leben mitunter stärker wider, als es uns lieb ist.
Feuchtgebiete (2013)
Und nochmals "Sex made in Germany": Mit Erotik hat die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Charlotte Roche zwar wenig zu tun, dafür aber ganz viel mit erwachender Sexualität, dem dazugehörenden Irrsinn und zahllosen Geschmacksgrenzen, die hier mit viel Lust, Mut und Leidenschaft übertreten werden.
Sieht man über die Ekelszene hinweg und lässt sich auf die freche (und oftmals eigenwillige) Tonalität des Films ein, tut sich ein einfühlsames und feinsinniges Porträt einer jungen Frau auf, die eigentlich nur eines will: selbst über ihre Sexualität bestimmen. "Feuchtgebiete" hat verstanden, dass Sexualität nicht immer mit Schönheit, dafür aber stets mit ungezügelter Energie zu tun hat.
Fifty Shades of Grey-Trilogie (2015, 2017, 2018)
Mauerblümchen (Dakota Johnson) lernt sexy Geschäftsmann (Jamie Dornan) kennen und lieben. Der hat aber einen sehr ausgeprägten Sadomaso-Fetisch, den er auch außerhalb des Schlafzimmers gerne auslebt. Das Mauerblümchen ist zuerst schockiert, natürlich, findet aber bald immer mehr Gefallen an den Fessel- und Peitschen-Spielchen.
Was sich anhört wie ein Porno-Plot, basiert auf der erfolgreichen Hausfrauen-Erotik-Buchreihe von E.L. James. Die Sexszenen zwischen Johnson und Dornan sind tatsächlich prickelnd und erotisch, mit glaubwürdiger SM-Erotik hat dies freilich wenig zu tun. Am Ende gibt's natürlich nach zahlreichen Dramen und Intrigen ein wahres Happy End – im Hollywood, nicht Porno-Stil.
Lady Chatterley's Liebhaber (2022)
D.H. Lawrence sorgte 1928 mit seinem skandalösen Roman "Lady Chatterley's Lover" für Empören unter der Bevölkerung. Nicht nur wurde darin Ehebruch dargestellt, sondern dieser wurde auch explizit geschildert – eine absolute Neuheit. Von Netflix wurde dieser Stoff 2022 mit Emma Corrin, Lady Diana aus "The Crown", verfilmt.
Dass "Lady Chetterleys Liebhaber" eine verführerische Geschichte erzählt, steht schon seit der skandalösen Veröffentlichung 1928 fest. Doch dass Netflix einen so guten Job dabei machen würde, die intensive, heiße und leidenschaftliche Beziehung zwischen den zwei Protagonist:innen darzustellen, konnte wohl niemand ahnen. Auf Twitter ging es bei Veröffentlichung des Films heiß her, der Streifen wurde unter anderem als heiße Version von "Downton Abbey" bezeichnet.