Die 10 besten Drogenfilme auf Amazon Prime
Von Manuel Simbürger
Film-Historiker*innen gehen davon aus, dass die allererste Drogen-Szene in der Kino-Historie im Stummfilm "Opium Joint" von William K.L. Dickson aus dem Jahr 1895 zu sehen ist. Der Protagonist gibt sich hier unbehaglichen Halluzinationen hin, die vom Opium, das er raucht, ausgelöst werden.
Seitdem sind Drogen in Filmen nicht mehr wegzudenken, sind sie doch die ideale Projektionsfläche für menschliche Träume, Sehnsüchte und Abstürze sowie die Möglichkeit, tief in die Seele der Protagonist*innen oder gar eines gesamten Milieus einzutauchen. Drogenfilme sind nicht auf ein bestimmtes Genre beschränkt, zudem variiert auch der thematische Umgang mit den verbotenen Substanzen.
Drogen können in Filmen abschreckend, humorvoll, psychoanalytisch, aufklärend oder unterhaltsam inszeniert sein. Die besten Drogenfilme spiegeln mit außergewöhnlichen Stilmitteln den faszinierend-erschreckenden Rauschzustand eines Drogentrips selbst wider.
Die Liste der 10 besten Drogenfilme auf Amazon Prime:
Requiem for a dream (2000)
Im Fokus stehen vier restlos gescheiterte Existenzen beim Aufstieg, aber vor allem auch beim Fall in den Sumpf der Abhängigkeit: Dealer Harry (Jared Leoto), der selbst ständig auf der Suche nach dem nächsten Schuss Heroin ist. Seine Mutter, die gleichsam süchtig nach ihrer liebsten TV-Show als auch nach Diätpillen ist. Sein bester Freund Tyron (Marlon Wayans), dem jegliche Hoffnung auf ein besseres Leben schon lange abhanden gekommen ist und der mit einer schwierigen Kindheit zu kämpfen hat. Und Harrys reiche Freundin Marion, die für Haschisch trotz dickem Bankkonto mit ihrem Körper bezahlt.
Regisseur Darren Aronofsky führt die Zuseher*innen bei "Requiem for a dream" an die Grenze des Zumutbaren: Mit drastischen Elends-Bildern entwirft er eine kalte Aura, die so surreal wie real zugleich ist und sich wie ein nie enden wollender Alptraum anfühlt. Neben der überragenden Leistung der Darsteller*innen sind es vor allem die exzessiv-surrealen Bilder, die das Gefühl eines permanenten Highs kurz vorm unvermeidlichen Absturz suggerieren.
Ein unerschütterliches und furchteinflößendes sozio-psychologisches Spiegelbild menschlichen Sucht-Verhaltens – und für viele der beste Drogenfilm aller Zeiten.
Fear and Loathing Las Vegas (1995)
Wenn ein Film die Bezeichnung "Drogenfilm" verdient hat, dann "Fear and Loathing in Las Vegas", die skurril-geniale cineastische Adaption des gleichnamigen Romans von Hunter S. Thompson sowie seinem Freund, dem ebenso durchgeknallten Dr. Gonzo. Teils basiert der Film auf wahren Begebenheiten, was ihn noch absurder macht, denn Realität und psychedelische Wahnvorstellungen gehen hier eine komplett abgedrehte, aber sich gegenseitig umso mehr befruchtende Liebesbeziehung ein.
Vordergründig geht's um einen Road Trip der beiden Protagonisten (Johnny Depp und Benicio del Toro) nach Las Vegas, wo Thompson von einem Autorennen für das renommierte "Rolling Stone"-Magazin berichten soll.
Eigentlich ist das aber egal, denn weil der Kofferraum ihres roten Chevrolet Impala bis oben hin randvoll mit sämtlichen Drogen und Halluzinogenen aller Art ist, mutiert der Film bereits Minuten nach Beginn selbst zur Droge, zum hypervisuell-bizarren Drogentrip, der sämtliche Grenzen und Konventionen sprengt, die Ästhetik verschiedener Jahrzehnte vereint und das Publikum ins cineastisch-farbenfrohe Delirium befördert.
Dazwischen mag man jede Menge Gesellschaftskritik und die schadenfreudige Dekonstruktion des Amerikanischen Traums wahrnehmen.
"Fear and Loathing in Las Vegas" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Layer Cake (2004, Matthew Vaughn)
Eigentlich möchte sich der erfolgreiche Drogendealer, der im Abspann nur als "XXXX" gelistet wird und von Daniel Craig gespielt wird, aus dem Geschäft zurückziehen und in Immobilien investieren. Vor seinem Abschied soll er allerdings noch zwei Aufträge ausführen.
Zum einen muss er die verschwundene Tochter eines Freundes seines Bosses wiederfinden, was ihn ins Herz der Junkieszene der Stadt führt. Der zweite Auftrag ist ein lukrativer Ecstasy-Deal mit einem unberechenbaren Drogenlieferanten. Der hat die Drogen allerdings von einer Bande Krimineller gestohlen. Und schon kann sich XXXX von seinem sorgfältig geplanten Ausstieg verabschieden ...
Der in Großbritannien höchst erfolgreiche Drogenfilm gehört zu den besten seines Genres: Er besticht mit beinharter und rasanter Action, stylisher Inszenierung und höchster Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Die unverwechselbare britische Tonalität, die gern an der Grenze zum Absurden balanciert, hebt "Layer Cake" vom Großteil der Drogenfilme angenehm ab. Und Craig spielt hier so richtig Non-James-Bond-like!
"Layer Cake" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
City of God (2002)
Das kubanische filmische Meisterwerk "City of God" lässt sich am besten mit dem berühmten Zitat von Alfred Hitchcock beschreiben: "Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität."
Regisseur Fernando Meirelles erzählt aus der Sicht eines Buben von Tod, Elend und Gewalt, von Bandenkriegen, Drogenkartellen und korrupten Polizisten. Die Handlung spannt sich über mehrere Jahrzehnte wir werden Zeug*innen davon, wie aus kleinen Verbrechern von der Straße mächtige Überlebens-Kämpfer werden.
"City of God" setzt dabei auf Authentizität auf höchster Ebene, nicht nur visuell, sondern auch bei den Schauspieler*innen: Meirelles besetzte den Cast fast ausschließlich mit Jugendlichen aus den Elendsvierteln von Rio de Janeiro, die Szenen selbst sind beinahe zur Gänze improvisiert. Schonungslos und mit aller Gewalt werden wir somit in die hässliche Realität einer schmerzvollen Welt geworfen – und einmal mehr wird uns bewusst: Die abgebildete Realität ist noch viel verstörender als es jede noch so explizite Fiktion je sein könnte.
"City of God" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Traffic – Die Macht des Kartells (2000)
Steven Soderberghs mit vier Oscars prämiertes Drogen-Drama handelt von drei Einzelschicksalen, allesamt hoffnungslos gefangen im endlosen Drogenkrieg.
Ein frustrierter mexikanischer Drogenfahnder (Benicio Del Toro) will korrupte Landsleute ans Messer liefern. Die bildschöne High Society-Lady (Catherine Zeta-Jones) fällt aus allen Wolken, als sie feststellen muss, dass der Reichtum blutige Spuren hinterlassen hat. Und schließlich ist da noch der Richter des obersten Gerichtshofes (Michael Douglas), der dem Drogenhandel in den USA den Kampf ansagt – nichtsahnend, dass seine eigene Tochter (Erika Christensen) abhängig ist.
Es wäre so einfach, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wenn es um Drogen geht. Die Realität spielt aber andere Regeln – und genau diesen hat sich auch Soderberghs cineastische Großtat unterworfen: Permanent in moralischen Graubereichen spielend, verwehrt sich "Traffic – Die Macht des Kartells" auf angenehme Weise jeglichen Wertungen und geht in die beobachtende Rolle über, in der sich der Film voll und ganz wohl fühlt. Irgendwo zwischen Crowdpleaser und Arthouse angesiedelt, setzt "Traffic" auf einen differenzierten Mix aus Thriller und Charakterstudie sowie perfekt dosierte unterschwellige Spannung.
"Traffic – Die Macht des Kartells" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Easy Rider (1969)
Er ist einer der bedeutsamsten Filme, seit es Kino gibt: Vordergründig ein Road Trip zweier langhaariger Hippies (Peter Fonda und Dennis Hopper), die sich an einem Drogendeal beteiligen, ist "Easy Rider" im Grunde das perfekt inszenierte Sinnbild der 86er-Generation, ein Liebesbrief an die Rebellion und ein Aufruf, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
Der Film ist gleichzeitig auch ein Kampf gegen Intoleranz und ein verzweifelter Versuch, an der Vergangenheit festzuhalten. Der Song "Born to be wild" ist heute noch Ausdruck für die Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit. "Easy Rider" ist eigentlich kein Film. Er ist ein Lebensgefühl.
"Easy Rider" ist nicht im Prime Abo enthalten.
American Gangster (2007)
Auch Meister-Regisseur Ridley Scott hat sich der Drogen-Thematik angenommen: In "American Gangster" erzählt er vom Aufstieg eines Drogenbosses, basierend auf wahren Ereignissen.
Umgeben von einer hypnotischen Aura gibt Denzel Washington den skrupellosen Gangsterboss Frank Lucas, der in den 1970er-Jahren mit genialen Drogenschmuggel-Methoden, dem berühmt-berüchtigten "Blue Magic"-Heroin und guten Verbindungen zur vietnamesischen Unterwelt sogar die New Yorker Mafia in ihre Schranken weist. Doch der Polizist Richie Roberts (Russel Crowe) ist ihm auf den Fersen ...
Das Gangster-Drogen-Epos lebt nicht nur von einer extrem dichten Atmosphäre und einem intelligenten Drehbuch, sondern vor allem von den beiden Hauptdarstellern, die sich in ihrem Spiel nicht übertrumpfen wollen, sondern sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen. Statt eines klassischen Räuber-und-Gendarm-Spiels liefern die beiden ein komplexes Psycho-Duell ab, bei dem gegenseitiger Respekt dominiert, auch wenn keine Seite am Ende aus ihrer Rolle kann. Wuchtig, elektrisierend, intensiv und tiefgründig!
"American Gangster" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Sicario (2015)
Die idealistische FBI-Agentin Kate Macy (toll wie immer: Emily Blunt) soll einer Spezialeinheit der Regierung dabei helfen, ein gefährliches mexikanisches Drogenkartell zu Fall zu bringen. Unterstützt wird sie dabei vom skrupellosen wie auch kampferprobten Söldner Alejandro (again: Benicio del Toro). Dieser aber hat ganz eigene Verbindungen zum Kartell – und somit ganz eigene Pläne. Kates moralische Überzeugungen werden einer harten Prüfung unterzogen, als die Grenzen zwischen Gut und Böse im Laufe der Operation zusehends verschwimmen ...
Harte Action, komplexe Story, herausragende Bilder, mitreißender Score und ganz groß aufspielende Darsteller*innen: In "Sicario" passt einfach alles! Die aufgeworfenen Fragen rund um Moral, Rechtsempfinden sowie Gut und Böse liefern keine klaren Antworten, was zum Nachdenken auch nach dem Abspann anregt.
The Big Lebowski (1998)
In der legendären wie ironischen Außenseiter-Farce der Coen-Brüder wird schamlos das Exzessive des Nichts zelebriert – und das so cool und lässig, wie es eben nur mit dem Dude möglich ist, kongenial verkörpert von Jeff Bridges.
Der Kultfilm zitiert aus zahlreichen Genres und präsentiert skurril-liebenswerte Figuren, die das Normale zum Außergewöhnlichen machen. Das Prinzip der höchsten Lust ist hier nicht fesselnde Spannung, sondern zutiefst fatalistische Entspannung und eine Weltanschauung, die sich vor allem um eines dreht: so richtig schön abzuchillen! Womit "The Big Lebowski" wie kein anderer Film das Lebensgefühl der Kiffer*innen-Community widerspiegelt.
In der Gauner-Verwechslungs-Komödie findet sich der ständig zugedröhnte Dude, ein Alt-Hippie vor dem Herren, plötzlich in einer grotesken Entführungsaffäre wieder, bei der auch Vietnamveteranen, Avantgardekünstlerinnen, Nihilist*innen, Einäscherungen, White Russian und natürlich jede Menge Gras eine große Rolle spielen. Wurzel der Absurdität: Der Dude heißt wie ein Millionär, von dem Geld eingefordert wird ...
"The Big Lebowski" ist nicht im Prime Abo enthalten.
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981)
Jeder kennt die schockierende wahre Geschichte der Christiane F.: Alkohol und Hasch mit 12. Heroin mit 13. Straßenstrich mit 14. Und mit 15 war sie völlig am Ende. Statt der erhofften Freiheit gab's den tiefen menschlichen Absturz. Obwohl Christiane und ihre Freund*innen noch Kinder waren, hatten sie bereits keine Zukunft mehr – aber auch keine Gegenwart.
Der Skandal-Film lässt auch 40 Jahre nach Erscheinen nicht kalt und erregt die Gemüter. "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erzählt von gescheiterten Existenzen, von der Suche nach Liebe und Geborgenheit und dem Finden von Tod und Elend. Es ist eine schockierende und schonungslose Milieu- und Charakterstudie, die uns Regisseur Ulrich Edel hier präsentiert, abstoßend, zum Teil aber auch ästhetisch schön zugleich. Zugleich ist der Film aber auch eine liebevolle Vorbeugung vor den bunten Achtzigern, als man glaubte, dass Unschuld unsterblich sei.
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