11 Serien auf Amazon Prime, die man gesehen haben muss
Von Manuel Simbürger
Das Serien-Angebot von Amazon Prime ist beinahe unendlich. Klassiker und Kult-Serien sind genauso dabei wie Geheimtipps oder Nischenprogramme. Da kann man schnell den Überblick verlieren und sich vor allem überfordert fühlen, wenn man wieder mal vor der Qual der Wahl steht: Welcher Serie soll ich in die nächsten Tage meiner Lebenszeit schenken? Denn die ist schließlich begrenzt – im Gegensatz eben zum Prime-Serien-Angebot.
Wir möchten dir bei dieser Entscheidung mit Potenzial zur drastischen Lebensveränderung unter die Arme greifen und haben uns beim Durchwühlen von Amazon Prime die Frage gestellt: Welche dieser Serien muss man unbedingt gesehen haben, bevor wir uns von dieser Welt für immer verabschieden und in eine bessere hinübergleiten?
Die besten Amazon-Prime-Serien, die man gesehen haben muss:
Um dir einen noch besseren Überblick zu verschaffen, haben wir uns auf eine einzige Serie pro Genre beschränkt – quasi auf den jeweils besten Vertreter.
Die beste Drama-Serie auf Amazon Prime:
Mad Men (2007-2015)
Don Draper (brilliant: Jon Hamm) scheint alles zu haben: die perfekte Ehefrau, die perfekten Kinder, das perfekte Aussehen und vor allem den perfekten Job – denn Draper ist angesehener Werbefachmann in der (fiktiven) Werbeagentur "Sterling Cooper", die sich inmitten der Madison Avenue in New York befindet. Nicht nur die Branche, auch die Frauenwelt liegt ihm zu Füßen.
Draper scheint die Verkörperung des American Dreams zu sein – doch er hat ein dunkles Geheimnis: sein gesamtes Leben basiert auf einer einzigen, schrecklichen Lüge. Ach ja: Wir schreiben die 1960er-Jahre, eine Zeit, in der Zigaretten, Alkohol am Arbeitsplatz und Misogynie an der Tagesordnung standen.
Das Spiel zwischen Schein und Sein wird in dieser Retro-Trend-auslösenden Serie bis zum Perfektionismus an die Spitze getrieben, genauso wie die historisch detailverliebte Ausstattung und das Verweben von realen und fiktiven Ereignissen. Wunderschön stylisch und an Kunstwerke erinnernde Bildkompositionen hat "Mad Men" aber mehr zur bieten als nur eine wunderschöne Oberfläche: Es geht um die Frage, was eine Persönlichkeit eigentlich ausmacht, in einer Welt, die sich ständig verändert. Auch vor Themen wie Rassismus, Sexismus, Kapitalismus oder Alkoholsucht scheut die preisgekrönte Drama-Serie nicht zurück.
Die beste Action-Serie auf Amazon Prime:
Prison Break (2005-2009, 2017)
Der hochintelligente Gefängnis-Architekt Michael Scofield (Wenthworth Miller) setzt alles daran, um seinen zu Unrecht zum Tode verurteilten Bruder Lincoln (Dominic Purcell) aus dem Hochsicherheitsgefängnis zu befreien. Die beste – und einzige – Lösung: Sich selbst inhaftieren zu lassen.
Ein auf den Kopf gestelltes Heist-Movie, das mit extrem rasantem Tempo, teuflischen Cliffhangern, unvorhersehbaren Wendungen und spannender Action überzeugt. Im Laufe der Staffeln erfindet sich die Serie immer wieder neu, aber stets werden Freunde zu Feinden und Feinde zu Freunden. Wem man wirklich vertrauen kann, weiß man nie so genau. Auch zwischenmenschliche, intime Momente kommen nicht zu kurz.
Die beste Mystery-Serie auf Amazon Prime:
Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI (1993-2002, 2016-2018)
Die Mutter aller Mystery-Serien: Der an das Übernatürlich glaubende FBI-Agent Fox Mulder (fantastisch: David Duchovny) und seine ewig skeptische Partnerin Dana Scully (ikonisch: Gillian Anderson) sind bis heute das beste Duo der TV-Geschichte und ließen uns lange Zeit an Paranormales und vor allem an weitreichende und streng geheime Regierungsverschwörungen glauben.
Das verworrene Labyrinth aus Lügen, Geheimnissen, Cliffhangern und vorsichtiger Romanze tänzelnd gekonnt zwischen Crowdpleaser und Kritiker*innen-Favorit, der Mix aus Monster-of-the-Week-Folgen und Mythologie-Episoden war wegweisend. Im 2016er-Revival ging der Serie allerdings die Luft aus.
"Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Die beste Comedy-Serie auf Amazon Prime:
The Big Bang Theory (2007-2019)
"The Big Bang Theory" hat alles, was eine erfolgreiche Sitcom mitbringen muss: liebenswürdige, aber etwas verquere Protagonist*innen, herzerwärmende Liebesgeschichten, saukomische Situationskomik, vertraute und immer wiederkehrende Settings, harmlosen Sarkasmus und natürlich pointierte sekundenschnelle und zum Brüllen komische Gags.
Was die Comedy aber vom Sitcom-Einheitsbrei herausstechen lässt, sind die zahlreichen und genauestens recherchierten Referenzen auf die Pop- und Wissenschafts-Kultur. Sheldon, Leonard und ihre Freund*innen haben Nerds in den Kultstatus erhoben und dank ihnen darf man nun auch auf Cocktail-Partys schamlos über Superheld*innen, Video-Games und die Milchstraße diskutieren. Bei "The Big Bang Theory" lacht man nicht nur, man lernt auch noch so einiges.
Die beste Thriller-Serie auf Amazon Prime:
Homeland (2011-2020)
Carrie Mathison (in der Rolle ihres Lebens: Claire Danes) ist bipolar und tablettensüchtig. Das Leben der taffen und hochtalentierten CIA-Geheimagentin wird bestimmt vom Kampf gegen den Terror in all seinen Facetten. Ob eines dieser Gesichter auch der ehemalige Marinesoldat Nicholas Brody (Damian Lewis) ist, versucht Carrie herauszufinden – muss sich aber stets die Frage stellen: Welcher Terror ist real und welcher spielt sich nur in ihrem Kopf ab?
Ein komplexer Anti-Kriegs-Thriller, der erfrischenden Abstand von Schwarz-Weiß-Zeichnungen nimmt und trotzdem klar Stellung bezieht: In einer Welt des Terrors gibt es keine Gewinner*innen. Auf Authentizität wird großen Wert gelegt, auch wenn es weh tut. Vor allem Danes (für diese Rolle mehrfach ausgezeichnet) schafft es, uns tief in die Psyche ihrer labilen Heldin eintauchen zu lassen, wodurch der Horror als moralloser Irrweg auch für uns Zuseher*innen spürbar wird.
Die beste Krimi-Serie auf Amazon Prime:
Criminal Minds (2005-2020)
Im Mittelpunkt dieser düsteren Procedural-Crime-Serie steht ein FBI-Profiling-Team, das eine weltweite und vor allem unbeirrbare sowie furchtlose Reise in die Abgründe der menschlichen Seele unternimmt. In "Criminal Minds" stehen weniger die Verbrechen selbst, sondern die Täter*innen und deren Psyche im Fokus.
Das ist natürlich erschreckend, aber auch faszinierend, denn die Serie lebt davon, dass wir Menschen einfach nicht genug von der Tatsache bekommen können, dass wir selbst die größten und gefährlichsten Monster auf der Welt sind. Die meisten Episoden folgen einer strengen und sich wiederholenden Struktur, was aufgrund der nervenaufreibenden Fälle zur dringend benötigten Beruhigung beiträgt. Auch das Privatleben der Protagonist*innen spielt immer wieder eine Rolle.
Die beste Fantasy-Serie auf Amazon Prime:
American Gods (2017-2021)
Als Shadow Moon (Ricky Whittle), ein Kleinkrimineller mit Herz, endlich aus dem Gefängnis entlassen wird, trifft er auf einen ebenso mysteriösen wie schrägen Mann (Ian McShane), der sich Mr. Wednesday nennt. Weil seine Freundin tot ist und er jegliche Perspektive im Leben verloren hat, nimmt Shadow Moon eine Stelle als Wednesdays Bodyguard ein. Der junge Mann ahnt aber nicht, dass diese Entscheidung sein gesamtes Leben für immer verändern wird: Er erkennt nicht nur, dass Magie und Übernatürliches tatsächlich existieren, er wird auch zur Schlüsselfigur in einem Krieg zwischen den alten und neuen Göttern.
Basierend auf Neil Gaimans Kult-Roman ist "American Gods" eine sowohl visuell als auch dramaturgisch abgefahrene und im besten Sinne überdrehte gesellschaftskritische Parabel über menschliche Werte, Macht, stetige Veränderung und Identitätsfindung. Das ist sowohl höchst unterhaltsam als auch fordernd zugleich. Die Serie ist Personifikation von Exzess, Kontrollverlust und psychedelischen Spielformen aller Nuancen.
Die beste Horror-Serie auf Amazon Prime:
The Walking Dead (seit 2010)
Zu Beginn dieser epischen Zombie-Dystopie führt Polizist Rick Grames (Andrew Lincoln) eine kleine Gruppe durch ein verwüstetes Amerika. Überall lauern fleischhungrige Zombies, Schutz scheint es, zumindest halbwegs, nur an verlassenen Orten zu geben. Im Laufe der Reise werden Held*innen sterben, Antagonist*innen dazukommen, Freunde sich als Feinde entpuppen.
Das bis an die Schmerzgrenze makabre Konglomerat aus Drama, Western und Slasher-Horror erinnert an Zombie-Filmklassiker genauso wie an tiefgründige Charakterstudien und fesselt dank unvorhersehbaren Twists von der ersten Sekunde an. Nichts für empfindliche Mägen, aber umso mehr etwas für jene, die sich immer schon gefragt haben, wofür Zombies in Erzählungen eigentlich stehen. Ein dunkles und nihilistisches Märchen für Erwachsene.
Die beste SciFi-Serie auf Amazon Prime:
Raumschiff Enterprise (1966-1969)
Alles begann mit den Weltraum-Abenteuern von Captain Kirk (Willam Shatner), Mr. Spock (Leonard Limoy), Dr. McCoy (DeForest Kelly) und ihrer 400-Kopf-starken Crew der USS-Enterprise: Im Jahr 2200 sind sie im unendlichen All unterwegs, um neue Welten, Leben und Zivilisationen zu erforschen. "Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat", lässt uns der gutherzige Captain zu Beginn jeder Folge wissen.
Fremde Welten und Galaxien, das bedeutete auch: Mutige Kritik an der damaligen politischen Lage und den ersten US-TV-Kuss zwischen einem Weißen Mann und einer Schwarzen Frau. Dazwischen gibt's jede Menge kluge Philosophie, augenzwinkernde Action, charmanten Humor und billige Papp-Kulissen.
Heute sind Kirk, Spock und McCoy Popkultur-Legenden und die Ur-Väter eines zeitlosen Franchises, das zwar in den vergangenen Jahren etwas vom Kurs abgekommen ist, aber immer noch das Zeug dazu hat, uns in Welten zu entführen, die uns besser gefallen als unsere eigene.
"Raumschiff Enterprise" ist nicht im Prime-Abo enthalten.
Die beste Superheld*innen-Serie auf Amazon Prime:
The Boys (seit 2019)
"'The Boys' ist eine ehrfurchtlose Interpretation dessen, was passiert, wenn Superheld*innen, die berühmt sind wie Stars, einflussreich sind wie Politiker*innen und verehrt werden wie Götter und Göttinnen, ihre Superkräfte missbrauchen, anstatt Gutes zu tun", beschreibt Amazon Prime ihre erfolgreiche Superheld*innen-Persiflage – und trifft den Nagel dabei ziemlich genau auf den Kopf. Gegen die Übermacht dieser alles andere als Saubermänner und -frauen kämpft die titelgebende Bürgerwehrgruppe an – und zwar mit nichts mehr als nacktem Mut und der nötigen Prise Durchgeknalltheit.
Aus der Vielzahl an Superhelden-Serien sticht "The Boys" als nächste Evolution in diesem Genre heraus. Heilig ist hier nichts mehr, die Angst, jemanden vor den Kopf zu stoßen, existiert in den Köpfen der Macher*innen (Show-Runner ist "Supernatural"-Erfinder Eric Kripke, Seth Rogen führt bei einigen Episoden Regie) nicht – im Gegenteil: Respektlosigkeit ist hier eine larger-than-life-Kunstform, die genauso intelligent wie verrückt ist.
Die beste Animations-Serie auf Amazon Prime:
South Park (seit 1997)
Apropos Respektlosigkeit: Ein Blatt vor den Mund nehmen sich auch die nur nach außen hin herzigen Grundschüler Kenny, Kyle, Stan und Cartman keines. Die Animation ist absichtlich simpel gehalten, denn absolut nichts soll vom bitterbösen Parodie-Kakao ablenken, um den es in "South Park" geht: Das Kult-Format betritt Pfade, die sonst im TV aus Furcht allzu gern mit großem Bogen umgangen werden, weder Religion, noch Politik oder Hollywood ist vor den vier Teufelsbraten sicher.
Dabei erlangt die Serie erstaunliche Normen-fremde Tiefe, in der man aber dank pubertärem und surrealem Humor niemals zu ertrinken droht. Auch große Hollywood-Stars leihen Figuren immer wieder mal ihre Stimme. Wer Political Correctness allerdings zu seinem Lebensmotto erhoben hat, sollte diese Serien-Erfahrung besser auslassen.