Jahresrückblick: Das waren unsere Serien-Highlights 2023
Von Manuel Simbürger
Auch heuer konnten wir uns über fehlenden Serien-Entertainment nicht beklagen: Für Gesprächsstoff und zahlreichen Diskussionen sorgten zum Beispiel die deutsche Netflix-Thrillerserie "Liebes Kind": Darf man solch perfide Psychospielchen, in denen Kinder involviert sind, überhaupt zeigen? Und strotzt die Handlung nicht eher vor Logiklücken als vor überraschenden Wendungen?
In aller Munde war natürlich auch das Familiendrama "Succession", das sich innerhalb kürzester Zeit ein Stockerl unter den besten Serien aller Zeiten erworben hat. Es hieß aber auch Abschied nehmen dieses Jahr: von der Kult-Comedy "The Marvelous Mrs. Maisel" zum Beispiel oder von der (einst?) besten MCU-Serie "Loki".
Das sind die Lieblingsserien der film.at-Redaktion 2023:
The Marvelous Mrs. Maisel, Staffel 5
Das war's also mit der schlagfertigen, selbstbewussten, humorvollen, frechen, liebenswürdigen und provokanten Mrs. Maisel. Staffel 5 war die letzte, ob es Zeit für einen Abschied war, daran scheiden sich die Geister. Der Slapstick-Humor und das rasante Erzähltempo mag in der finalen Season etwas abgenommen haben, dank (gelungener!) Flash Forwards in die Zukunft aller Figuren behält die erfolgreichste Comedy-Serie von Prime Video aber nach wie vor ihre frische und einnehmende Aura.
Dass die Serie im Grunde mit Midge Maisels Durchbruch (Gänsehaut-Moment!) endet und wir nur Einblicke in ihre spätere Weltkarriere erhaschen dürfen, ist bittersüß, aber gleichzeitig auch treffend: In "The Marvelous Mrs. Maisel" war von Beginn an der Weg das Ziel. Auch die allerletzte Szene ist eine Hommage: nicht nur an die großartigen Rachel Brosnahan und Alex Borstein, sondern auch an die Serie und die Kraft des Humors an sich. Denn egal, wie viel Geld du mit Witzen verdienen magst: Am Ende kommt es vor allem darauf an, deine Liebsten zum Lachen zu bringen.
Ist auf Prime Video zu sehen. Hier geht's zur Serie!
Fleishman is in Trouble, Miniserie
Wer es in New York schafft, schafft es überall, heißt es gemeinhin. In "Fleishman is in Trouble" beziehen sich die titelgebenden Schwierigkeiten genauso sehr auf das Leben in der Metropole als auch auf Toby Fleishmans (Jesse Eisenberg) Seelenleben: Der Anfang-Vierziger muss erneut lernen, was es heißt, sich zu verlieben, Träume wieder fallenzulassen, sich selbst neu zu definieren und zu hinterfragen, was das Mysterium Mensch-Sein inklusive des noch größeren Rätsels Liebe eigentlich wirklich bedeutet.
Das mag auf den ersten Blick nicht neu sein, aber die Serie brilliert durch den Fokus auf die Sichtweise von Rachel (toll: Claire Danes). "Dramaturgischer female gaze" könnte man auch dazu sagen, was durchaus erfrischend ist: Denn nicht wie so oft muss sich die Ehefrau, die das Weite sucht, in die Rolle der Antagonistin drängen lassen, sondern diesmal ist es der gehörnte Ehemann, der der unbequemen Wahrheit ins Auge blicken muss, ob sie nicht sogar richtig gehandelt hat ... Eine bissige Charakterstudie über das Ende einer Ehe, das zum Nachdenken anregt.
Ist auf Disney+ zu sehen. Hier geht's zur Serie!
Manuels Top-5-Serien des Jahres 2023:
1. "The Marvelous Mrs. Maisel" (Staffel 5)
2. "Fleishman is in Trouble" (Miniserie)
3. "Love and Death" (Miniserie)
4. "Only Murders in the Building" (Staffel 3)
5. "Dead Ringers" (Miniserie)
Daisy Jones & the Six, Miniserie
Bunte und extravagante Klamotten, mitreißende Rock-Musik und einen Haufen Drogen: Kaum eine Serie fängt den Lebensstil der 1970er so gut ein wie "Daisy Jones and the Six", in der die gleichnamige fiktive, aber unglaublich real erscheinende Band im Fokus steht. Der Romanadaption gelingt es so gut, die Welt der 70er samt unglaublich stimmungsvoller, eigens für die Serie kreierter Musik zum Leben zu erwecken, dass man diese gar nicht verlassen möchte.
Das zusammen genommen mit der faszinierenden Story, die vom Aufstieg (und Fall?) einer der berühmtesten Bands der damaligen Zeit erzählt, entwickelt eine starke Sogwirkung, die es einem als Zuschauer:in fast unmöglich macht, die 70er zu verlassen und im Jahr 2023 zu leben. Das liegt vor allem auch an der großartigen Chemie zwischen Sam Claflin und Riley Keough und der mitreißenden Dynamik zwischen den zwei Sänger:innen.
Die Miniserie hat die Autorin dieser Zeilen so sehr umgehauen, dass sie sich gleich das dem der Serie zugrundeliegende Buch vernascht – und die nächsten zwei Romane von Taylor Jenkins Reid gleich hinterher reingezogen hat. Diese Serie ist für jeden Fleetwood Mac-Fan ein absoluter Muss und auch sonst eine absolute Serien-Perle.
Ist auf Prime Video zu sehen. Hier geht's zur Serie!
The Bear, Staffel 2
Neben "Only Murders in the Building" gehört "The Bear" zu den besten Serien, die Disney+ zu bieten hat. Darin geht es um einen Sandwichladen in Chicago, der vom Bruder des verstorbenen Besitzers übernommen wird und als Sternekoch (Jeremy Allen White) frischen Wind reinbringt. Klingt erst mal nicht so spannend, da sehr nischig? Falsch und richtig. Das Drama ist etwas ganz Besonderes, denn die erste Staffel hat es regelmäßig geschafft, dass man Schweißausbrüche auf der Couch bekommen hat, weil der Alltag in der Küche so stressig und deshalb auch so spannend ist. Als Couchpotato sage ich: Wenn ihr Nervenkitzel wollt, fahrt nicht Achterbahn, sondern zieht euch "The Bear" rein.
In Staffel 2 setzt die Serie dann noch eins obendrauf und erfindet sich neu, indem sie all die Hektik der ersten Staffel herausnimmt und (bis auf eine absolut geniale Folge) eine entschleunigte Season bietet, die einem Zeit zum Nachdenken und Genießen bietet. Wir sind uns sicher, dass euch "The Bear" genauso sehr vom Hocker hauen wird wie uns, wenn ihr der Serie eine Chance gebt.
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Maikes Top-5-Serien des Jahres 2023:
1. "Daisy Jones & the Six" (Miniserie)
2. "The Bear" (Staffel 2)
3. "The Last Of Us" (Staffel 1)
4. "Ted Lasso" (Staffel 3)
5. "Succession" (Staffel 4)
Bodies, Miniserie
In dieser ungewöhnlichen Thriller-Serie von Netflix entspinnt sich eine Mörderjagd nach ein und demselben Opfer über einen Zeitraum von 160 Jahren hinweg. Der deutsche Regisseur Marco Kreuzpaintner bewies bereits bei der Serie "The Lazarus Project" seine Vorliebe für Zeitanomalien. Mit "Bodies" greift er auf die unkonventionelle Graphic Novel von Si Spencer aus dem Jahr 2014 zurück.
Die faszinierende Ausgangsidee findet ihre Entsprechung in einer besonderen Erzählweise mit raschem Wechsel zwischen den Zeitebenen und Überlappungen der Handlungsstränge. Vielschichtig ist die Serie auch insofern, als verschiedene Genres zur Anwendung kommen, die visuell deutlich voneinander abgesetzt sind. Das reicht vom richtigen Sci-Fi-Thriller bis zur Geheimbund-Intrige im Sherlock-Holmes-Style. So macht das Mitgrübeln und Herumrätseln richtig Spaß.
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Liebes Kind, Miniserie
Die deutsche Netflix-Serie nach dem Bestseller von Romy Hausmann erzählt von einem schrecklichen Entführungsfall, der auch nach dem Entkommen der Opfer noch längst nicht zu Ende ist. In der erwachsenen Hauptrolle lässt uns Kim Riedle an einer körperlichen und geistigen Tortur oft intensiver teilhaben, als es uns lieb wäre. Aber man muss vor allem die beiden Kinder Naila Schuberth und Sammy Schrein bewundern, dass sie eine derartig anspruchsvolle Aufgabe so gut gemeistert haben.
Immer neue Wendungen sorgen für Überraschungen und vor allem die ersten drei Folgen sind an Spannung kaum zu überbieten. Dass sich zuletzt noch offene Fragen finden und manches Motiv im Rückblick nicht ganz logisch erscheint, kann den positiven Gesamteindruck trotzdem kaum beeinträchtigen.
Ist auf Netflix zu sehen. Hier geht's zur Serie!
Francos Top-5-Serien des Jahres 2023:
1. "Bodies" (Miniserie)
2. "Liebes Kind" (Miniserie)
3. "Loki" (Staffel 2)
4. "Fubar" (Staffel 1)
5. "Ahsoka" (Staffel 1)
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