Filmkritiken

STERNENFLOTTE AUF KRIEGSPFAD

Wenn Sie keine Regeln brechen können, Mr. Spock, wie wollen Sie denn dann Knochen brechen?“

Harsche Worte. Ja, ja, so reden sie. Die vom anderen Stern. Dabei ist der Stern diesmal gar nicht so anders. Die Bösewichte in diesem neuen Star-Trek-Fall, sie sind nicht mehr überirdisch, sondern mehr als irdisch: Terroristen und Militaristen.

Immer schon haben die scheinbar naiven Abenteuer der Raumschiff Enterprise in wackelnden Kulissen politische Inhalte ihrer Zeit gespiegelt. War das in den Anfängen der Kalte Krieg, so ist „Star Trek Into Darkness“ nun eine Mission in die jüngste Vergangenheit: dem Kampf gegen den Terror, das Trauma nach 9/11. Womit „Star Trek“ auch ganz im Trend des gegenwärtigen Actionfilms liegt: „ Iron Man“ tut dasselbe, „The Avengers“ auch.

Vor vier Jahren hat Serienspezialist J. J. Abrams („Lost“) sich in den Regiesessel gebeamt und Star Trek einem Facelifting unterworfen. Wie er das tat, war richtig clever: In seinem Prequel spulte er zurück in die Vergangenheit, ließ Alt-Spock auf Jungspund treffen und runderneuerte den Science-Fiction-Klassiker.

Das war damals keineswegs eine sichere Nummer. In den Jahren davor war das Raumschiff ins Schlingern geraten – nach immerhin zehn Kinofilmen und 726 TV-Folgen hat der letzte Kinofilm („Nemesis“) gerade seine Produktionskosten eingespielt, und die sechste TV-Serie wurde 2005 nach vier Staffeln wegen zu geringer Quote eingestellt.

Doch J. J. Abrams katapultierte die Serie wieder in die Zukunft. Der Film spielte weltweit 386 Millionen Dollar ein. Eine hohe Vorgabe jetzt für den Nachfolger.

„Star Trek Into Darkness“ kommt prompt in 3-D-Technologie daher, die allerdings von irritierenden Laserstrahlen torpediert wird. Vieles ist ansonsten wie beim Vorgänger: das coole Design, die jungen, beherzten Darsteller, der alte Mr. Spock. Man hebt mit einer halsbrecherischen Actionsequenz an, Pulsbeschleunigung von 0 auf 100, wessen Puls das auch immer schaffen mag.

Ein Bösewicht (grandios: TV-Sherlock Benedict Cumberbatch) sprengt den Hauptsitz der Sternenflotte. Die Enterprise wird zum ersten Mal mit Raketen bestückt und statt auf Friedensmission auf den Kriegspfad geschickt: Captain Kirk soll den Terroristen (der sich bei den Klingonen versteckt, wo sonst?) unschädlich machen. Doch bald müssen Kirk und Co. feststellen, dass der Terror aus den eigenen Reihen kommt (übrigens ebenfalls wie in „Iron Man“).

Wer ist gut? Wer böse? Darf man mit Terroristen kooperieren, um Schlimmeres zu verhindern? Und wie lange hält man an Regeln und Rechtsstaat fest, wenn das Leben in Gefahr ist, sind dabei die drängenden Fragen.

Der Fankultur folgend, wird hier natürlich nicht alles ernst genommen: Doch während „Iron Man“ mit brillanten Dialogen unterhält, werden hier meist alte Gags erneuert: Ja, Spock ist vernünftig und Kirk impulsiv. Der eine muss Gefühle lernen, der andere Verantwortung.

Na ja. Das Drehbuch ist absehbar, J. J.Abrams Raumschiff fliegt nicht nach vorne in unbekannte Welten, sondern rudert zurück: zum alten patscherten Charme, allerdings in aufpoliertem Hightech. Man weiß, was man den Fans schuldig ist und zitiert fleißig: den Tod von Spock aus einer alten Folge. Ein flauschiger Tribble aus einer anderen.

Alles ganz passabel, aber Sternstunden sind das keine.

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