STERBEN IN ZEITLUPE
Von Alexandra Seibel
Viel Ausdrucksmöglichkeiten hat Karl Urban als Judge Dredd nicht: Er kann gerade mal mit seiner Oberlippe und den Nasenlöchern schauspielern. Der Rest liegt hinterm Helm verborgen. Trotzdem tritt er würdig in die Fußstapfen von Sylvester Stallone, auch wenn er nie sein Gesicht zeigt.
In einer grausamen, düster designten Zukunftsstadt regiert das Verbrechen. Speziell in einem riesigen Wohnblock terrorisiert eine gewisse Ma-Ma die Bewohner mit einer Droge namens SLO-MO. SLO-MO versetzt den Nutzer in einen gigantischen Rausch, den Regisseur Peter Travis in herrlich stilisierter Zeitlupe ziemlich verführerisch in Szene setzt. Weniger schön sind da schon jene Praktiken, bei der Ma-Ma eine Art Punk-Psychopathin ihren Feinden bei lebendigem Leib die Haut abzieht. Der Anblick der Fleischklumpen ist gewöhnungsbedürftig. Judge Dredd, ein faschistoider Ordnungshüter, der gerne standrechtliche Erschießungen vornimmt, ist aber ohnehin mit nichts zu beeindrucken. Wortkarg massakriert er mit einer Gehilfin, die anderer Leute Gedanken lesen kann, seine Gegner im Wohnblock. Atmosphärisch dichtes, in sich recht gelungenes Sci-Fi-Genre-Stück.
KURIER-Wertung: ***1/2 von *****