Ridley Scott ist 85: Happy Birthday, Mr. Cinema!
Wer bei Regie-Maestro Ridley Scott höchste Qualität bestellt, der bekommt sie auch. Egal ob epische Schlachten, perfider Horror oder gefühlvolle Dramen: Der Brite versteht sein Handwerk. Nun wird der Engländer 85 Jahre alt und diese Aussage gilt noch immer. Dabei standen Spielfilme in seiner Karriere zunächst gar nicht auf dem Plan.
Bewegte Kindheit mit Halt in Deutschland
Der Sohn eines Soldaten musste bereits in jungen Jahren viele Ortswechsel bewältigen. Unter anderem zog er mit seiner Familie zwischenzeitlich nach Deutschland. Seinen Vater sah er selten, knüpfte dadurch aber eine enge Verbindung zu seiner Mutter. Ihr Vorbild prägte seine Vorstellung von einer starken Frau maßgeblich und die war auch in seinen späteren Werken erkennbar. Schauspielerin Sigourney Weaver (73) etwa glänzte als Ellen Ripley in "Alien" (1979) als Prototyp einer beinharten weiblichen Hauptrolle.
Der junge Ridley Scott erlernte in den 1950er-Jahren Grafikdesign, ließ sich 1965 von der BBC zum Szenenbildner ausbilden und gründete 1968 sein eigenes Studio: Ridley Scott Associates (RSA). Damals produzierte er mit seinem Bruder Tony Scott (1944-2012, "Top Gun") Werbefilme. Das Geschäft lief dermaßen erfolgreich, dass beide sich auch an Spielfilmen versuchten. "Die Duellisten" war 1977 zwar noch kein echter Hit, doch mit "Alien" setzte Ridley Scott sich zwei Jahre später ein Hollywood-Denkmal.
Überzeugungsarbeit für "Gladiator"
Der Star-Regisseur war von da an kaum noch zu stoppen. Mit der Kult-Dystopie "Blade Runner" revolutionierte er 1982 das Cyberpunk-Genre, das Drama "Thelma und Louise" brachte ihm 1992 die erste Nominierung für den Regie-Oscar ein. Dagegen wäre "Gladiator" (2000) fast nicht so entstanden, wie er es geplant hatte. Denn Hauptdarsteller Russell Crowe (58) mochte das Drehbuch nicht und wollte aussteigen.
"'Gladiator' war eine einzigartige Erfahrung, weil das Skript das sie hatten, so schlecht war - es war einfach so schlecht", so Crowe 2020 zu Jimmy Fallon (48) in dessen "The Tonight Show". Doch ein Treffen mit Ridley Scott ließ ihn umdenken. Bei diesem Meeting habe es zwischen den beiden einfach "Klick" gemacht: "Er war so gut vorbereitet und hat mir alles genauer erklärt. Dennoch sind wir damals definitiv ein Risiko eingegangen", gab Crowe zu. Eines, das sie lohnte. Für die Rolle des römischen Feldherren Maximus Decimus Meridius bekam der Schauspieler 2001 den Oscar als bester Hauptdarsteller verliehen. Scott war für die beste Regie nominiert, ging aber leer aus.
"Gladiator 2" ist aktuell in Arbeit. Scott bestätigte dem Branchenportal "Deadline" im vergangenen Jahr, dass das Drehbuch bereits stehe. Das Sequel solle an den ersten Teil anknüpfen, verriet der Regisseur. Eine Geschichte um Lucius, den Sohn von Maximus' ehemaliger Geliebter Lucilla, erscheint erwartbar. Für die Hauptrolle hatte sich "Thor"-Star Chris Hemsworth (39) bereits ins Gespräch gebracht.
Keine Liebe für Marvel-Filme
Apropos "Thor": Die Blockbuster der Marvel-Studios gehören nicht gerade zu den Lieblingen von Ridley Scott. Der Filmemacher schlägt damit in die gleiche Kerbe wie etwa sein Kollege Martin Scorsese (80). Superheldenfilme seien nicht sein "Ding" und er wolle "weiterhin intelligente Filme" machen, sagte Scott 2016 unter anderem "Digital Spy". Er sei jedoch mehrmals angefragt worden. "Ich habe diese Art von Filmen gemacht - 'Blade Runner' ist wirklich ein Comic, wenn man darüber nachdenkt, es ist eine dunkle Geschichte, die in einer unwirklichen Welt erzählt wird. Man könnte fast Batman oder Superman in diese Welt, in diese Atmosphäre versetzen, nur dass ich eine verdammt gute Geschichte hatte, im Gegensatz zu keiner Geschichte", so das Hollywood-Urgestein.
Die Pünktlichkeit in Person
Die Filmstudios wissen, was sie an Ridley Scott haben. Der Routinier hält seine Zeitpläne eigentlich immer ein und bleibt beim Budget meist weit hinter seinen Kollegen zurück. Für einen besseren Workflow gibt es an Sets des Meisters etwa keine Mittagspausen. Diese hält er für eine "Zeitverschwendung", sagte er der "Bild". Bei aller Effizienz: Eine besondere Herausforderung stellte 2017 der Film "Alles Geld der Welt" dar:
Innerhalb weniger Wochen hatte Scott es geschafft, Kevin Spacey (63) nach dessen Missbrauchsskandal aus seinem bereits fertigen Film zu schneiden und Spaceys Szenen mit Christopher Plummer (1929-2021) nachzudrehen. Wie das möglich war, erklärte Scott der "Bild am Sonntag". "Ich flog nach London und traf mich mit Christopher Plummer. Wir zimmerten auf einer Serviette einen Drehplan zusammen und einigten uns per Handschlag." Während der folgenden drei Wochen hätten sie sämtliche Szenen in Europa, Afrika und den USA gedreht. Plummer erhielt nach dem Kunststück einen Golden Globe und Scott den Respekt seiner ganzen Zunft.