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Moritz Bleibtreu im "Caveman"-Interview

Moritz Bleibtreu (51) gehört seit den späten 1990er-Jahren zu den absoluten Schauspiel-Größen in Deutschland. Angefangen bei seinem Durchbruch mit "Knockin' on Heaven's Door" (1997), über Kultfilme wie "Lammbock" (2001) bis hin zu Hochspannung im "Baader Meinhof Komplex" (2008) liefert er in den verschiedensten Genres Bestleistungen ab.

Nun läuft ab dem 26. Januar - nach mehreren pandemiebedingten Verschiebungen - sein neuer Streifen "Caveman" in den deutschen Kinos. Darin spielt er den erfolglosen Autoverkäufer Robert "Bobby" Müller, der in einer Ehekrise mit seiner Frau Claudia (Laura Tonke, 48) steckt.

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Eines Tages beschließt er, sich bei einem Open-Mic-Abend als Stand-up-Comedian zu versuchen. Bobby bekommt dabei Rat vom Caveman, einer Ur-Version von sich selbst, die ihm auf einmal erscheint und die unüberwindbaren Unterschiede zwischen Männern und Frauen darlegt. Am Abend des Auftritts lässt Bobby dann all das raus, was er die letzten Wochen in seiner Ehe erlebt hat. Doch wie wird das Publikum reagieren?

Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu spricht im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news darüber, wie viel Caveman in ihm selbst steckt, was er Paaren wie Bobby und Claudia raten würde und warum gute Stand-up-Comedy und Battle-Rap für ihn eigentlich zusammengehören.

Wie erleichtert sind Sie, dass der Film nach allen Verschiebungen endlich seine Kinopremiere feiert?

Moritz Bleibtreu: Sehr. Ich bin vor allem froh, dass der Film auch wirklich ins Kino kommt. Einige Filme, die während der Pandemie als Kinofilme angedacht wurden, sind dann leider nie im Kino erschienen. Mein eigener Film, bei dem ich Regie geführt habe, ist damals genau in diese Klappe gefallen. Es ist jetzt also der erste Film seit der Pandemie, der ganz normal ins Kino kommt. Mit allem, was dazu gehört.

Haben Sie Paare im Bekannten- und Freundeskreis, die Sie an Claudia und Bobby erinnern?

Bleibtreu: Einige! Ich selbst sehe mich da allerdings gar nicht so. Das mag auch daran liegen, dass ich grundsätzlich kein so konventioneller Mensch bin. Ich bin anders geprägt und auch anders erzogen worden. Aber ich kenne einige Beispiele, wo es fast ganz genauso wie im Film ist.

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Was wäre Ihr Tipp für diese Paare?

Bleibtreu: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, jeder würde erstmal hingehen und sagen: 'Ihr müsst euch zusammenraufen, Ihr müsst zusehen, dass Ihr mehr Zeit miteinander verbringt, einander mehr zuhört, einen Schritt auf den anderen zugeht' und so weiter. Aber in einem Fall wie Bobbys steht eigentlich der eigene Weg infrage. Also dass er in diesem blöden Autohaus arbeitet, das Geld muss halt irgendwie reinkommen und er hat eigentlich keinen Bock und eigentlich will er was ganz anderes. Das ist immer eine ganz schlechte Grundvoraussetzung, um mit jemandem zusammen zu sein. Weil man das natürlich dann auf den anderen überträgt und das Zusammensein ist immer geprägt davon, dass dir selber was fehlt.

Diese Leere ist nie gut, die wird immer ein Problem sein in der Beziehung. Ich würde eher bei dem ansetzen, was Thomas Hermanns Bobby im Auto sagt: 'Du hast Probleme mit Frauen? Das mag sein, aber wie geht's dir denn? Was ist denn bei dir los? Ach, du bist gern Komiker, ja dann versuch' das doch mal. Und guck doch mal, was passiert.' Das wäre der Ansatz, den ich wählen würde.

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Also persönliches Glück führt auch zu Glück in der Beziehung?

Bleibtreu: Nicht notwendigerweise. Aber ich glaube, dass es zumindest die Grundvoraussetzung ist. Ohne kann es nicht gut gehen. Sowohl Männer als auch Frauen machen das gerne, dass sie gerettet werden wollen durch eine Beziehung. Allerdings gibt es da auch Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Es gibt auch Frauen, die sich zum Beispiel zu 100 Prozent über ihren Mann definieren und die sagen:

'Ich möchte für meinen Mann da sein, ich möchte die Kinder großziehen, ich möchte ihm Rückhalt bieten. Ich möchte, dass der - genau wie bei Caveman - da raus geht und jagt und ich bleib' zuhause und sammle die Beeren und kümmere mich um den Rest.' Das darf man natürlich einer Frau auch nicht absprechen, wenn es wirklich die Basis für ihr Glück sein sollte. Deshalb ist die Diskussion darüber so schwer, weil es nicht einfach eine Regel dazu gibt. Es gibt immer auch die Ausnahme. Aber grundsätzlich sollte man sich schon fragen: Was macht mich wirklich glücklich? Das ist eh grundsätzlich das Schwierigste im Leben. Aber ohne wird's halt auch in einer Beziehung schwer.

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Sind die Ur-Instinkte aus dem Film ein Stück weit noch da?

Bleibtreu: Das denkt sich der Film ja nicht aus, natürlich gibt's die. Sicher könnte man alles auf physisch-biologische Parameter beschränken. Da gibt es auch ohne Ende Studien, die das belegen. Natürlich kann etwa über Unterschiede beim sexuellen Trieb zwischen Mann und Frau geredet werden. Gleichzeitig ist es aber keine Rechtfertigung für irgendeine Form von Verhalten. Und ich glaube, das ist das Entscheidende. Natürlich sind diese Dinge richtig bis zu einem bestimmten Grad.

Aber wir haben uns ja zum Glück seit der Höhle ein paar tausend Jahre entwickelt und zum Glück unsere großen Gehirne gut genutzt und das sollten wir begriffen haben: Dass bestimmte Dinge vielleicht von der Natur angelegt sind, dass das aber nicht heißt, dass das ein Freifahrtschein ist à la: 'Männliche Sexualität ist halt so! Spread the Seed! Wir müssen unseren Samen überall verteilen.' Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun.

Wie viel Caveman haben Sie vom Dreh mit nach Hause genommen?

Bleibtreu: Nicht so viel. Ich habe grundsätzlich nicht so viel Caveman in mir. Und wenn, dann hoffentlich seinen Humor (lacht). Aber vielleicht physisch: Auf dem Kopf fallen die Haare aus, wachsen auf der Schulter weiter. Wenn man nicht aufpasst, sieht man irgendwann aus wie er.

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Haben Sie schon Mal über eine Karriere als Comedian nachgedacht?

Bleibtreu: Nee, das ist ein sehr eigenes Feld. Ich bin großer Fan von "Delirious" mit Eddie Murphy, den habe ich mit 16 gesehen. Kurz danach "Raw", dann die ganzen afroamerikanischen Comedians, wie Richard Pryor. Alles, was danach kam, auch, wie Chris Rock oder Dave Chappelle, aber auch Louis C.K. war damals großartig. Ich bin großer Stand-up-Fan. Aber ich weiß nicht, ob ich das selber könnte oder wollte. Ich glaube auch, dass Stand-up überhaupt erst in den letzten Jahren verstanden wurde in Deutschland.

Es geht nicht darum, so zu tun, als wäre man ein anderer. Das haben viele gemacht. Sondern, dass es in der guten Stand-up-Comedy immer damit anfängt, dass du du selbst bist. Und dass du wirklich aus deiner Position heraus agierst und sprichst. Mit Leuten wie Felix Lobrecht sehe ich langsam, dass es so richtig losgeht in Deutschland mit Stand-up-Comedy.

Es ist ein bisschen wie in der Rapmusik. Da hat man nicht verstanden, dass Dissen und Leute beleidigen was ist, das zu der "Sportart" gehört. Es ist nicht böse gemeint in dem Sinne. Es ist ein offener Schlagabtausch, der Teil der Kunstform ist. Und in der Stand-up-Comedy hat man eben lange nicht begriffen, dass es essentiell ist, dass man wirklich von sich aus agieren muss.

Wenn Ricky Gervais sich hinstellt und das gesamte Auditorium adressiert, dann meint er das wirklich ernst. Das ist nicht eine Rolle, die er spielt, wo er dann sagt: "Nein, das habe ich nicht so gemeint!" Sondern das meint der schon auch wirklich so. Das ist das Wichtigste. Die Natur des guten Stand-ups ist eigentlich wie Battle Rap. Du musst das, was du sagst, schon so meinen. Das geht jetzt so langsam los.

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Welcher Comedian kommt dem Caveman am nächsten?

Moritz Bleibtreu: Tracy Morgan! Vor allem physisch, und von seiner Art her.

Was ist mit Mario Barth?

Bleibtreu: Das gilt ja nur in Hinsicht auf die Prämisse, die bei Mario natürlich total auf Männern und Frauen liegt. Aber ich kenne keinen Stand-up, der Männer und Frauen nicht thematisiert hätte. Es gibt auch keinen schwarzen Stand-up-Comedian, der keine Witze darüber gemacht hätte, was es bedeutet, schwarz zu sein. Und so gibt es auch generell keinen Stand-up-Comedian, fernab von der Herkunft, der nicht Witze über Männer und Frauen gemacht hätte. Das ist eins der absoluten Ur-Themen. In der Hinsicht kann man eigentlich fast alle nennen.

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Mit Laura Tonke bilden Sie ja quasi ein "altes Ehepaar". Hat es sich auch so angefühlt am Set?

Bleibtreu: Laura und ich sind sehr gut befreundet. Es ist toll, wenn man mit jemandem zusammenarbeiten kann, mit dem man auch wirklich gerne Zeit verbringt. Wie ein altes Ehepaar hat es sich nicht wirklich angefühlt. Aber sie ist eine absolute Ausnahme-Schauspielerin und macht immer wieder Spaß.

Wie schwer war es, mit Martina Hill am Set ernst zu bleiben?

Bleibtreu: Sie werden lachen, Martina war am Set gar nicht so, wie man sie sich aus "Knallerfrauen" vorstellt. Es ist nicht so, dass sie irgendwie den ganzen Tag hysterisch lachend über das Set läuft. Im absoluten Gegenteil. Und das ist ja auch grundsätzlich so: Die Komödie ist immer die Schwester des Dramas. Natürlich kann man mit Martina super lachen. Aber die hat das sehr diszipliniert und ernsthaft gespielt.

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