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Matt Dillon im Interview: "Ich bereue nichts"

Matt Dillon hatte bereits mit 14 Jahren in dem Film "Wut im Bauch" seinen großen Durchbruch als Schauspieler und überzeugt seitdem sowohl in großen Hollywoodproduktionen als auch in außergewöhnlichen Indie-Filmen.

Dillon arbeitete nicht nur mit großartigen RegisseurInnen wie Francis Ford Coppola oder Lars von Trier zusammen, sondern führte auch selbst bei Filmen wie "City of Ghosts" (2003) Regie.

Wir haben Hollywoodstar Matt Dillon im Rahmen der 59. Viennale zum Interview in Wien getroffen.

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film.at: Sie sind heute hier, um über ihren neuen Film "Land of Dreams" von Shirin Neshat und Shoja Azari zu sprechen, der von unterdrückten Ängsten, Rassismus und der Idee des American Dreams handelt. Sie spielen darin Alan Villin, den Bodyguard der Hauptfigur (Sheila Vand). Wie kamen Sie zu der Rolle?

Matt Dillon: Shirin kam auf mich zu und fragte mich, ob ich Interesse daran hätte. Ich mag sie und Azari und es ist ein wirklich interessantes Skript. Manchmal macht man einen Film und das ist Arbeit, aber es fühlt sich nicht danach an. Mit guten RegisseurInnen ist das so, das ist einfach eine Kreation.

Ob man den Film schlussendlich mag oder nicht, ist Geschmackssache. Er ist auf jeden Fall einzigartig und erklärt nicht immer alles. Das mag ich. Von Triers "The House that Jack Built" wollte ich beispielsweise gar nicht sehen, es ist wirklich brutal. Die Meinungen dazu waren auch sehr zwiegespalten. Ich habe (bei der Vorführung, Anm.) zu Lars gesagt: "Lars, was denkst du? Es sind 50 Leute aus dem Saal gegangen!" Und er antwortete schon fast enttäuscht: "50? Ist das alles?" Jeder empfindet die Filme anders und das finde ich schön.

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Der Film handelt von Träumen, die von der Regierung eingesammelt werden.

Die Hauptfigur erlebt etwas Irrationales, etwas wie in einer Parallelwelt. Es ist wie ein Traum und Träume sind immer irrational – die sind nur für die träumende Person logisch.

Ich liebe Träume in Filmen und ich mochte die Idee, die Träume mit Shirin zu erkunden. In meiner ersten Produktion damals habe ich auch viele Träume von mir eingebaut, die ich wirklich so auch erlebt habe. Als das Studio die erste Rohfassung sah, haben sie gemeint: "Wir lieben es! Aber kannst du die Traum-Szenen rausschneiden?"

An welchem Ihrer Träume wäre denn die Regierung interessiert?

Ich kann mich selten an meine Träume erinnern, außer ich versuche, aktiv daran zu denken oder schreibe sie auf. Aber es ist schon interessant in diesem Film, weil da direkt in die Privatsphäre eingegriffen wird. Man schnappt sich nicht nur oberflächlich die Meinung der BürgerInnen, sondern will an die tiefsten Gedanken, das Unterbewusstsein ran – das erfahren also nicht nur die FreundInnen oder enge Vertraute, nein – die Regierung!

In meinem Fall fällt mir jetzt nur ein Traum ein, den ich immer wieder in verschiedenen Abwandlungen erlebt habe: Ich fliege in einem Ballon und plötzlich geht die Luft raus und ich falle spiralförmig abwärts. Oder ich fliege in einem Flugzeug und kann mich nicht erinnern, wo die Landebahn ist und irre umher. Aber ich will jetzt nicht zu tiefgründig werden.

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Nach welchen Kriterien entscheiden Sie denn, welche Rolle Sie annehmen?

Für mich ist der oder die Regisseurin sehr wichtig. Natürlich auch das Skript, die Regie und welche Figur ich verkörpern soll. Wenn du dein Leben finanzieren möchtest, spielt auch Geld eine Rolle, aber wenn ich danach gehen würde… dann hätte ich es schon vor langer Zeit vermasselt.

Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern auch selbst Regisseur. Wie lassen sich diese beiden Seiten der Produktion vereinen?

Ich bin Schauspieler und Regisseur, aber Leute nehmen mich nicht als Regisseur wahr. Sie kommen nicht auf mich zu und sagen: "Hey, wir hätten dich für den Film gerne als Regisseur!" Ich entwickle die Projekte deshalb immer selbst und habe auch schon vieles geschrieben – aber ich bin ein Perfektionist. Es macht aber Spaß.

Ich würde gerne mehr als Regisseur arbeiten, mein Film "City of Ghosts" war wahrscheinlich die schönste Erfahrung, die ich sammeln konnte. Ich habe mich dafür von Carol Reeds "Der dritte Mann" inspirieren lassen, der ja auch in Wien spielt.

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Hat es Vorteile, beide Seiten der Produktion zu kennen?

Es hat mir mit der Schauspielerei geholfen. Ich bin empathischer mit den FilmemacherInnen geworden und ich verstehe besser, was meine Aufgabe als Schauspieler ist. Als Regisseur fühlt man sich für alles verantwortlich, für jede abgelieferte Leistung. Am Set an sich hat man da dann aber keine direkte Aufgabe – außer irgendwie alles.

Als Schauspieler hat man dafür am Set die Verantwortung: Man hilft der Regie, die Vision mit den Charakteren zu erschaffen. Man arbeitet zusammen, gibt sich ihnen hin. Das habe ich gelernt. Ich bin dann aber auch nicht für das Endergebnis des Films verantwortlich, das ist die Vision der RegisseurInnen. Oder deren nicht vorhandene Vision.

Manchmal entwickelt sich einfach alles von selbst und da kann es auch mal sein, dass ich mir denke: "Das hätte ich anders gemacht."

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Bereuen Sie einen ihrer Filme? Oder haben Sie einmal eine Rolle abgelehnt, die im Nachhinein toll gewesen wäre?

Ich bereue eigentlich nichts – wobei ich, je älter ich werde, mehr Entscheidungen bereue. Aber ich versuche, darüber nicht so viel nachzudenken. Ich habe wohl eher Dinge bereut, die ich nicht gemacht habe. Ich bin einfach kein politischer Mensch – damit meine ich nicht Politik an sich, sondern durchdachte Strategien in der Branche.

Ich habe vielleicht zu wenig mit Menschen dort interagiert. Ich habe nie gedacht, dass ich etwas tun sollte, nur weil es gut für die Karriere gewesen wäre. Vielleicht wäre es dann anders gelaufen, aber so bin ich einfach nicht. Man kann nun mal kein perfektes Leben führen.

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Eines Ihrer kommenden Projekte ist "Asteroid City" von Wes Anderson mit Stars wie Scarlett Johansson, Margot Robbie, Tom Hanks und Tilda Swinton. Was können Sie uns schon über das Projekt verraten, das laut Gerüchten eine Romanze sein soll?

Anderson hat mich angerufen und gefragt, ob ich dabei sein will. Es sind viele Leute dabei und jeder spielt alle möglichen verschiedenen Rollen darin. Ich sollte eine kleine Rolle spielen, da war ich einverstanden.

Es hat wirklich Spaß gemacht – bis er immer wieder wollte, dass ich nochmal zurück ans Set komme. (lacht) Das hat sich immer weiterentwickelt. Er ist ein toller Künstler, brillant und es ist schön, mit ihm zu arbeiten.

 

Matt Dillon ist derzeit in "Land of Dreams" zu sehen, der bei der Viennale 2021 am 27. Oktober um 17:30 Uhr im Gartenbaukino und am 28. Oktober um 14:30 Uhr im Gartenbaukino gezeigt wird. Ein regulärer Kinostart in Österreich ist derzeit nicht bekannt.