Helmut Berger wird in Salzburg aufbewahrt, aber Ehefrau möchte Klarheit
*** Update vom 22. Mai 2023, Teil 2: Freunde, Weggefährten und Fans haben am Mittwoch, 24. Mai, in Salzburg (wo Berger am 18. Mai im Alter von 78 Jahren verstorben war) die Möglichkeit, sich von der verstorbenen Kinolegende Helmut Berger zu verabschieden. Zwischen 12 und 16 Uhr kann die Öffentlichkeit in der Trauerhalle Jung dem Schauspieler die letzte Ehre erweisen. Zudem wurde ein Online-Kondolenzbuch freigeschaltet. Die Urnenbeisetzung soll dann im engsten Kreis stattfinden. ***
*** Update vom 22. Mai 2023: Die italienische Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Francesca Guidato, die 1994 Helmut Berger geheiratet hatte, fordert Klarheit über die Hintergründe des Todes ihres Mannes, von dem sie seit 2007 getrennt lebte, sich jedoch nie scheiden ließ. "Ich bin schockiert über die tragische Nachricht seines Todes. Aber ich will Klarheit über den Tod meines Mannes und über die gesamte letzte Zeit seines Lebens in Österreich", sagte sie.
"Zu viele Dinge passen nicht zusammen und die Todesursache ist nicht klar. Ich werde die österreichischen Justizbehörden mit allen Mitteln auffordern, die wahre Todesursache, die Umstände und die Art und Weise, wie er die letzten Monate gelebt hat, zu klären", sagte die 64-Jährige zur Nachrichtenagentur Adnkronos. Sie plane eine Reise nach Salzburg, wo Berger lebte.
Im letzten Jahr konnte Francesca Guidato nicht mehr mit ihrem Mann Kontakt aufnehmen. "Er war von Personen umgeben, die ich nicht mochte und die mich nicht beruhigten. Ich habe um ihn herum einen Kreis von Menschen wahrgenommen, der nicht in Ordnung war. Ich glaube, sie haben ihn schlecht behandelt. Ich kann nicht sagen, was passiert ist", betonte die Schauspielerin.
Sie beklagte "Obstruktion", mit der man sie von Berger fern zu halten versuchte."Dabei hatte Helmut mehrmals gegenüber den Medien erklärt, dass er wollte, dass ich mich im Alter um ihn kümmere. In letzter Zeit konnte ich nicht einmal mehr mit ihm sprechen. Manchmal sprach eine andere Person für ihn", beklagte die Frau. Dabei seien die beiden in all den Jahren ständig in Kontakt gewesen. "Helmut reiste viel, aber wir wussten immer etwas voneinander. Er sagte immer: 'Die Einzige, die mich immer findet, auch wenn sie nicht weiß, wo ich bin, ist Francesca'", berichtete die Schauspielerin.
Was Francesca Guidato am meisten beunruhigt und misstrauisch macht, sei das Schweigen zu den Gründen des Todes ihres Mannes. Sein Manager, der am Donnerstag Bergers Tod ankündigte, bezeichnete ihn als "unerwartet". "Man hat mir heute gesagt, dass er um 4 Uhr morgens zu Hause gestorben ist, aber das reicht mir nicht", sagte Guidato.
Diesen Vorwurf wies am Samstag Bergers Agent Helmut Werner scharf zurück und warf dabei in einer Aussendung die Frage auf, ob Guidato und Berger überhaupt verheiratet waren. "In seinen Unterlagen ist keine offizielle Heiratsurkunde zu finden gewesen. Zeitlebens sprach er immer nur von einem Medien-Gag in den 90er-Jahren, was Frau Guidato betraf", so Werner. Auch hätten Guidato und Berger in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten keinen Kontakt gehabt. "Sie soll beim zuständigen Notar doch einfach die offizielle Heiratsurkunde vorlegen, damit man überhaupt weiß, wer diese Frau ist", forderte Werner.
Überrascht vom Vorgehen Guidatos sei er jedoch keineswegs: "Helmut sagte es voraus, dass, wenn mal was mit ihm passieren sollte, sich Frau Guidato als trauernde Witwe in Szene setzen wird. Genau das tut sie jetzt. Ihm wurde übel bei dieser Vorstellung. Für sie hatte er nur Verachtung übrig und bezeichnete sie als 'Pain-in-the-ass'." Entsprechend richtete Werner einen Appell in Richtung Guidatos: "Lassen Sie Herrn Berger in Frieden ruhen und bleiben Sie, wo der Pfeffer wächst!" ***
Helmut Berger war in den 1960er- und 1970er-Jahren ein europäischer Filmstar. Einst galt der Schauspieler mit bürgerlichem Namen Steinberger als schönster Mann der Welt, es folgten Skandale und der Absturz. Am 29. Mai wäre der gebürtige Bad Ischler 79 Jahre alt geworden. Wie sein Agent Helmut Werner der APA berichtete, starb Berger am Donnerstag "friedlich, aber dennoch unerwartet" in Salzburg. Sein Lebensmotto "La Dolce Vita" genoss Berger zeitlebens in vollen Zügen.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Berger in Salzburg, arbeitete später in Paris und London zunächst als Dressman und Fotomodell und wirkte in Werbespots mit. Zwischen 1964 und 1966 absolvierte Berger in London ein Studium an der "Central Drama School", machte jedoch keinen Abschluss.
Er ging nach Perugia, um an der Universität Italienisch zu lernen. Erste Leinwanderfahrungen sammelte er als Statist und mit kleineren Rollen in der Filmmetropole Cinecitta, wurde dann 1966 das erste Mal von seinem Entdecker Luchino Visconti mit einer kleinen Rolle im Film "Hexen von heute" besetzt.
Den Durchbruch schaffte Berger schließlich mit seinen Rollen in "Die Verdammten" (1969) und "Ludwig II." (1972), für erstere wurde er für den Golden Globe als bester Nachwuchsschauspieler nominiert. Bei beiden Filmen führte Visconti Regie. Der 38 Jahre ältere Italiener wurde sein Lebensgefährte und "Vaterersatz". Berger personifizierte den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino. So wurde er insbesondere für seine Darstellung narzisstischer und bisexueller Figuren bekannt.
Ebenfalls 1970 erlebte man den Schauspieler mit der Titelrolle des ewig jungen Dandys in Massimo Dallamanos Oscar Wilde-Adaption "Das Bildnis des Dorian Gray". Nach Vittorio De Sicas "Der Garten der Finzi Contini" (1970), Sergio Gobbis "Un beau monstre" (1970) und Duccio Tessaris Thriller "Una Farfalla con le ali insanguinate" (1971) vertraute ihm Visconti 1972 die schwierige Rolle des schizophrenen Bayernkönigs Ludwig II. an. 1974 erlebte man Berger in Viscontis "Gewalt und Leidenschaft" an der Seite von Burt Lancaster. Bergers erste deutsche Kinoproduktion war 1973 Otto Schenks Arthur Schnitzler-Adaption "Reigen".
Visconti starb 1976 und Berger stürzte in eine Krise. Es folgten ein Selbstmordversuch, Alkoholexzesse und ein dekadenter Lebensstil. Berger sagte, dass er sich nach Visconti niemals mehr in jemanden verliebt habe. Oft bezeichnete er sich als "Witwe Luchino Viscontis". Berger spielte in den folgenden Jahren in unbedeutenderen Filmen und übernahm Fernsehrollen wie in der US-Soap "Der Denver Clan". Francis Ford Coppola engagierte ihn aber 1990 immerhin für "Der Pate III". 1992 wirkte Berger im Video zu Madonnas "Erotica" mit.
Statt mit schauspielerischen Leistungen macht Berger mehr mit Auftritten in Talkshows von sich reden. Medien berichteten über seine ausschweifenden Exzesse mit Alkohol und anderen Drogen und zahlreiche Affären. Große Aufmerksamkeit wurde ihm wieder zuteil, als er 2013 ins RTL-Dschungelcamp zog. Vor Gericht stritt sich Berger mit Regisseur Andreas Horvath, der ihn im Dokumentarfilm "Helmut Berger, Actor" bei der Selbstbefriedigung gezeigt hatte. "Bloßstellend und herabsetzend" seien einige Szenen gewesen, so der Vorwurf.
Kurz vor seinem 70. Geburtstag 2014 berührte Berger mit einem eher stillen Auftritt: Zittrig und gesundheitlich angeschlagen zeigte er sich zur Weltpremiere von "Saint Laurent" auf dem roten Teppich des Filmfestivals von Cannes. 2018 folgte in hohem Alter sein Theaterdebüt: An der Volksbühne Berlin spielte Berger an der Seite von Ingrid Caven einen Baron der Barockzeit.
In Bad Ischl erhielt der vielfach ausgezeichnete Berger zum 75. Geburtstag das Kulturehrenzeichen der Stadt, auf dem Vorplatz des Lehartheaters wurde eine Büste des Schauspielers enthüllt, die ihn in seiner Glanzrolle als Ludwig II. zeigt. 2019 erschien der Dokumentarfilm "Helmut Berger, meine Mutter und ich" von Valesca Peters. "Es ist mir scheißegal", sagt Berger der Filmemacherin, als sie ihn fragt, was andere wohl über ihn denken.
Im November 2019 gab Berger schließlich bekannt, nach mehreren Lungenentzündungen seine Schauspielkarriere zu beenden. Er wolle wie sein Vorbild Marlene Dietrich seinen Lebensabend außerhalb der Öffentlichkeit verbringen. Der frühere Liebling auf allen Partys des internationalen Jet-Sets, "lebte bis zuletzt glücklich, zufrieden und gut gelaunt in Salzburg", wie sein Agent Werner mitteilte und Berger zitierte: "Ich habe drei Leben gelebt. Und das in vier Sprachen! Je ne regrette rien!"