"Dancing Stars" 2023: Michi Buchinger möchte die nächste Jazz Gitti werden
Von Manuel Simbürger
Bald ist es also wieder soweit: Am 3.3. startet im Hauptabendprogramm die neue Staffel von "Dancing Stars", der ORF öffnet seinen Ballroom zum bereits 15. Mal. Und auch, wenn die Tanz-Show seit geraumer Zeit an deutlichen Abnützungserscheinungen leidet, ist sie hierzulande immer noch Kult – und bescheren dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehr als zufriedenstellende Quoten.
Ein Tanzfieber im gesamten Land mag "Dancing Stars" (diesmal moderiert von Mirjam Weichselbraun und Andi Knoll) zwar nicht mehr auslösen, unterhaltsam ist es aber für die breite Masse immer noch, wenn mehr oder minder bekannte Promis ihr Tanztalent vor laufenden Kameras unter Beweis stellen und sich danach der knallharten Jury stellen müssen.
Einer der tanzwütigen KandidatInnen ist diesmal Kabarettist und Influencer Michael Buchinger, der innerhalb der Gen Z drauf und dran ist, ebenfalls Kultstatus zu erlangen. Das 30-jährige Allroundtalent (Buchinger ist ebenso mit seinem Podcast sowie seinen Büchern erfolgreich) bildet gemeinsam mit Profi Herbert "Herby" Stanonik das erste Männerpaar bei "Dancing Stars" seit Alfons Haiders Teilnahme 2011. Egal also, wie weit er in der Tanzshow tatsächlich kommen wird – Buchinger hat damit schon jetzt ein kleines Stückerl ORF-Geschichte geschrieben.
Wir baten Michael Buchinger einige Tage vor Start der 15. "Dancing Stars"-Staffel zum gewohnt locker-flockigen und bodenständig-ehrlichen Talk übers Tanzen (klar!), blaue Hintern (auch klar?) und wieso er die nächste Jazz Gitti werden möchte.
Wir freuen uns, dass du dieses Jahr bei „Dancing Stars“ dabei bist!
Danke, danke! Erwarte dir aber nicht zu viel ... aber auch nicht zu wenig!
Du befindest dich gerade in den Proben zur ersten Sendung. Wie läuft’s?
Ehrlich gesagt habe ich den Zeitaufwand sehr stark unterschätzt! Vorgabe vom ORF ist es ja, dass man vor der ersten Sendung 50 Tanzstunden absolviert hat. Das heißt, man trainiert über drei Wochen hinweg täglich zweieinhalb Stunden.
Mental wiederum begleitet dich das Thema Tanzen 24 Stunden lang. Vor allem anfangs habe ich an nichts anderes gedacht als ans Tanzen und vor allem an meine Fehler. Ich bin durchaus ehrgeizig und ich mag es ganz und gar nicht, wenn ich etwas zwar auf der logischen Ebene verstehe, es dann aber trotzdem nicht ausführen kann. Mittlerweile bin ich aber schon lockerer geworden.
Würdest du sagen, du bist – oder warst – verbissen bei den Proben dabei?
Anfangs sicherlich. Aber irgendwann habe ich mir bewusst gemacht, dass das der falsche Weg ist. Denn wenn mir etwas keinen Spaß bereitet, mache ich es auch nicht gern. Zudem merkt ja auch das Publikum, wenn du verbissen bei der Sache bist. Deshalb versuche ich nun aktiv, meine Gedanken diesbezüglich umzuordnen und die Proben bewusst mit Freude zu behaften. Ich freue mich auf die Live-Shows, der Auftritt wird sicher super – und wenn’s nicht super wird, kann ich ja vielleicht mit meiner Personality punkten! (lacht)
Ich habe wirklich viel über „Dancing Stars“ in letzter Zeit nachgedacht und bin zum Schluss gekommen: Wir operieren nicht am offenen Herzen. Es ist eine Show, die unterhalten soll – und wenn man rausfliegt, ist es auch nicht der Weltuntergang.
Eine gesunde Einstellung – zu der wahrscheinlich auch dein Tanzpartner Herby Stanonik wesentlich beiträgt, mit dem du dich ja bestens zu verstehen scheinst ...
Wir verstehen uns super! Der ORF hat ein gutes Gespür gezeigt, als er Herby zu meinem Profi-Tanzpartner gemacht hat. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gepasst, wir haben immer viel Spaß – auch in schwierigen Probe-Situationen. Auch nach drei Wochen täglichen Trainings geht er mir nicht auf die Nerven, im Gegenteil. Ich freue mich schon jetzt auf die weiteren Wochen mit ihm.
Was interessant ist: Wir KandidatInnen wussten ja bis zur offiziellen Pressekonferenz nicht, wer unser/e PartnerIn sein wird. Ich habe aber von Beginn an gehofft, dass es Herby sein wird. Und siehe da – jetzt tanze ich tatsächlich mit ihm!
Vielleicht hat auch hier das Vision Board geholfen? [Anm.: Buchinger hatte eine Teilnahme bei „Dancing Stars“ seit 2018 auf seinem Vision Board]
(lacht) Ja, vielleicht! Man muss sich ja einreden, dass man schon ganz genau weiß, dass der Wunsch in Erfüllung gehen wird. Bei allen potenziellen Profi-TanzpartnerInnen hatte ich bei ihm, was mich betrifft, das beste Bauchgefühl. Herby hat mir auf seinem Instagram-Kanal einen humorvollen Eindruck gemacht. Weil er ebenfalls zum ersten Mal bei „Dancing Stars“ teilnimmt, ist es auch für ihn eine erste Erfahrung. Zudem arbeitet Herby hauptberuflich als Volksschul-Lehrer, das heißt, er ist es gewöhnt, wenn jemand schwierig und stur ist. Ich wusste also: Der kann mit mir! (grinst)
Sind die Proben bisher glimpflich verlaufen oder gab’s schon Verletzungen?
Ich hab bereits verschiedene Verletzungen davon getragen! In meiner ersten Woche hatte ich plötzlich einen riesengroßen Bluterguss auf meiner linken Hintern-Backe – zugezogen beim sogenannten „Round-About“, also einer Tanzfigur, bei dem Herby mich kreisförmig über den Boden schleift. Am Anfang hab ich nicht kapiert, wie man sich möglichst elegant auf den Boden fallen lässt und habe dann einfach immer den Boden attackiert – da merkt man mal mein Level an Hingabe fürs Tanzen! (lacht)
Aktuell – wir proben ja bereits auch für die zweite Sendung – machen mir Tänze, die auf Zehenspitzen getanzt werden, etwas Probleme, denn meine Füße sind daran einfach nicht gewöhnt.
Die große Leidenschaft fürs Tanzen scheint bei dir also noch nicht ausgebrochen zu sein ...
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es eine langjährige Beziehung zwischen dem Tanzen und mir werden wird. Es gab ja immer wieder „Dancing Stars“-KandidatInnen, die auch nach der Show noch mit großem Eifer getanzt haben. Ich werde wohl eher keiner von ihnen sein.
Du bist also kompletter Tanz-Neuling?
Absolut. Ich habe auch keine Tanzschule mit 16 Jahren besucht. Das war bei uns im burgendländischen Dorf einfach kein Thema, es hat mir niemals jemand vorgeschlagen, mir selbst kam ein Tanzschulen-Besuch gar nicht erst in den Sinn. Meine erste Ballroom-Erfahrung war tatsächlich erst vor drei Wochen zu Trainingsbeginn ...
... und ja, das möchte ich durchaus betonen! Denn andere KandidatInnen haben mir da einiges voraus. Ich möchte ja keine Namen nennen, aber: Lilian Klebow hat eine Musical-Ausbildung, Eveline Eselböck gewann bereits einen Rock’n’Roll-Tanzwettbewerb – und von Karina Sarkissova fange ich gar nicht erst an! (lacht)
Vielleicht wirst du stattdessen ja Tanzkönig der Herzen werden?
Na, das hoffe ich doch! (lacht) Ich habe mir bereits ganz viele Videos von Jazz Gittis Teilnahme bei „Dancing Stars“ [2016; Anm.] angesehen – und genau das ist die Schiene, die ich fahren möchte. Ich mag vielleicht kein großes Tanztalent sein, aber dafür bin ich umso goscherter!
Dein Tanz in der ersten Folge wird ein Paso Dablo sein ...
... und der passt so gar nicht zu Herby und mir! (lacht) Wir beide sind liebe, gutgelaunte Burschen, die viel lachen – und der Paso Doble ist genau das Gegenteil, ist voller Dramatik, Dominanz und Wut. Alles nicht meine Stärken! (lacht)
Dir liegen also Standardtänze mehr als lateinamerikanische Tänze?
Wir haben bisher verschiedene Tänze probiert und der Slow Fox beispielsweise liegt mir sehr. Da schlendert man einfach so vor sich hin, des taugt ma! Aber auch den Quickstep mag ich gerne, den Herby mit einem 400-Meter-Sprint vergleicht – und das ist ja genau meins, denn ich liebe es zu laufen! Wenn ich eins habe, dann Ausdauer. Wir legen bei den Proben auch keine Pausen ein. Brauch i ned, wü i ned.
Was hast du im Rahmen der Proben bisher über dich selbst gelernt?
Es hat sich bestätigt, dass ich es hasse, kritisiert zu werden. Ich mag auch keine Verbesserungsvorschläge. Für mich war es anfangs sehr schwierig, wieder in der Schüler-Rolle zu sein.
Überrascht war ich hingegen von meinem großen Ehrgeiz. Eigentlich hatte ich vor, bei „Dancing Stars“ eine ruhige Kugel zu schieben und auch mit zwei Jury-Punkten zufrieden zu sein. Das hat sich vollkommen gedreht. Nun möchte ich zeigen, was ich kann und gelernt habe.
Wie weit möchtest du denn bei „Dancing Stars“ mindestens kommen?
Ich möchte zumindest nicht als erstes ausscheiden. (überlegt) Um ganz ehrlich zu sein: Ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Sendung muss man ja zwei Tänze pro Folge performen. Das wü i goar ned, das erspar ich mir! Ein Tanz pro Woche reicht. Und im Finale dürfen ohnehin alle KandidatInnen nochmals auftreten. Es ist okay für mich, es nicht in die Top 5 zu schaffen.
Wovor hast du denn am meisten Angst, wenn du an die kommenden Wochen denkst?
Es stresst mich, dass man innerhalb 90 Sekunden – so lange dauert jeder Tanz in der Show – zeugen muss, was man alles in den vergangen Wochen gelernt hat. Egal, wie gut du bei der Probe warst – was am Ende zählt sind nur diese 90 Sekunden im Fernsehen. Ich hab mir aber sagen lassen, dass Nervosität und Anspannung für einen Paso Doble gar nicht so schlecht sind ... Kurz: Ich will mich im Fernsehen einfach nicht blamieren. Ich möchte kein viraler Hit werden, nur weil ich so schlecht tanze.
Du möchtest also kein Meme werden?
Um Gottes willen, bitte nicht!
Wenn wir schon bei Memes sind: Deine Zielgruppe ist jung, trendy, auch gerne abseits des Mainstreams orientiert. „Dancing Stars“ gilt gemeinhin als nichts von alledem. Befürchtest du, dass deine Teilnahme deiner Marke – denn das bist du – schaden könnte?
Nein – einfach deshalb, weil ich bisher sehr viel positives Feedback und Zuspruch bekommen habe. Aber ich mache mir da gar keine Illusionen: Der Grund, wieso der ORF mich für die neue Staffel angefragt hat, ist wohl, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. Ich bin immerhin – im Jahre 2023! – der allererste Influencer, der bei „Dancing Stars“ mit dabei ist. Das lasse ich einfach mal so stehen ...
Ich wiederum würde mich freuen, durch „Dancing Stars“ ein noch breiteres Publikum anzusprechen und sie auf meine Kabarett-Programme neugierig zu machen. Ja, ich bin in einer gewissen Bubble unterwegs. Durch „Dancing Stars“ komme ich aber vielleicht in der Mitte Österreichs an.
Apropos: Hast du Angst, du könntest negative Reaktionen bekommen, weil du mit einem Mann tanzt?
Ich hoffe nicht, aber ich glaube es auch nicht. Als mit Alfons Haider 2011 das erste Mal ein männliches Paar bei „Dancing Stars“ antrat, gab es überall laute Aufregung und öffentliche Diskussionen.
Nun, 12 Jahre später: Es gibt erneut ein Männerpaar bei „Dancing Stars“ und es ist so gut wie kein Thema mehr. Viele machen sich gar keine Gedanken darüber, dass ich mit Herby antrete. Ich merke also sehr wohl, dass sich die Gesellschaft dahingehend positiv verändert. Zum Teil werde ich von älteren Personen auf der Straße aufgehalten, die mir alles Gute für „Dancing Stars“ wünschen. Das ist zuckersüß und freut mich sehr.
Verständlich.
Trotzdem war es mir persönlich sehr wichtig, mit einem Mann zu tanzen – einfach aufgrund der Repräsentation. Mir als damals ungeouteter schwuler Mann hat es wahnsinnig viel bedeutet, als Alfons Haider mit Vadim Garbuzov bei „Dancing Stars“ mitgemacht hat. Dass zwei Männer im österreichischen Hauptabendprogramm miteinander tanzen, hat sicherlich ein Stückchen dazu beigetragen, dass Homosexualität heutzutage weitgehend als „normal“ angesehen wird. Und dass die Gesellschaft nun eine andere ist.
Und nun bist du es, der mit einem anderen Mann im Hauptabendprogramm tanzen wird. Ein Stückerl ORF-Geschichte hast du somit bereits jetzt geschrieben ...
(wirft erfreut die Arme in die Luft) Juhu! So gesehen habe ich ja schon gewonnen ...